Und wieder mal eine kleine Liste, was ich so seit dem obigen Posting gelesen habe.
Nach der oben genannten "Dunkler Turm" Reihe zunächst mal wieder ein Sachbuch und zwar:
Andreas Schmidt und Frank Goyke - "Der Oscar Wilde von Schwerin"
Und zwar ist dies ein wenig erfreulicher Tatsachenbericht über einen mehr oder minder erfolgreichen Autor (Norbert Bleisch) aus Schwerin, der sich mangels besserer Erwerbsmöglichkeiten von einem wohlhabenden Unternehmer überreden ließ, mit minderjährigen Jungen kurz nach der Wende Pornos zu drehen
Gut das das ganze nicht komplett Schwarz/Weiß geschildert wurde und hier Personen nicht gleich dämonisiert wurden, jedoch gleichzeitig die Schuld der Verantwortlichen nicht verharmlost wurde und auch die Folgen für manche der Opfer angesprochen wurden. Dies hatte wohl damals recht große Kreise gezogen, da man von politischer und medialer Seite angesichts der zeitlichen Nähe zu diesem Fall, dass Ganze gleich mit dem Fall Marc Dutroux verglich, dessen Ausmaß dies beileibe nicht erreichte. Bzw. man jahrelang dieses Treiben, dass alles andere als geheim ablief, fast schon duldete (so viele Freundinnen und teils sogar Eltern der Beteiligten wussten davon), aber als Dutroux durch die Medien geisterte, dies ganze komplett aufblähte. Ich glaube kaum, dass die Opfer eines Dutroux diesen freiwillig im Knast besucht hätten, um ihm seine Klamotten zu bringen und die alten zu waschen. Interessant auch, dass die Auftraggeber/Vertreiber der Filme wohl abgesehen vom Amateur-Regisseur Bleisch selbst vergleichsweise ungeschoren davonkamen.
Christian Y. Schmidt - "Bliefe von dlüben: Der China-Crashkurs"
Recht amüsante Anekdotensammlung des Autors der mit seiner chinesischen Frau zeitweise in China lebte und dort wohl allerlei seltsames zu berichten hat. Natürlich ist dies nicht 100%ig erst zu nehmen vom ehemaligen Titanic-Autor. Bzw. ist des auch mehr oder minder eine Sammlung der Beiträge die er zum Thema in eben jenem Titanic-Magazin veröffentlich hatte. Zwar sehr amüsant, aber bisweilen auch IMO recht blauäugig zum Thema der Chinesischen politischen Führung, ähnlich wie das o. g. Buch von ihm
"Allein unter 1,3 Milliarden: Eine chinesische Reise von Shanghai bis Kathmandu"
Christopher Buehlmann - "Between Two Fires"
Sehr filmisch geschriebener Mittelalter Fantasy/Horror Roman während der Zeiten der Pest in Frankreich bzw. fast so etwas wie ein "Road Movie" (bzw. Roman) eines bärbeißigen skrupellosen harten Kämpfers und einem religiös erleuchten Mädchen quer durch Frankreich in Richtung Avignon zum Pabst mit teils recht harten Horror-Elementen. Das ganze hat mich teils ein klein wenig an die gemeinsamen Reisepassagen von The Hound und Aria Stark in ASoIaF erinnert. Wie schon gesagt sehr filmisch erzählt, so sehr das der Roman fast nach einer Verfilmung schreit. Gestört hat mich nur, dass sämtliche Fantasy-Elemente hart christlich geprägt sind, was schon ein Geschmäckle hat.
Dann mal was eher (unfreiwillig) lustiges nämlich die Biographie von Gina Wild, auf die mich die lustigen Beiträge von Oliver Kalkofe aufmerksam gemacht hatten.
Michaela Schaffrath - "Ich, Gina Wild"
Wie schon gesagt hier herrscht unfreiwillige Komik, aber überraschenderweise auch echtes Drama.
Und um eher unangenehme literarische Themen wie das vorgenannte Buch über das Treiben um Norbert Bleisch oder die diversen anderen o. g. Bücher fortzusetzen, habe ich mir eine Empfehlungsliste besorgt, mit den angeblich verstörendsten Büchern und einige davon auch schon in Angriff genommen. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass bislang keines der Bücher auch nur annähernd die Extreme erreicht wie das o. g. de Sade Buch "
Die 120 Tage von Sodom"
Von jener Empfehlungsliste vorerst gelesen habe ich:
Kristopher Triana - "Gone to See the River Man"
Fand ich jetzt gar nicht mal so verstörend. Viele angeschnittene Themen waren in der Tat eher bäh. Aber im Prinzip war es eher deprimierend bzw. dabei interessant zu sehen wie der Autor die Hauptfigur mit jedem Kapitel weiter moralisch auseinandernimmt, bis man am Schluss sieht, wie diese Person wirklich ist und wie sie zu dem geworden ist, bis man nach und nach jeden Respekt verliert.
Kealan Patrick Burke - "Sour Candy"
Keine Ahnung was manche Leute daran verstörend finden. Das ganze liest sich eher wie eine Black Mirror Episode und dabei noch nicht einmal eine schlechte, ganz im Gegenteil - fand ich jetzt nicht wirklich so schockierend.
