Lies einfach dieses Interview. Spoiler: Es liegt nicht daran, dass Frauen zu schlecht sind.
Es gibt zu wenig Frauen in der Gaming-Branche! Expertin Natalie Denk spricht über das Warum & was sich für Frauen im eSport ändern muss »
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Wieder einmal das Thema. Hatten wir alles schon. Aber ich kann es gerne nochmal durchgehen:
Fehlende Rollenbilder: Grundsätzlich stehen eSport-Turniere für Frauen* und Männer* offen. Allerdings ist der eSport eine sehr männlich dominierte Szene. Das betrifft die Spieler*innen, aber auch alle anderen Bereiche, wie etwa das Management oder Mitglieder von eSport-Verbänden. Frauen* nehmen deshalb oft eine Karriere im eSport gar nicht als Option für sich wahr. Es fehlen Rollenvorbilder, mit denen sich Frauen* identifizieren können.
Das ist selbstverständlich wahr. Das Problem löst man aber nicht mit Frauen-Turnieren, weil sie damit noch mehr als gesonderte Gruppe der Gaming-Industrie wahrgenommen werden, die nicht in der Lage sind, auf Augenhöhe zu spielen.
Befürchtung vor Sexismus: Selbstverständlich ist nicht die gesamte Gaming-Szene Frauen* gegenüber toxisch eingestellt. Aber: Bisher habe ich noch keine eSportlerin kennengelernt, die nicht von sexistischen Vorfällen berichtet hat. Frauen* müssen auch fürchten, dass sie nicht nach ihrer Leistung, sondern nach ihrem Geschlecht beurteilt werden. Wenn eine Frau* schlecht in einem Spiel abschneidet, dann heißt es rasch, dass sie schlecht spielt, WEIL sie eine Frau ist. Das hat natürlich alles etwas mit geschlechtsspezifischer Sozialisation und Tradierung von stereotypen Rollenmustern zu tun.
Männer sind bei Videospielen mehr Beleidigungen ausgesetzt als Frauen. Das habe ich dir hier bereits belegt, du hast es damals ignoriert, du ignoriest es wohl heute auch wieder.
Geschlechtsspezifische Sozialisation: Von Geburt an werden an uns bestimmte gesellschaftlich konstruierte Geschlechterrollen herangetragen. „Computerspielen“ wird hierbei als eine eher männlich konnotierte Aktivität angesehen. Dies führt etwa dazu, dass oft erstmal gar nicht angenommen wird, dass Mädchen* Interesse an Computerspielen haben beziehungsweise entwickeln könnten. So verfestigen sich stereotype Rollenbilder. Statistiken zeigen aber, dass Frauen* und Mädchen* durchaus gerne und regelmäßig Computerspiele spielen. Nahezu 50 % der Personen, die angeben, zumindest gelegentlich Computerspiele zu spielen, sind weiblich*. Ein komplett anderes Bild ergibt sich, wenn man in die professionelle Gaming-Szene (eSport, LAN-Parties, Spieleentwicklung) schaut. Hier sind Frauen* massiv unterrepräsentiert.
Der Teil ist mal wieder der übliche Nonsense, der darauf verweist, dass 50 % der Videospieler Frauen sind. Diese Aussage ist grundsätzlich richtig. Nur: du wirst selten eSports-Turniere in Candy Crush und Stardew Valley finden, weil sich diese Spiele nicht für Wettkämpfe eignen. Bei kompetitiven Videospielen sind Frauen auf allen Niveaus krass untervertreten, was sich konsequenterweise auch auf der eSports-Ebene zeigt.
Ja, das ist durch gesellschaftlich jonstruierte Geschlechterrollen so herbeigeführt worden. Aber wie soll man das bitte lösen, wenn man Frauen immer in gesonderten Wettbewerben antreten lässt? Im Schach haben wir dieselbe Diskussion. Und Schachspielerinnen wie Polgar haben sich in der Vergangenheit auch schon gegen Frauenturniere ausgesprochen, weil sie der Ansicht ist, dass es das Niveau des Frauen-Schachs signifikant beeinträchtigt, weil sie ihr eigenes Ranking auf deutlich tieferem Niveau haben.
Nicht-Wahrnehmen von Frauen* als Zielgruppe der Spieleindustrie: Das Stereotyp von Frauen* und Mädchen*, die sich nicht für Computerspiele interessieren, führt auch dazu, dass die Spieleindustrie Frauen* nach wie vor nicht auf breiter Basis als Zielgruppe wahrnimmt. Dies zeigt sich etwa in der Gestaltung der Spielinhalte, wo oft deutlich wird, dass damit heterosexuelle junge Männer* angesprochen werden sollen. Das sagt einiges über das Denken der Spieleindustrie aus und suggeriert wiederum, dass Computerspiele nichts für Frauen* sind.
Auch das hatten wir schon. Ja, Frauen und Mädchen werden nicht als Zielgruppe von bestimmten Games wahrgenommen, weil sie nicht die Zielgruppe der Games sind. Frauen und Männer spielen nicht dieselben Spiele. Das ist ein unumstrittener Fakt. Und es ist in Ordnung, bestimmte Games für die Gruppe zu entwickeln, die die Games auch spielt.
Doch, es gibt de facto Turniere nur mit Männern. Und zwar, weil eine toxische Kultur geschaffen wurde, die die Teilnahme von Frauen erschweren und nahezu unmöglich machen.
Auch das ist falsch. Es gab schon versuche, gezielt Frauen in die eSports Szene zu hieven. Konsequenz? Das Team ist nicht ausgeflogen, weil sie einer toxischen Kultur ausgesetzt waren, sondern weil sie restlos jedes Spiel verloren haben.
Denkst du, Männer hören keine solchen Sprüche? Wenn ja: vielleicht solltest du mal ein Online-Game spielen. Das ist kein geschlechterspezifisches Problem, sondern ein Problem von toxischen Idioten im Internet.