All Ships checked-in!
Wie schnell doch die Zeit vergeht. Es sind bereits zehn Jahre vergangen, seit dem uns Nintendo mit einem neuen Star Fox-Titel beglückt hat. Zwar genießt die Star Fox-Crew nach wie vor ihre omnipräsenten Auftritte und Cameos in den Super Smash Bros.-Titeln, jedoch sah es eine lange Zeit düster aus für die einst populäre SciFi Shooter-Serie. Nun hat sich Nintendos bekanntester Designer Shigeru Miyamoto mit Co-Entwickler Platinum Games der beinahe vergessenen Reihe gewidmet und liefert mit Star Fox Zero einen guten Reboot-Titel ab.
Tierische Schlachten im Weltall
Die Handlung in Star Fox Zero ist eine Neuinterpretation des Klassikers Star Fox 64. Hier werden im Prolog die Ereignisse des originalen Söldnerteams ‘Star Fox’ (bestehend aus Foxs Vater James McCloud, Peppy Hare und Pigma Dengar) neu erzählt und der Kampf gegen den bösen Wissenschafter Andross und seine Armee detailliert geschildert. Der Spieler übernimmt fünf Jahre später die Rolle von James’ Sohn, Fox McCloud, welcher nach einem Schicksalschlag das Star Fox-Team mit Peppy Hare, dem ehemaligen Kameraden seines Vaters, erneut ins Leben rufen möchte. Nebenbei werden auch zwei seiner guten Freunde namens Slippy Toad und der hitzköpfige aber gutherzige Falco Lombardi für die Crew rekrutiert.
Während eines Testflugs erhält das neue Star Fox Team einen Notruf von General Pepper vom Planeten Corneria, welcher das Quartett darum bittet seine Streitmacht im Kampf gegen die Invasion durch Andross zu unterstützen. Glücklicherweise nicht allzu weit von dem Planeten entfernt und auch Fox gelegen kommend, da er mit Andross noch eine persönliche Rechnung zu begleichen hat, starten Fox und sein Team ihre Angriffsoffensive gegen die Besetzer von Corneria.
Gameplay
Star Fox Zero vereint einzelne, populäre Spielinhalte aus älteren Star Fox-Ablegern mit neuen abwechslungsreichen Fahrzeugen; einem leicht modifizierten Zweispieler-Modus und einer überarbeiteten Cockpit-Ansicht zu dem klassischen, aber guten 3D-Shooter der alten Schule. Das Spielprinzip ist so simpel, wie es auch motivierend ist: Der Spieler steuert Protagonist Fox McCloud mit seinem Flugschiff, dem Arwing, durch eine festgelegte 3D-Route, in der man feindliches Feuer erwidert, einkommenden Objekten ausweicht, Waffen-Upgrades und Bomben aufsammelt oder gar einem der drei Teamkameraden aus einer Zwickmühle hilft, wenn sie unter Beschuss geraten.
Zwischen den einzelnen Abschnitten in den Missionen gibt es immer wieder offene Gebiete und Bosskämpfe zu bestreiten, in denen sich der Spieler nun frei in einem geschlossenen 360°-Feld bewegen und dem WiiU-Gamepad, für ein besseres Zielen, interagieren kann. Entwickler Shigeru Miyamoto versucht dabei dem Spieler mit den unterschiedlichen Fahrzeugen ein möglichst abwechslungsreiches Gameplay zu bieten, damit sich nicht jedes Level gleich anfühlt und es immer etwas Neues zu erleben gibt. Wie es bei den meisten Star Fox-Spielen üblich ist, liegt der sehr hohe Wiederspielwert im Finden von neuen Überraschungen, alternativen Stages und Geheimnissen, so dass ältere Stages immer wieder besucht werden. Ein Beispiel dazu dürfte die ‘Walker’-Funktion des Standardflugschiffes sein, welches man erst nach Absolvierung der ersten Stage freischaltet, aber zugleich auch unter bestimmten Bedingungen in der ersten Stage zum Besiegen eines Bosses nutzen kann. Neben dem immensen Fanservice durch Soundsamples, bekannten Zitaten und permanenten Deja Vús zu älteren Titeln, sind es vor allem die feinen Details, die den Wiederspielwert hochschrauben und Star Fox Zero zu einem gut durchdachten Spiel machen.
Aufmerksamen Spielern oder Messebesuchern dürfte es bereits bekannt sein, dass sich die Steuerung bei Star Fox Zero gravierend von seinen Vorgängern unterscheidet und sich deshalb selbst Langzeitfans auf eine komplett neue Steuerungsmechanik einstellen dürfen, die nichts mehr mit den alten Star Fox-Teilen gemeinsam hat. Ein Hauptaugenmerk gilt jetzt der fokussierten Nutzung der Schultertasten für den Waffeneinsatz und dem rechten Analogsticks für die Sekundärsteuerung des Arwings, um sich halbwegs im Lylat System zurecht zu finden. Wäre das nicht genug, so muss der Spieler nun auch mittels dem eingebauten Gyro-Sensor des WiiU-Gamepads und der Cockpit-Ansicht inmitten des Fluges Gegner mit ein wenig mehr Feingefühl anvisieren.
Es stimmt zwar, dass man die neue Steuerung nach kürzester Zeit im Griff haben kann und man vor dem eigentlichen Spielstart in ein groß angelegtes Tutorial geworfen wird, bzw. auch im Trainingsmodus immer wieder üben kann, dennoch wäre eine traditionellere Steuerung wünschenswert gewesen. Bedingt durch den notwendigen Einsatz des WiiU-Gamepads und dessen Bildschirm zum Beenden diverser Missionen, kann die Steuerung leider nicht auf einen gewöhnlichen Controller übertragen oder nur sehr minimal angepasst werden. Star Fox Zero spricht daher auch mehr die Hardcore-Fans an, als neue und unerfahrene Spieler, die mit dieser sehr Aufmerksamkeits-intensiven Steuerung überfordert werden. Da hilft auch die wechselbare Ansicht mit “Select” am WiiU Gamepad nicht hinweg.
