The Forgotten City
Ihr mochtet Outer Wilds und fandet das Konzept von 12 Minutes interessant. Euch störte vielleicht das viele Trail an Error bei diesen Titeln?
Dann lest nicht weiter, sondern spielt dieses Spiel.
Je weniger ihr wisst, desto besser. Gibt kostenlos im Gamepass, dauert knapp 10h und ich verspreche euch, wer mit Spielen mit einer Zeitschleifenmechanik etwas anfangen kann, wird nicht enttäuscht werden.
Ich selbst habe das Spiel gestern und vorgestern in kürzester Zeit durchgesuchtet. Ich hatte Zeit und dieses Spiel schafft es, wie schon lange kein Spiel mehr, bei mir einen tollen Flow erzeugen, in dem man sich verlieren kann. Nach knapp über 9h hatte ich alle 4 Enden gesehen und dafür etwas unter 15 Loop gebraucht.
Wie hat das Spiel das geschafft? Nun, da wäre die spannende Prämisse mit einem interessanten Geheimnis, das es zu lüften gilt. Da wären die cleveren Mechaniken, die die Wiederholungen durch die Loops so wunderbar abmildern und (!) gleichzeitig relevant für das Spiel sind. Toll gelöst, das haben andere Spiele dieser Art z.T. wesentlich schlechter hinbekommen (ja ich schaue dich an 12 Minutes). Ich hab nur die Hälfte des Spiels nicht gecheckt, dass Items dauerhaft in meinem Inventar bleiben und so manche Sachen 2-3 mal besorgt (mein Fehler).
Dann noch die schöne und kompakte Open World, die einen Microkosmos erschafft, in dem ich mich schnell auskenne, gleichzeitig viel zu entdecken habe und auch zum Ende hin noch Überraschungen für mich bereit hält.
Und zuletzt das perfekte Balancing der Rätsel bzw. der Fortschritts. Ich hing nie wirklich lang an einer Stelle, kam mir gleichzeitig aber immer wieder schau vor bzw. wurde von den Ereignissen überrascht. Besser habe ich das noch nie in so einer Art Spiel gesehen. So clever die Mechaniken und Rätsel z.B. in einem Outer Wilds sind, so sehr können sie einen auch nerven, wenn man mal auf dem Schlauch steht oder ein Flugmanöver verhauen hat.
Was man auch noch lobend erwähnen muss ist das Writing. Jede Figur hat eine Persönlichkeit, ist toll vertont und die meisten Texte lesen sich angenehm natürlich (im Rahmen der Zeitschleifen Prämisse). Auch schön, dass die angesprochenen Themen etisch hinterfragt werden können. Diese Dialoge haben mir besonders Spaß gemacht. Oder die ein oder anderen Verweise auf unsere Zeit ("Pandemie").
Das Spiel ist nicht perfekt, man sieht an allen Ecken und Enden, dass es mal eine Skyrim Mod war. Die Dialoge-Sequenzen mit dich direkt anstarrenden Gesichtern sind auf Dauer zwar ertragbar. Aber es geht eben auch viel viel besser. Zum Beispiel mit ein wenig Gestik oder Drehungen des Kopfes. Und das man zu Beginn erstmal alle NPCs nach ihrem Lebenskauf fragen muss (wer bist, wo kommst du her etc.?), war etwas zu viel, wenn auch in der Prämisse des Spiels erstmal logisch.
Dann gibt es noch eine "Horror" Sequenz, die neue Gameplayelemente einführt. Die hätte es nicht gebraucht, immerhin wird aber eine interessante Geschichte erzählt, sodass ich nicht ganz so genervt war. Oder die Tatsache, dass man NPCs verärgern kann, sodass sie den Loop über nicht mehr mit dir Reden. Mir ist das 3x passiert, was am Ende einen Neustart bedeutete. auch leicht nervig, wenn auch realistisch. Das Kanon Ende fand ich nur ganz ok. Die Idee ist ganz nett, kommt aber zu plötzlich und erklärt fast schon zu viel.
Am Ende bleibt, tolles Spiel, perfekte Länge, schöne Geschichte mit netten Twists und eine wirklich clevere Timeloop Mechanik, dessen Fortschritt ich selten so perfekt für den Spieler ausbalanciert gesehen habe (nicht zu schwer, nicht zu leicht). Unglaublich, dass nur 3 Leute das entwickelt haben. Für alle mit Gamepass quasi Pflicht das Spiel sofort zu spielen, um ihre Stimme in der GotY Wahl evtl. noch zu ändern.