@Brod: Die Spaltung der Gesellschaft wird denke ich vor allem durch die Architektur der heutigen sozialen Medien vorangetrieben, weil die Sender -> Empfänger - Kette heute nicht mehr so existiert wie früher, sondern Algorithmen, um Menschen zu engagieren, immer den extremsten Inhalt dem politischen Gegner präsentiert, um mehr Clicks zu erhalten.
Nicht nur durch Algorithmen alleine (natürlich auch), aber selbstverständlich sind soziale Medien und die Vernetzung hier ganz entscheiden - hat sich bei Rechts zuerst ja sehr schnell gezeigt und bei Links passiert es nun eben auch und selbstverständlich reagiert der Mensch auch ohne Algorithmen verstärkt eher auf radikale Meinungen und das war noch nie leichter als über soziale Medien. Noch nie hatte man einfacher Zugriff auf so viel Hass, Unsinn, Fake, etc....und das erzeugt dann auch natürlich Bilder und Wahrnehmungen, die so real gar nicht existieren. Wie ich hier schon 2-3x geschrieben habe: Wenn es danach ginge, wie wir auf twitter, facebook, reddit und Co. miteinander kommunizieren und was wir dort wahrnehmen, dann müssten wir uns alle gegenseitig täglich in der U-Bahn und am Arbeitsplatz oder der Schule anschreien...das passiert freilich ja nicht.
Und natürlich sorgt auch der Umstand, dass radikale Stimmen eher das Bedürfnis haben sich zu äußern, dafür, dass man bisschen über die Mitte drüberfährt, sie im Bewusstsein einiger Menschen fast schon auslöscht. Da ist die Linke Seite imo auch stark gefragt, dass man Vernunft nicht vergisst und dieses "wer nicht für uns ist, der ist dagegen" - Bewusstsein, wieder etwas ablegt. Auch in einer progressiv stark beschleunigten Gesellschaft, in der wir hier in DACH zweifelsfrei leben (und zwar schon lange vor twitter und Co.) wird es ja nicht sinnvoll sein, dass man Diskussionen und den Diskussionsverlauf von 2 Rändern bestimmen lässt, die aufeinander prallen.
Natürlich braucht es bei vielen Themen auch mal radikale, sehr laute Stimmen, damit sich etwas bewegt, aber es muss schon auch die Einsicht wieder etwas mehr in unser Bewusstsein zurückkehren, dass nicht jede radikale Idee oder überhaupt jede Idee gut ist, nur weil sie einen progressiven Hintergrund hat. Das ist man dann auch gefragt selbst wieder mitzudenken und sich auch mal selbst länger Gedanken über Dinge zu machen bevor man auch zu einer eigenen Meinungsbildung kommt.
Wird nichts bringen bei jedem Thema automatisch mitzuschwimmen nur weil es einen progressiven Hintergrund hat.
Deswegen oben ja auch mein Einwand, dass ich ja dennoch weiter Links wählen werde (also nicht die Linke...sondern die Parteien links der Mitte), auch wenn ich bei Gendersternchen oder anderen einzelnen Themen nicht mitgehe. Hat man auf cw im Walthread ja auch wieder gesehen, dass da gewisse Probleme vorhanden sind: Man hat "seine" Partei gegen wahrgenommene Angriffe fast bedingungslos verteidigt, gerechtfertigt und am liebsten sofort zum Gegenschlag ausgeholt....das haben sehr viele gemacht, egal um welche Partei es sich handelt. Das kann nicht sinnvoll sein - damit wird man auch sich selbst ja gar nicht real repräsentieren.
Das ist auch schon ein Wunsch von mir, dass man wieder mehr Komplexität bei der Moral erlaubt. Es müssen auch linke und progressive Menschen untereinander wieder stärker diskutieren. Das Problem und die Lösung wird da auch immer mehr vermischt aktuell, zumindest meine Beobachtung und das finde ich schon etwas scheiße und auch dumm. Man muss eben nicht nur die richtigen Dinge tun, sondern auch die Dinge richtig tun, wie es so schön heißt.
Deswegen habe ich zuletzt ja auch (und das wird denke ich auch aufgefallen sein) bewusst eher auf Beiträge reagiert, die meiner eigenen Moral eher entsprechen als andere Stimmen, aber die mir etwas dumm oder vor allem an der Realität vorbei gedacht vorkamen. Was ich erstaunlich fand: Wie schnell man dann selbst das Gefühl schon hatte von einem Menschen in eine politische Schublade gesteckt zu werden und selbst nachdem man eben dem widersprach, ging es 2 Beiträge später schon wieder im gleichen Ton weiter.
Da wird sich hoffentlich auch einiges tun in Zukunft, weil es auch notwendig sein wird. Ich bin ja z.B. über Nacht nicht plötzlich zum Feind der Frauen, LGBTQ-Community und non-binären Menschen geworden, nur weil ich das Gendersternchen dumm finde.