Multiplayer
Star Fox Zero verfügt über einen Zweispieler-Modus, bei dem sich beide Spieler die Steuerung von Fox teilen. Während der erste Spieler das Raumschiff auf dem TV-Bildschirm steuert, übernimmt der zweite Spieler die Kontrolle über die Cockpit-Ansicht. Die dabei ablaufenden Gefechte zu Land, in der Luft oder im All stellen sich dabei als eine weitaus intensivere Aufgabe heraus, als wenn man alleine spielt.
Als besonderes Extra für das Spiel können amiibo-Sammler mit beiden Figuren Fox und Falco aus der Super Smash Bros.-Reihe zwei unterschiedliche Bonis freischalten. Fox schaltet den klassischen Super Nintendo-Arwing für den Spieler frei, während Falco den Standard-Arwing aus Zero in eine rot-schwarze Variante umfärbt und eine vielfach bessere Feuerkraft zugunsten einer schlechteren Beschildung tauscht.
Grafik
Der neue, modische Design-Anstrich weiß zu gefallen und fühlt sich für Fans von Fox und Co. familiär vertraut an. Charakterdesigns und die generelle Menügestaltung berufen sich auf einen eigenwürdigen Mix aus Star Fox (1993, Super Nintendo), Star Fox 2 (1995, Super Nintendo, wurde niemals veröffentlicht) und Star Fox 64 (1997, Nintendo 64), während sich das Level- und Streckendesign meist an den Nintendo 64-Titel und Star Fox Assault (2005, GameCube) orientiert. Das Spiel läuft sowohl auf dem TV-Bildschirm, als auch auf dem WiiU-Gamepad in 60hz flüssig und ohne Einbrüche ab.
Traurigerweise bringt Star Fox Zero die WiiU an die Grenzen des Machbaren, da beide Bildschirme einzeln berechnet werden und ohne den Einsatz des WiiU-Gamepads wahrscheinlich weitaus mehr grafische Finesse herausgeholt werden hätte können. So strauchelt Star Fox Zero während vereinzelnten, rechenintensiven Momenten oder Explosionen sehr und lässt das ohnehin schon langsame Fluggefühl noch träger wirken. Glücklicherweise wird der Spieler jedoch immer wieder mit genug Aufgaben und anvisierbaren Objekten abgelenkt, so dass es einem selbst während der ersten Durchgänge nicht besonders auffällt. Das Spiel schaut definitiv besser in Bewegung aus, als auf jedem Screenshot, weshalb man sich nicht von der etwas trostlosen Umgebung abschrecken lassen sollte.
Sound
Nintendo geht bei Star Fox Zero auf Nummer Sicher und holt für den Reboot von Star Fox 64 nicht nur die bekannten (englischen) Sprecher zurück, sondern durch diverse Komponisten seitens Nintendo und Platinum Games auch die dazugehörigen Musikstücke. Spätestens wenn die Stimmen der Star Fox-Crew aus dem WiiU-Gamepad erklingen, fühlt man sich in der Welt voller humanoider Pelzcharaktere zuhause und mitten im Geschehen. Selbst die deutsche Synchronisation kann sich dabei hören lassen. Bei den Soundeffekten orientiert sich das Spiel dabei an klassische und bewährte Effekte aus vorherigen Spielen, so dass auch Puristen nicht zu kurz kommen.
Abschließende Worte
Star Fox Zero ist ein langüberfälliger Liebesbrief an die Nintendo-Spieler. Größte Einstiegshürde ist und bleibt die Steuerung und erinnert an etwaige Kid Icarus Uprising-Momente, in denen der Spieler sich auf ein komplett neues Steuerungsgefühl umstellen muss. Aber wenn man ein wenig darüber nachdenkt, so haben jeweils Kid Icarus Uprising und Star Fox Zero doch einiges gemeinsam: Beide Serien haben über einen langen Zeitraum keine neuen Spieleableger auf Nintendokonsolen gesehen und beide der letzten Ableger der Reihe (Kid Icarus Uprising und jetzt Star Fox Zero) leiden ein wenig unter den Verschlimmbesserungen bei der Steuerungsmechanik, bei denen sich selbst die größten Fans nochmals neu einspielen müssen. Doch anders, als bei Kid Icarus Uprising, leidet bei Star Fox Zero die grafische Qualität bei der doppelten Rechenleistung für jeweils den TV-Bildschirm und Cockpit, so dass das Spielgeschehen stellenweise träge erscheint.
Musikalisch hätte man sich gewünscht, dass sich Star Fox Zero, nach gut 10 Jahren Abstinenz, mehr an dem Original SNES-Soundtrack und dessen Melodien orientiert hätte. Gerade bei der ersten Stage, Corneria, vermisst man schmerzlichst das populäre ‘Corneria’-Thema des Super Nintendo-Titels. Gleiches könnte ich auch über das Star Fox- und ‘Course Clear’-Thema sagen.
Nichtsdestotrotz ist Star Fox Zero ein Paradebeispiel für einen gelungenen Reboot und wird den hohen Erwartungen gerecht. Spielerisch ist Foxs aktuellstes Abenteuer abwechslungsreich und ladet immer wieder zu einer offline High Score-Jagd gegen sich selbst ein, wenn es einmal beendet wurde. Jahrzehntelange Fans greifen zu, Neueinsteiger testen es doch lieber einmal an.