Stundenlang soll Edeltraut B. aus München von zwei Jungen aus ihrer Nachbarschaft gequält und erniedrigt worden sein. Doch die mutmaßlichen Täter müssen keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten - sie sind zu jung.
München - Die Straße, in der Edeltraut B. lebt, liegt nicht weit entfernt von zwei der modernen Wahrzeichen Münchens: Im Stadtteil Milbertshofen stehen die Rundtürme der BMW-Werke, die kühn geschwungenen Bögen des Olympiastadions.
Die Seniorin lebt allein in ihrer Wohnung in Milbertshofen, einem Problemviertel, das sich der untere Mittelstand mit Arbeitern und Sozialhilfeempfängern teilt. Ein paar Einfamilienhäuser halten hier fast trotzig die Stellung im Schatten von Wohnsiedlungen.
Nur ihre Nichte schaute hin und wieder nach Edeltraut B., und am Montagnachmittag klingelten zwei 13-Jährige an ihrer Tür, einer der beiden ein Nachbarsjunge, den die Seniorin kannte.
Er kaufte gegen etwas Taschengeld vier Monate lang für sie ein - doch am Rosenmontag hatten sich die beiden gestritten: Der Junge soll Edeltraut B. heftig gegen das Bein getreten haben. Sie brach den Kontakt zu ihm daraufhin ab, zeigte den Vorfall aber nicht an.
Nun war der Junge wieder da, in Begleitung seines gleichaltrigen Freundes. Vielleicht erkannte Edeltraut B. die beiden an der Tür auch nicht sofort, sie leidet seit einigen Jahren an Demenz. Was sich dann in der Wohnung der 83-Jährigen abgespielt haben soll, schilderte die Polizei bei einer Pressekonferenz in München.
Die Ermittler rekonstruieren den Tathergang folgendermaßen: Die 13-Jährigen zwangen Edeltraut B. demnach, Schnaps zu schlucken - als sie sich wehrte, rammten sie ihr den Flaschenhals in den Mund. Sie schmierten ihr Rasierschaum ins Gesicht, spritzten ihr Maggi in die Augen und traten ihr mehrere Male in den Leib. Ihr Martyrium, so die Ermittler, währte lang: "Wir gehen von mehreren Stunden aus", sagte Kriminaldirektor Frank Hellwig von der Münchner Polizei.
"Verstört", aber bei Bewusstsein
Ein Schüler, so schildert es die Polizei, urinierte auf die am Boden liegende Seniorin. Mit Urin sollen sie auch die halbleere Schnapsflasche gefüllt und den Inhalt dann über Edeltraut B. ausgegossen haben. Dann soll einer der beiden 13-Jährigen zu einer Parfumflasche gegriffen und der 83-Jährigen den Inhalt ins Gesicht gesprüht haben. Am Ende sollen die Jungen der wehrlosen Frau in den Oberkörper getreten haben.