Thomas Ligotti - The Conspiracy agains the Human Race
Hier hatte ich etwas ganz anderes bekommen, als ich erwartet hatte. Ich wusste ja bereits das dies ein stark von Lovecraft inspirierter Autor sein soll, aber eine philosophische Abhandlung, die sich mit verschiedenen Strömungen und Abstufungen des literarischen/philosophischen Pessimismus mit unter anderem auch Abstechern auf literarische Werke (unter anderem natürlich Horror und insbesondere von Lovecraft) und natürlich Religion beschäftigt (unter anderem dem Mechanismus der Selbsttäuschung unter anderem der abrahamitischen Religionen und wie nahe letztlich Buddhismus dem Atheismus kommt) hatte ich nicht erwartet. Allgemein dürfte dies eines meiner ersten philosophischen Bücher gewesen sein; etwas was ich zuvor noch nie gelesen habe (zumal das ganze auf Englisch, womit ich normalerweise weniger Probleme habe, in diesem Fall sehr anspruchsvoll und anstrengend war).
Gerade dieses Buch wurde von Vielen als extrem verstörend angesehen, was ich aber persönlich so gar nicht nachvollziehen konnte. Vielleicht gerade weil hier Ansichten vertreten wurden, dich ich persönlich schon lange teile. Derartige Bestätigungen der eigenen Meinung wie bei diesem Buch sollte man ja eigentlich vermeiden, jedoch kannte ich den Inhalt des Buches zuvor eigentlich überhaupt nicht, dies war also keine bewusste Auswahl meinerseits. Und zwar ist die Quintessenz, dass eben das Bewusstsein der Menschheit diese letztlich eben gerade nicht zur "Krone der Schöpfung" macht, sondern eher ein Zeichen davon ist, dass eben die Natur alles andere als perfekt und der Mensch eher eine Anomalie derer ist. Dass das Bewusstsein also eher eine schwere Bürde ist, mit der sich andere Wesen, die eben gerade deshalb eher im Einklang mit der Natur sind, nicht herumplagen müssen. Aber hier mit äußerster Konsequenz im Kleinen (wenn man in diesem Zusammenhang davon sprechen kann), dass auch die Selbsttötung eben nichts verwerfliches ist, sondern eine logische Konsequenz, wenn man das eigene Bewusstsein als quasi echte Hölle betrachtet, wie auch im Großen (was ich als die Grundaussage des Buches ansehe) der Konsequenz des
Antinatalismus (bzw. speziell dem
nihilistischen Antinatalismus) oder wie es im Buch beschrieben wird "voluntary self-extinction" als bevorzugt anzustrebende Zukunft der Menschheit, also das freiwillige und bewusste Anstreben des Aussterbens der Menschheit. Und dies ist noch nicht einmal die pessimistischste Theorie, da es wohl sogar Ansichten gibt, dass es selbst dann nur eine Frage der Zeit ist, bis sich wieder irgendwann erneut ein Bewusstsein entwickelt und damit das Leiden erneut von vorne beginnt.
Eher optimistische philosophische Ansichten des „being alive is all right" werden vom Autor aber konsequent abgelehnt.
William Hjortsberg - Falling Angel
Erneut wollte ich hier ebenso wie bei „Heart of Darkness“ mal wieder eine Romanvorlage für eine von mir bereits mehrfach gesehene Verfilmung lesen. Im Gegensatz zu vorgenanntem Buch liest sich dieser Noir Thriller weitaus angenehmer und weniger sperrig. Allerdings ist hier auch der Film („Angel Heart“) bereits deutlich näher am Roman und erlaubt sich weniger Freiheiten (die aber bei „Apocalypse Now“ die Romanvorlage „Heart of Darkness“ besser machten). Viel kann man hier nicht falsch machen, man bekommt genau das was man erwartet eben einen Noir Krimi mit einem Twist der leider nicht mehr so reinhaut, wenn man den Film bereits kennt.
Christian Y. Schmidt - Im Jahr des Tigerochsen: Zwei chinesische Jahre
Hier kann man eigentlich nicht viel Neues schreiben, als wie das was ich bereits über sein Buch „Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs“ geschrieben habe. Dies ist eine Sammlung launiger Artikel über kuriose und interessante popkulturelle und politische Dinge in China, mit gleichzeitiger eher humoriger Kritik (früherer Autor des Titanic-Magazins) an der westlichen Sicht auf China. Aber ähnlich wie bei vorgenanntem Buch kann man zwar teils der Kritik unserer Sicht auf China zustimmen, jedoch übertreibt es der Autor und greift wiederum die teils krude chinesische Propaganda (unfreiwillig?) auf. Das wirkt teils wirklich gefährlich naiv.
