Nach über 40h mal ein „kurzes“ Zwischenfazit.
Für das Über-Spiel mit 10/10 halte ich BotW nicht. Dafür hat es doch zu viele kleine Designschnitzer und ist in den Gameplaymechniken - zumindest für mich – mit diverse Fehlentscheidungen behaftet. Es ist immer noch ein super Spiel mit dem ich viel Spaß habe, leider wird viel Potential nicht genutzt.
Doch erstmal zum Positiven. Viel zu wenig Aufmerksamkeit hat das wie ich finde geniale Lighting bekommen. Auch wenn das Spiel mit schlechten Texturen an einigen Stellen schwach aussieht, das Lighting schafft es selbst diese Stellen noch gut aussehen zu lassen und vermittelt in vielen Situationen eine wunderbare Stimmung. Zeigt mal wieder wie wichtig es ist, deutlich wichtiger als zig Polygone, High-Res Texturen und Co. Mit schlechtem Lighting kann man jedes Spiel ruinieren.
Jetzt zu den Ktizikpunkten.
Regen:
es regnet viel zu viel. Mag das ganze atmosphärisch noch schön sein, für Grundlegende Gameplaymechniken (Klettern, Kochen, Feuer allg.) ist es Gift und man hätte die Regenmenge am Besten nach der Zora-Mission reduzieren müssen.
Waffensystem:
Auch wenn ich mit dem Zerbrechen der Waffen ganz gut klar komme, so zeigt das System doch viel verschwendetes Potential. Warum müssen manche Waffen bereits während eines Kampfes gegen härtere Gegner zerbrechen? Das ist lächerlich. Ich kann mittlerweile nachvollziehen, dass die Waffen nach einer bestimmten Zeit unbrauchbar gemacht werden müssen, damit man nicht die Möglichkeit hat sich früh im Spiel extrem starke Waffen zu beschaffen. Aber da gäbe es doch sicher bessere System, als die Zerbrechlichkeit so extrem hoch zu setzten. Zum Beispiel ein System, das die Abnutzung im Verhältnis zur Herzzahl/Ausdauer regelt. Starke Waffen nutzen sich bei wenig Grundausdauer deutlich schneller ab (weil Link sie noch nicht sauber führen kann, oder so). Oder das noch mehr Waffen repariert werden können. Wenn die Reparatur teuer genug ist, mag es manchmal besser sein, die Waffe zerbrechen zu lassen. Der Spieler hätte aber zumindest die Möglichkeit sich auf gewisse Waffen zu spezialisieren.
Dann finde ich es sehr schade, dass so coole Waffen wie Feuerstab und Boomerang einfach mit den normalen Waffen zusammengeschmissen wurden. Das wertet sie extrem ab (die Steuerung des Boomerang ist ein Graus) und man hätte sicher ein besseres System finden können. Zum Beispiel mit Magie, sodass sich der Feuerstab dauerhaft im Inventar befindet, für Rätsel genutzt werden kann und man die Verfügbarkeit eben über die Verfügbarkeit von Magie regelt (Magietränke extrem auwendig oder teuer, Effekte in der Welt beschränken die Magieleiste, was auch immer).
Gegner:
Es gibt zu wenige unterschiedliche Gegner. Die meisten bekommen nur neue Formen mit Elementarkräften oder mehr TP. Das wars. Nach 20-25h hat man einen 80% der Gegner gesehen. Zumindest ist das mein Eindruck nach 40h in denen kaum neue Gegner hinzugekommen sind und diese auch nur Abwandlungen bekannter Gegner waren.
Physiksytem:
Grundsätzlich ist das Physiksystem super, leider wird es viel zu wenig genutzt. Das fällt einem vor allem auf, wenn man sich mal das Tutorial am Anfang des Spiels ansieht. Dort musste man Brücken bauen, Steine auf Gegner rollen und Brände entfachen usw. Was davon habe ich danach noch mal getan. Sogut wie gar nichts. Das ist wirklich Schade. Da wird einem eine coole Gameplaymechanik näher gebracht und dann kann man sie in den wenigsten Fällen sinnvoll nutzen.
Module:
Dieser Punkt geht Hand in Hand mit dem Physiksystem. Die Module werden fast nur für die Schreine genutzt oder um mal eine Truhe aus dem Schlamm zu ziehen. Wo nutze ich in der Oberwelt mal Stasis (ist viel zu ungenau), wo erschaffe ich mal schnell Eisblöcke. In der Regel gar nicht, weil Schwimmen immer schneller geht und für was anderes braucht man sie nicht.
Storytelling:
Was ein verschwendetes Potential. Die 10000 Jahre alte Zivilisation hätte eine so geile Lore abgegeben und was wird daraus gemacht. Nichts. Die Bewohner erzählen einem kaum was. Die wenigen Forscher, die sich damit beschäftigen, sind nicht mehr als simple Nebenquest Lieferanten und werten die Module auf. Das wars. Link selbst findet auch keine Unterlagen, Texte oder ähnliches aus dieser Epoche, die einem z.B. die Große Verheerung näher bringen, Schwachstellen in den Titanen aufzeigen, sowas eben.
Sprachausgabe:
So schön es ist, dass man überhaupt Sprachausgabe hat, es wirkt schon extrem billig, wenn man nach einer Zwischensequenz mit Textboxen abgespeist wird.
Über die Dungeons habe ich mich ja bereits ausgelassen, da ist imo das größte Potential für einen Nachfolger. So cool eine frei begehbare Welt auch ist, sie bringt im Gameplay einige Einschränkungen mit sich, die sich so in einem Nachfolger nicht mehr sehen möchte. „Der Weg ist das Ziel“ war das Mantra bei der Entwicklung. Aber was ist denn so schlimm daran, die Karte in 5 Gebiete auszuteilen, für die man gewisse Voraussetzungen braucht. Gerade bei der Größe der Welt, wäre das doch gar nicht negativ aufgefallen und hätte die Möglichkeit gebracht, neue Elemente gezielter einzusteuern. Da scheitert Nintendo imo an den eigenen Ansprüchen.
Hat sich jemand schon mal gefragt, wie das Spiel angekommen wäre, wenn man es als eigenständige neue IP herausgebracht hätte? Es hat sich so weit von der Zelda Formel der letzten Jahre entfernt, das es mit einer anderen Welt, anderem Charakter und anderer Story wahrscheinlich genauso gut oder sogar besser funktioniert hätte, da man nicht gezungen gewesen wäre, diversen Fanservice einzubauen.
Und zu Schluss, allein, dass ich motiviert bin einen so langen Text zu schreiben, sagt schon viel über die Qualität eines Spiels aus