Naja, dass Gendersternchen nun Immigranten und Leute mit Leseschwäche diskriminiert ist aber auch ein sehr scheinheiliges Argument - vor allem wenn man selbst glaubt (was ich verstehen kann, ich halte das auch für stark übertrieben in der Darstellung), dass schon stark übertrieben wird, wenn es darum geht festzuhalten wie stark sprachliche Grammatik diskriminiert....das ist für mich auch absolut klar, dass man gerade nicht nur ein Verständnis mit dem Gendersternchen schafft für Minderheiten und in der Vergangenheit unterdrückte Gruppen von Menschen, sondern auch, dass man eben diesen Menschen auch verstärkt einredet, dass die Deutsche Grammatik diskriminiert. Ich warte auch nur darauf, dass bei den Rechten die Idee aufblüht, dass das generische Femininum (das ja in der Debatte wieder komplett unberührt bleibt und gar keine Rolle spielt, weil man sich einmal mehr nicht nach allgemeiner Logik richtet, sondern rein nach empfundenen Ungerechtigkeiten) sie ja diskriminiert. Also die Deutsche Sprache hat sich ja auch nicht künstlich nach Menschen mit Leseschwäche zu orientieren, sonst müssten wir da noch sehr viel mehr künstlich umbauen. Das ist imo kein brauchbares Argument.
Nun gut, in der Schweiz hättest du immerhin die Möglichkeit, eine Initiative zum Verbot von Gender-Experimenten zu lancieren, ohne sonst SVP wählen zu müssen.
In Deutschland müsstest du aber schon fast AfD wählen, um deinem Anliegen politisch Gehör zu verschaffen. die Grünen/SPD wirst du dafür nicht gewinnen können. Die sind mit Energiewende, sozialer Wohlfahrt etc beschäftigt fürs erste
Die letzte Aussage teile ich überhaupt nicht. Das ist einfach deine subjektiv-negative Wahrnehmung. Reaktionär (also gegen das was andere neu schaffen) sind traditionell immer eher die rechten Parteien. Quasi eine natürliche Bremse des Fortschritts, so dass nicht zu viele Menschen abgehängt werden.
Natürlich nicht. Man kann auch noch immer Grün oder Rot wählen und das Gendersternchen ablehnen (das tun ja auch unter diesen Wählern viele - wie eben ich). Vollkommen unproblematisch. Weiß auch nicht wieso man auf die Idee kommen sollte, dass die Partei, die man wählt einen einzelnen in jedem Punkt vertreten wird. Und natürlich kann man dann auch als Wähler dieser Parteien dennoch dieses Thema ablehnen und kritisch sehen, auch wenn die bevorzugte Partei das forciert. Beim politischen Klima und dem Kampf für die eigene Partei bzw. den Kampf gegen die extremen Ideologien, vergisst man maybe zur Zeit immer mehr, dass das Spektrum politischer Themen ja sehr breit gefächert ist und man so gut wie nie eine Partei wählen wird, die einem auch nur annähernd auch in jedem Thema optimal vertritt. Solche Vorschläge wie von dir, werden aber auch nur weiter Spaltungen forcieren. Auf der anderen Seite wird genau das aber passieren und das ist ja die Gefahr an populistischen Parteien wie der AfD, dass dann auf Grund einzelner, omnipräsenter Themen dann CDU-Wähler oder gar potentielle Mitte-Links - Wähler zur AfD abrutschen.
Wenn das eh eine Modeerscheinung ist, die früher oder später verschwinden wird, dann wieso so viel Energie damit vergeuden?
Ich wende auch nicht 100 Stunden Lebenszeit auf, um meinem Teenager-Sohn zu erklären, weshalb Goth-Kleidung doof ist. Er wächst ja eh selber wieder draus -> also machen lassen, und das eigene Leben geniessen.
Plus, ich denke auch nicht, dass Gendersterne sich unbedingt in der Sprache festsetzen werden. Sie schaffen aber im Moment ein Bewusstsein dafür, dass es Diversität in der Gesellschaft gibt, Menschen, die nicht immer fair behandelt wurden in der Vergangenheit. Sobald dieses Bewusstsein in der breiten Bevölkerung eh vorhanden ist, braucht es auch die Gendersterne quasi nicht, weil ja das wichtigere Ziel eh erreicht wurde. Und für die Sprache fällt vllt in Zukunft mal jemandem noch eine bessere Idee ein, die sich dann auch einfacher umsetzen lässt.
