Mit etwas Abstand möchte ich mich auch mal zu meinem Erlebnis äußern:
Insgesamt würde ich dem Spiel wohl eine 8,5 oder eine 9 geben. Es hat wirklich großen Spaß gemacht und ist in nahezu allen Belangen in die richtige Richtung gegangen und hat sich sehr stark so entwickelt, wie ich es seit TWW von Zelda immer gefordert habe. Die Oberwelt war wirklich toll und die Interaktionsmöglichkeiten in der Welt waren sehr umfangreich. Das Spiel macht aber auch wirklich genug nicht so gut, sodass eine 10 bzw. dieser Hype um das Spiel allgemein, meiner Meinung nach übertrieben sind.
Ein ganz, ganz großer Kritikpunkt ist meiner Meinung nach die Haupthandlung, wo Nintendo leider nicht von seiner immer gleichen Formel abgerückt ist. Ich kann den Ablauf der Haupthandlungen in Zelda-Spielen einfach nicht mehr ertragen. Es ist jedes Mal aufs neue immer wieder derselbe abgenudelte Ablauf, den ich einfach nur ermüdent finde.
In quasi allen Zeldas wird man am Anfang interessant mit Abwechslung in die Handlung eingeführt, mit vielen kleinen Aufgaben aber in jedem Zelda kommt zwangsweise irgendwann der Bruch, wo die Handlung völlig zum Erliegen kommt und man nur noch Tempel nach Tempel abklappern muss, um dann mit komplettierter Kraft zum Endgegner, meistens Ganon, muss. Das Konzept hat sich für mich völlig abgenutzt. Das läuft immer so ab, dass es irgendwann heißt:
- befreie die fünf Weisen aus den Tempeln, damit diese dir den Weg zu Ganon bahnen (OoT)
- befreie die vier Riesen aus den Tempeln, damit diese den Mond aufhalten (MM)
- sammle die drei Splitter des Spiegels aus den Tempeln (TP)
- befreie die sieben Weisen aus ihren Gemälden in den Tempeln (ALBW)
Und bei BotW ist es leider nicht anders. Zuerst geht es angenehm los, man muss zuerst nach Kakariko, dann nach Hateno, die Handlung baut sich so langsam auf (es gibt wenigstens sowas wie eine Handlung) und dann ab Hateno heißt es dann nur noch
"gehe zu den vier Orten, bringe die Titanen unter Kontrolle und besiege damit Ganon"
Während dieser Zeit wird die Handlung komplett gestoppt (es gibt zwar jedes Mal Rückblendungen aber die Handlung im Hier und Jetzt wird angehalten). Und darauf hab ich einfach kein Bock mehr, weil ich das schlicht schlecht finde. Die Haupthandlung von BotW ist vom Umfang dieser gigantischen Oberwelt einfach unwürdig. Sie ist sehr, sehr gut vergleichbar mit der von MM. Da gibt es auch vier Orte, die man besuchen muss und bis man dann zum Tempel gehen kann, gibt es immer vorher noch eine kleine Aufgabe zu erledigen (vom Affen das Lied bekommen - zum Dorf gelangen und dem Leune die Pfeile klauen | Darmani die letzte Ruhe gönnen, den Goronensohn befreien und mit ihm den Titanen lahmlegen | die Eier der Zoras befreien - den Orni finden
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| den verfluchten Mann befreien, durch das unterirdische Labyrinth gelangen, die Skellete besiegen | den Donnerhelm wieder beschaffen, den Titanen lahmlegen). Von BotW hatte ich mir da mehr erhofft. Da könnte man sich wirklich mal etwas "Handlung" von einem Spiel wie The Witcher 2 abschauen, damit das nicht immer auf "klappere die verschiedenen Tempel ab, um Dinge zu sammeln, die dir beim Kampf gegen Ganon helfen".
