Naru
L99: LIMIT BREAKER
Dass die Hauselfen die Sklaven sind will ich gar nicht abstreiten. Die Magier sind aber offensichtlich bemüht, den Status Quo beizubehalten, was ihre eigene Positionierung auf der Welt zeigt. Die Hauselfen scheinen da nicht groß anders zu sein.
Man könnte nun vielleicht sagen, dass Rowling diesen Status Quo als ersteebenswert darstellt, aber auch das ist schwierig, weil die Magier in dem Universum ziemliche Deppen sind. Ihre Welt ist hunderte Jahre in der Vergangenheit steckengeblieben, weil sie sich gegen alle Neuerungen gewehrt haben. Eine Utopie sieht anders aus.
Es geht nicht darum, dass die "Haus"-elfen überhaupt als Sklaven existieren, sondern Dinge hinzugedichtet werden, die nie existiert haben. Die Mehrheit der Sklaven bestand nie darauf Sklaven zu sein.
Es ist so als würden in einem erdachten Paralleluniversum Dinge existieren, die die eigene Kolonialgeschichte mit Faktoren relativieren, die es in der echten Welt nie gegeben hat. In der echten Welt hatte man Sklaven und sie wollten es nie sein. In der schönen Magierwelt hat man wenigstens Sklaven, die damit auch recht zufrieden sind. Eine Utopie für jeden Sklaventreiber, die vor der Wirklichkeit der Sklavengeschichte aus der echten Welt entfliehen wollen.
Wem die eigene britische Vergangenheit schmerzt, der wird in der Magierwelt recht froh sein. Judenkobolte die ihren Kampf um Grundrechte nur versauern, da sie hinterhältig sind und Schwarzelfen, die ihren Sklavenstatus nur deshalb beibehalten, weil sie eigens sich dem wünschen. So wirkt die britische Kolonial- und Antisemitismusgeschichte gleich viel netter. Ja, ist nicht schön wenn Kobolte in die Zinswirtschaft verfrachtet werden und Elfen versklavt sind, aber in der Magierwelt tragen die halt ihren Anteil mit bei! Man hats ja in Teil 5 und in Teil 7 versucht. Doch die absolute Mehrheit bleibt lieber unfrei oder hinterhältig.
In Wahrheit waren Juden gerne an der Spitze der Freiheitsbewegung und nicht bloß Verbündete mit Faschoadlige und Schwarze haben im Bürgerkrieg um ihre Freiheit gekämpft. Im Magierparalleluniversum verkehren die Kobolte meist gerne nur mit Nazis und die Elfen sind meist gerne nur Sklaven. Die einzige Ausnahme bleibt Dobby, der schon als Token herhalten muss, dass die Anderen eben die Wahl hatten.
Zusammengefasst: Mit der Magierwelt wird die Unschuld der britischen Geschichte gerettet, indem diese relativiert wird. Typisches Merkmal von Othering ist auch, dass man einer gesamten Art/Gruppe/"Rasse" den gleichen Charakter zuschreibt.
Auch geht es nicht darum, dass Rowling den kolonialrassistischen oder antisemitischen Zustand feiert. In ihrer Welt findet nur eine Verantwortungsverteilung für Menschheitsverbrechen statt, die es in der echten Welt so nie gegeben hat. Im Paralleluniversum sind die Stereotype, die der Kolonialist und Antisemit sich ausgedacht hat um die Unterdrückung zu rechtfertigen, Wirklichkeit.
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