Naja, Modeerscheinung wäre es beim Volk wahrscheinlich wirklich. Aktuell wird Gendersternchen aber von öffentlichen Institutionen aber schon zu gewissen Teilen forciert und mitgetragen und dort wird es dann imo sogar sehr schwer wieder einen Rückzieher zu machen bei einem Thema, dem ja natürlich eine positive Message zu Grunde liegt. Das stelle ich mir sehr schwer vor. Aber es passiert aktuell schon noch komplett am Volk vorbei und das ist schon ein Problem und deswegen wird es ja auch so stark diskutiert.
Die positive Signalwirkung von der du sprichst ist sicherlich bis zu einem gewissen Grad vorhanden, aber die bekommt man auch über andere Wege...dafür braucht man kein Gendersternchen oder andere dämlich klingende Methoden wie "ens" oder "xier/xies". Das geht anders und vor allem hätte man sich vielleicht wirklich vorher mal überlegen sollen, wie man Wortschöpfungen kreieren können, die nicht scheißdumm klingen - der Wahn dahinter allem eine Symbolik zu verpassen ist da absolut hinderlich und gar nicht notwendig.
Und wie gesagt: Der positiven Signalwirkung steht eben auch eine Problematik gegenüber: Die diskriminierende Wirkung der Deutschen Sprache wie sie jetzt ist, wird maßlos überspitzt dargestellt und entspricht ja keinen Realitäten mehr. Man macht sich selbst und andere in diesem Punkt dann schon in einem Ausmaß zu einem Opfer, das so nie da war.
Dass non-binäre Menschen auch eine Möglichkeit wollen ansgesprochen zu werden, das ist ja einzusehen und da fehlt dem Deutschen das they/them natürlich (wobei man sich hier maybe auf die Höflichkeitsform einigen könnte?), aber dass man Leuten einredet, dass sie mit "der Bürger" und Ähnlichem nicht wirklich angesprochen wurde...das ist Quatsch...das ist sogar ziemlich scheiße und auf andere Art und Weise manipulativ. Es ist sogar eine Frechheit.
Und dass du meinst das wichtigste Zeil wurde erreicht: Ich glaube da wurde nicht viel erreicht oder erschaffen, das nicht sowieso längst im Gange war - vielleicht kann es eine Basis sein für bessere Vorschläge (weil ja, es muss möglich sein auch als aufgeschlossener Mensch die aktuellen Vorschläge als sehr dumm zu empfinden....ich kann dir z.B. sagen, dass das Gendersternchen bzw. die Pause nie den Weg in meinen natürlichen Sprachgebrauch finden wird...das halte ich für ausgeschlossen, dass ich mich privat mit Freunden mal auf diese Weise unterhalten werde und das ohne jede Bösartigkeit dahinter) sein. Aber sonst hat man da gerade wieder ein Thema aufgemacht, dass eher kontrovers behandelt wird und das auf viel Ablehnung stößt. Da sollte man sich auch wirklich in Zukunft bei ähnlich gut gemeinten Vorschlägen überlegen wie etwas auch in der Form und Art und Weise eventuell ankommt.
Weil das sollte man schon auch erkennen, dass man - auch wenn es natürlich ein sehr moralisches Thema ist - dieses Thema nicht nur politisieren darf. Den Fokus auch nicht wieder nur auf den Kampf gegen den rechtsradikalen, weißen cis Mann setzen, sondern auch hier einfach mal einsehen, dass das Ding auch bei progressiven Menschen nicht gut ankommt und zwar nicht, weil man für Gleichberechtigung kämpft, sondern weil es in der Form nicht natürlich wirkt und sry, aber das muss man auch so sagen: einfach dumm. Es für ein in gewissen Punkten natürlich vorhandenes Problem einfach ein sehr dummer, unnatürlicher Lösungsvorschlag und damit holt man dann halt auch weniger Menschen ab als mit besseren Ideen mit denen man sich vorher länger beschäftigt.
Was man so mit diesem aktuellen Vorschlag hauptsächlich schafft: Dass die Leute erst einmal anders auf Schulen, Unis, Arbeiten schreiben und öffentlichen Auftritten reden (häufig gegen den eigenen Willen), als privat. Ob das dann wirklich für Gleichberechtigung sorgt? Ich würde sagen hat eher was von seichter Symbolpolitik in der Form.