Da könnte man auch endlich mal mehrere Charaktere fest im Zelda-Universum etablieren. Ich finde es für die (minderwertige) Qualität der Zelda-Handlungen einfach bezeichnend, dass es in über 20 Jahren nur drei wirklich etablierte Stammcharaktere (Link, Zelda, Ganon(dorf)) geschafft haben. Man hat zwar immer mal wieder Charaktere, die eine kleine Rolle spielen (wie dieses Mal Urbosa, Mipha, Daruk und Rivali) aber wirklich nachhaltig im Gedächtnis bleiben die einem nicht. In SSB schaffen es immer nur dieselben drei, weil es andere wirklich relevante Charaktere in dieser Serie nicht gibt. Bei einem Herr-der-Ringe-Smash, wüsste man gar nicht, wo man anfangen sollte, wichtige Charaktere auszusieben. Die Haupthandlung war, sowohl von der Handlung, auch von dem, was man im Zuge dieser Handlung tatsächlich tut, eine unglaubliche Enttäuschung für mich.
Ein zweiter großer Kritikpunkt ist die Beschäftigung in der Welt allgemein. Ja, es gibt viel zu entdecken. Ja, auch ich bin schon wirklich stundenlang von meinem eigentlichen Ziel abgekommen, weil es immer etwas gab, was meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Am krassesten war es, als ich bei der kaputten Festung ganz in der Nähe der Ställe der Zwillingstüme die 13. Erinnerung gesucht hab, weil ich dachte, die wäre dort. Nach über fünf Stunden einfach nur "erkunden", bin ich dann irgendwann oben bei der Ranelle-Spitze rausgekommen und habe mich komplett in dieser Welt verloren. So etwas habe ich wirklich noch nie in einem Spiel erlebt, das haben auch Skyrim und Co. so nicht geschafft aber auch rein handlungstechnisch ist da leider so gut wie nichts los. Außer Hol- und Bring-Missionen auf unterstem MMORPG-Niveau gibt es leider quasi nichts. Keine interessanten Charaktere, keine spannenden Geschichten, keine längeren Nebenhandlungsstränge, keine Fraktionen etc. Da ist noch definitiv extrem viel Luft nach oben. Wenn ich da alleine an Skyrim und die dunkle Bruderschaft denke, die ja schon mehr oder weniger ein eigenes Spiel im Spiel ist, dann sind die Missionen von Zelda (besiege die Goblins, bring mir Butter, bring mir ein Schwert, photographiere dies und jenes für mich) wirklich schlecht.
Dann gefallen mir die Ortschaften nicht. Das Problem habe ich aber in ausnahmslos allen Spielen, dass die "Städte" immer einfach viel zu klein und dadurch völlig unglaubwürdig wirken. Die Oberwelt von BotW von der Größe her mit der von OoT zu vergleichen, spottet jeder Beschreibung aber die Kakarikos in beiden Spielen dürften ziemlich exakt gleichgroß sein. Zwar gibt es mit neun Ansiedlungen von Lebewesen eine für die Größe der Welt akzeptable Anzahl, allerdings sind die alle einfach viel zu winzig. Am akzeptabelsten fand ich da noch die Gerudo-Stadt aber bspw. die "Stadt" der Zoras besteht ja im Grunde nur aus einem Thronsaal mit Bade- und Einkaufgelegenheit. Schade.
Dann zu guter Letzt die Tempel. Ich habe mich immer darüber aufgeregt, dass die Haupthandlung immer nur aus "gehe von Tempel A über B zu C" ging. In BotW ist das leider auch so, nur, dass man quasi die Tempel abgeschafft hat. Die vier Titanen und die 120 Schreine können einfach vollwertige Wald-, Feuer- und Wassertempel nicht ersetzen. Das einzig wirklich gute der alten Zelda-Formel, die Tempel, haben sie völlig zusammengestrichen. Die Schreine sind zwar eine nette und gute Idee, allerdings muss man meiner Meinung nach von den 120 Schreinen zwingend die abziehen, die nur Kraftproben oder sogar gar nichts enthalten und das sind mehr, als man meinen möchte.
Dazu kommen noch kleinere Kritikpunkte wie die Waffen, die meiner Meinung nach auch dann noch zu schnell zerbrechen würden, wenn man ihre Haltbarkeit verfünfzigfachen würde, die inakzptablen Bildrateprobleme und die nicht durchgängige Sprachausgabe. Deswegen im Endeffekt eine 8,5 oder eine 9. Den direkten Vergleich mit Skyrim verliert es dennoch.