Christian Y. Schmidt - Im Jahr des Hasendrachen: Zwei weitere chinesische Jahre
Hier gilt das gleiche wie vorgenanntes Buch, allerdings übertreibt er hier die Verteidigungshaltung gegenüber China maßlos. Das hat schon fast einen ähnlichen Geruch wie das Gewäsch der Putin-Versteher und deren wiedergekäute Propaganda und könnte in der Zukunft angesichts der Entwicklungen in China dem Autor durchaus noch auf die Füße fallen.
Mal unabhängig von den oben genannten China-Büchern an sich, habe ich bei der Suche nach den Büchern und dem Kauf selbst festgestellt, wie man von den Algorithmen der großen Anbieter (hier Amazon, aber dies gilt auch für die (a-)sozialen Netzwerke) quasi in eine ideologisch Bubble gedrückt wird. Jetzt bekomme ich auf einmal nur wegen der vier Bücher dieses Autors ständig teils China-apologetische Machwerke angeboten.
Mark Z. Danielewski - House of Leaves
Dies ist zum einen zwar ein sehr interessanter Stil für ein Buch, dass man die eigentliche Kernhandlung hinter 3-4 verschiedenen Erzählebenen „versteckt“ (zum einen die eigentliche Handlung über die Geschehnisse in jenem Haus, dann die Sammlung und Aufarbeitung eines blinden und eremitischen Sonderlings über jene Geschehnisse im Found Footage Stil (gespickt mit fiktiven popkulturellen Bezügen wie Zeitungsschnipseln, Internetposts, Promiinterviews, Referenzen zu ebenso fiktiven Quellen mit Abhandlungen und psychologischen Einordnungen der Geschehnisse bzw. die medialen Artefakte wie die Videoaufzeichnungen des Geschehens) und am Ende ein mehr oder minder unbedarfter Finder dieser unveröffentlichten Aufzeichnungen des Eremiten, dessen Leben aus den Fugen gerät und dessen Vergangenheit sehr traumatisch war. Allerdings liest sich dieser ganze komplizierte Überbau um die eigentlich sehr interessanten Kerngeschichte über das Haus sehr umständlich und anstrengend. Ganz besonders das den Bach heruntergehende Alltagsleben des Protagonisten und seine Vergangenheit in der äußersten Schale der Erzählebenen empfand ich als äußert uninteressant und eher ablenkend und teils richtig nervend. Auch ließen sich wohl die ganzen wie ein Patchwork eingewobenen Schnipsel aller möglicher kunterbunter Medien nur sehr schlecht auf das E-Reader Format übertragen. Ich glaube das ist wohl einer der seltenen Fälle, wo ein gedrucktes Buch klare Vorteile bringt. Mir war das ganze aber viel zu überkompliziert erzählt, wo doch eigentlich nur die eigentliche Handlung um das sonderbare Haus und seine eigenartigen sich ständig verändernden Räume und die Auswirkungen auf die dort wohnende Familie interessant sind und weniger die beiden anderen darum gebauten Handlungen und die darin eingeflochtenen zahlreichen medialen Artefakte von unzähligen und teils anonymen Leuten.
Michael Sommer - Dark Rome: Das geheime Leben der Römer
Mal ein historisches Sachbuch. Das sind nicht wie der Titel vermuten lässt nur irgendwelche finsteren Geschehnisse im alten Rom (diese sind allerdings auch zahlreich beschrieben), sondern auch die sonst wenig betrachteten kulturellen Sonderlichkeiten im alltäglichen Leben der Römer. Zum Glück geht man auch kritisch auf die Quellen ein, da man eben dort auch gerne die vermeintlichen Missetaten mancher irgendwann unbeliebt gewordener politischer Figuren ausgeschmückte oder gar komplett erfunden hatte, um diese manchmal zu Lebzeiten und manchmal postum zu diskreditieren. Über weite Strecken interessant, manchmal etwas Langatmig (bei Dingen die für mich weniger interessant sind).
Hier mal noch ein anderes Review.