Bei mir ist es, um den letzten Punkt kurz nochmals aufzugreifen, so, dass ich ... gar nicht so sehr darauf achte, meinem Sprachfluss eine bewusste Note zu verleihen.
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Das ist aber ein sehr interessanter Punkt... Du hast da an und für sich Recht.
Den Namen am Anfang hinzusetzen würde die Lesung erleichtern und die Betonung auch noch wirken lassen.
Ich als angehender Sprachwissenschaftler werd's im Hinterkopf behalten... hoffe ich
Vielleicht ein Anhaltspunkt...
Wenn man den Namen an den Schluss setzt, entsteht womöglich eher der Eindruck, dass es sich um eine offene(re) Diskussion handelt und um keinen zweipersonigen Dialog.
Aber ich glaube mich daran zu erinnern, dass ich den Namen auch im Alltag recht häufig an den Schluss setze... Hm... Mal später Textkorpora durchwühlen ;-)
Kheyra, die Problematik mit der Bildung hast du gut erfasst.
Wir (oder besser gesagt, 'die Politik', denn 'uns' als Bürgern werden nicht sehr häufig Wahlfreiheiten gelassen bei Entscheidungen) stehen jetzt auf einem Scheideweg.
Der Druck auf das Bildungswesen wächst... Insbesondere von Seiten der Wirtschaft.
Ihre Anforderungen werden nach und nach umgesetzt, auf jeder Ebene.
Und da stellt sich uns nun die Frage:
Wollen wir ein Menschenbild nach diesem wirtschaftlich/kapitalistischen Vorbild haben?
Denn die Bildung ist schon ein Punkt in der Gesellschaft, der rausscheinen lässt, was der Gesellschaft wichtig ist und was nicht.
Und hier bin ich, besonders im Zuge des Bildungsstreikes, auf ein recht bedrückendes Bild gestoßen.
Inzwischen bin ich der Meinung, dass eine Gesellschaft, die sich dem Human
kapital verschreiben will, oder sich in diese Ideologie zwängen lässt, mittel- und langfristig gesehen sich so weit von meinem Begriff von 'Mensch sein' entfernen wird...
... sodass mir als Menschen das Leben unmöglich gemacht werden wird.
Das setzt sich bereits heute durch...
Die Bildung wird vermehrt zur Ausbildung.
Wissen wird unreflektiert weitergegeben und dann nach
Leistung runtergebrochen abgefragt.
Es gibt immer öfters eben nur ein richtig
oder falsch... Und ich fürchte, dass nach und nach die Geisteswissenschaften ebenfalls an die Wand gedrückt werden.
Denn gerade diese Disziplinen sind wirtschaftlich einfach nicht so gut verwertbar
Und wer oder was wirtschaftlich nicht verwertbar ist, hat in dieser Gesellschaft auch keinen Wert.
Nicht umsonst lautete die Wahlparole der FDP '
Arbeit muss sich wieder
lohnen!'.
Hier geht es nicht darum, dass dem menschlichen Leben niemals und zu keiner Zeit (so empfinde ich das) ein Geldwert zu Grunde gelegt werden kann.
Und hier geht es auch nicht um die Frage, für
wen oder was sich diese Abschöpfung von Humankapital
lohnen soll...
... solche Wahlparolen, die durchaus Erfolg zu haben scheinen, sind eine blutige Kampfansage an jedes Ideal, welches sich die Aufklärer, oftmals blutig, erstreiten haben müssen.
Individuelle Menschen? Dieser Begriff kommt in der Wirtschaft nicht mehr vor.
Der Begriff 'Mensch' mit all seinen moralischen Verpflichtungen und all seinen Grundrechten... kommt in keinem Manifest der Wirtschaft vor.
Der Wandel des Begriffes 'Mensch' zu 'Humankapital' ist der Fingerzeig, in welche Richtung wir uns bewegen.
Und es stimmt ja auch...
Wir als 'Humankapital' müssen:
- Flexibel und stetig abrufbar sein
- Effizient sein und funktionieren
- Rendite abwerfen
Und so werden wir Menschen schlicht und ergreifend entwertet.
Ich empfinde es inzwischen als Beleidigung, wenn ein Politiker von der Bildung als
Investition in die Zukunft
spricht.
Schwebt über meinem Kopf oder über den Köpfen unserer Kinder ein Aktienwert á la Dow Jones? Der fällt und steigt, nach wirtschaftlichen 'Regeln'?
Kann man mich oder irgendeinen Menschen 'kaufen' oder die 'Verwertungsrechte' erwerben?
Allein der Gedanke daran... ist abstoßend, finde ich.
Und da springe ich zum Thema zurück:
Genau das wurde mir in der Schule nicht vermittelt und genau das hätte mir in der Universität niemals in dieser Härte vermittelt werden können.
Erst durch den Streik, durch die Plena, durch die Diskussion mit anderen Menschen...
... wurde mein Blick dafür zumindest etwas geschärft.
Davor nahm ich es hin oder sah es nicht an.
Aber diese Tendenzen gibt es überall... ... und sie gehen soweit, dass ich mir recht sicher bin, dass die Machthaber es schlicht und ergreifend nicht
wollen, dass die Menschen in diesem Land umfassend und moralisch gebildet werden können.
Und das ist auch eine Natur der Sache... Der Staat will sich seine Macht erhalten.
Diese Macht nimmt sich der Staat alle 4 Jahre vom Volke aus.
Ein mündiges Volk würde selbst diesem einfachen Prozedere nicht so sang- und klanglos zustimmen, wie es heute in Deutschland der Fall ist.
Und wenn die Macht wirklich beim Volke ist und die Politiker, die schalten und walten, wirklich rechtfertigen müssten...
... dann hätten wir eine Demokratie.
Aber da sich, meiner Meinung nach, allein schon bei der Bildung die Interessen von Mensch und Staat scheinbar so krass entgegenstehen...
... muss alles rasch und gleichzeitig und allumfassend reformiert werden.
Wir können nicht mehr sagen 'Reformiert die Bildung! Der Rest kommt dann von alleine!'.
Ich glaube, dass inzwischen alles reformiert werden muss.
Wenn man mit der Bildung anfängt, ist es sicher nicht verkehrt... Nur darf es da nicht aufhören.
Du hast Recht, Kheyra... Wir als Menschen müssen alles hinterfragen (können).
Wir müssen unsere bequeme Attitüde ablegen und uns dieser Sache stellen.
Jede Generation, die das versäumt, wird Schuld daran tragen, dass die Verhältnisse in dieser Gesellschaft eventuell untragbar werden.
Es ist bezeichnend, dass die Menschen, anstatt (zum Beispiel) mit uns zu demonstrieren, einfach weiter ihren Weihnachtseinkäufen nachgelaufen sind, ohne sich mit dem Problem auseinander zu setzen.
Die Leute starren gerne von ihren Fenstern aus auf die 300 Leute auf der Straße.
Aber mitmachen? Neh. Irgendwas hemmt diese Leute.
Und das, so denke ich, ist auch eine Auswirkung einer Erziehung und Bildung, die im Sinne der Wirtschaft und der Politik steht.
Diese Menschen denken wohl 'Diese Demonstranten werden es schon richten... Und wenn sie Erfolg haben, geht es auch mir besser! Und ich muss dafür nichts machen, das machen schon andere...'.
Es ist bezeichnend, dass wir Wahl für Wahl unsere Stimme 'abgeben', anstatt sie zu 'gebrauchen'.