Eric LaRocca - "Things Have Gotten Worse Since We Last Spoke"
Ebenfalls nicht wirklich so schockierend wie ich erwartet hatte, zumal wenn man bereits selbst kapiert hat, wie zerstörerisch sich manche Internet-Bekanntschaften teils nicht nur auf leicht beeinflussbare Menschen auswirken können. Aber das ganze nur durch die Korrespondenz der beiden Parteien und später externe Ermittlungsberichte zu erzählen war eine gute Wahl.
Agustina Bazterrica - "Tender is the flesh" (bzw. "Wie die Schweine" in der deutschen Übersetzung)
Das trifft schon eher die Bezeichnung verstörend. Wie schon "Gone to See the River Man" eher deprimierend in seiner Trostlosigkeit. Es ist aber höchst interessant und durchaus auch unterhaltend zu lesen was alles daraus resultieren kann, wenn vorher undenkbare Dinge in einer Gesellschaft von oben herab normalisiert werden.
Angebliche Erkrankung bei Nutz- und auch Wildtieren, die den Verzehr dieser ungenießbar bis tödlich machen (was selbst vom Protagonisten, einem Hohen Tier im Schlachtgewerbe, angezweifelt wird), wodurch sich eine neue Art industrielle Massentierhaltung etabliert hat - mit Menschen und deren "Special Meat" mit sehr bildhaften Schilderungen der nun auf Menschen angewendeten Massentierhaltung bzw. auch des eigentlichen Schlachtprozesses.
Einige werden das Buch sicherlich als Statement für Vegetarismus/Veganismus lesen, ich sehe dies aber nicht so, bzw. hat da Buch mich zu keinem Zeitpunkt meinen Fleischkonsum hinterfragen lassen.
Chandler Morrison - "Dead Inside"
Wie das vorige Buch wiederum eine der Empfehlungen, die ich in der Tat recht mochte und die ebenso durchaus recht verstörend war. Wirklich unterhaltsam zu lesen, was passieren kann, wenn sich zwei völlig Gestörte zum (nicht wirklich) Liebespaar werden und das ganze mit wirklich bildhaften Schilderungen von echten Exzessen und einem aufgrund des Gore-Faktors absolut unverfilmbaren Finales.
Ein Nekrophiler, der quasi nur so sein Liebesleben bestreiten kann, freundet sich mit einer Frau an, die darauf steht tote Babys und/oder Foeten zu fressen.
Von all den inneren Monologen des Protagonisten bzw. der Art dieser wurde ich leicht an die Serie Dexter erinnert.
Die Liste mit Vorschlägen für verstörende Themen ist aber noch länger wie z. B.
FantasticLand (Mike Bockoven)
The Conspiracy against the Human Race (Thomas Ligotti)
The Troop (Nick Cutter)
Full Brutal (Kristopher Triana)
Als nächstes möchte ich dann aber
"The Necrophiliac" von Gabrielle Wittkop in Angriff nehmen und danach mich vielleicht der literarischen Vorlage für die Serie Dexter widmen, beginnend mit
"Darkly Dreaming Dexter" von Jeff Lindsay (bzw."Des Todes dunkler Bruder" in der deutschen Übersetzung, die ich nach den vielen englischen Bücher diesmal lesen werde).
Aktuell bin ich aber mit etwas gänzlich anderem beschäftigt, bzw. bin ich bald mit diesem Buch durch, nämlich der alte chinesische Erzählung:
"Die Räuber vom Liang-Schan-Moor" (bzw. im englischen "Water Margin", "Outlaws of the Marsh" oder "All Men are Brothers"), was ich aber auf englisch lese, da ich in E-Book-Form keine deutsche Übersetzung gefunden habe (und die gedruckte deutsche (DDR) Auflage davon hatte ich vor einer Weile meiner Schwester geschenkt). Dies ist übrigens auch die Vorlage, auf welcher die Suikoden Spiele (extrem frei interpretiert) basieren.
So richtig anfreunden kann ich mich nicht mit dem Buch. Zum einen gibt es einfach viel zu viele Charaktere, zu viele um sich wirklich jeden zu merken. Ich habe das Gefühl, dass man sich Notizen machen muss, um diese und ihre Hintergrundgeschichte alle im Blick zu behalten, auch insbesondere angesichts der vielen und teils ähnlichen chinesischen Namen. IMO ist dies sogar noch viel Schlimmer als ASoIaF. Angesichts des Alters des Buches (wohl aus dem 14. Jahrundert), liest es sich fast modern, besonders angesichts der Cliffhanger am Ende jedes einzelnen Kapitels, viele davon sind absolut unnötig und aufgesetzt. Auch ist der Schreibstil teils ganz schön unbeholfen mit unfassbar vielen Plot Armors
(gegen Ende setzt dann allerdings das große Sterben ein) und völlig unglaubwürdigen, die Handlung voranbringenden, Zufällen. Alles in allem ein recht anstrengendes Buch.