Ich fasse zusammen:
- du verbringst Zeitaufwand damit das System ausgiebig zu analysieren kritisieren
- lieferst nicht mal im Ansatz konstruktive Lösungsvorschläge
- berufst dich auf Zeitmangel dich in eine Lösung einzuarbeiten (die Zeit reicht offenbar nur um tagelang zu kritisieren)
- relativierst die Systemfrage mit einem Gang zum Techniker/ Steuerberater etc.
- siehst die Verantwortung bei anderen (Vertretern / Politikern)
- kannst nicht darlegen wie du sinnvollerweise wenigstens Vertreter wählst, die ja in deinem Interesse handeln sollen
- wirfst mir Doppelmoral vor
Umgekehrt wird ein Schuh draus, ein völlig anderes Gesellschaftssystem zu kreieren sollte WEITAUS SCHWIERIGER sein als das was ein Techniker, ein Politiker oder ein Steuerberater jemals in ihrem Leben tun werden. Dazu muss man schon Philosoph sein.
Reine Logik, dass eine Operation mit dem Mindset des bestehendes Gesellschaftssystems weitaus einfacher ist als ein System zu denken, was nicht mal existiert. Es ist also ein Erst-recht-Schluss, was für die Systemfrage gilt, muss erst recht für alles andere Bereiche gelten, immerhin ist die Erlangung der Lösung in allen anderen Bereichen einfacher, wenn diese mit dem jetzigen System gelöst werden können.
Grundsätzlich bin ich d' accord mit der Aussage, dass man nicht in jedem Fachgebiet ein Experte sein kann (dies wirft allerdings in deinem Fall die Frage auf wie du dann zu deinen Analysen und Funktionsbeschreibungen kommst.)
Man muss nicht Krebs heilen können um zu umschreiben was Krebs verursacht. Du kritisierst ja auch nicht mal meine Ausführung zum Kapitalismus, sondern versucht diese Ausführung dadurch zu deaktivieren, da nicht zugleich eine Lösung präsentiert wird, was auf der Sachebene aber ein Nichtargument ist, da ein Soll-Grundsatz keine Ist-Aussage widerlegt. Nennt sich moralistischer Fehlschluss.
Gleichzeitig gehört zum eigenverantwortlichen Leben sich Wissen in vielen Lebensbereichen anzueignen. Insbesondere die die einem wichtig erscheinen.
Es gibt im Leben erstmal keine rechtliche Verantwortung die außerhalb dem liegt was im Gesetz steht. Im Gesetz steht nirgendswo, dass man nur den Kapitalismus umschreiben darf, wenn man ein alternatives funktionierendes Gesellschaftsmodell entwirft bzw. dazu in der Lage ist.
Sicherlich kann man die Verantwortung für alles was nicht unmittelbar im eigenen Fachbereich liegt sofort an andere Menschen abgeben. Bloß hast du davon eben immense Nachteile. Du kannst z.B. die Verantwortung für deine Gesundheit komplett an den Arzt übergeben. Davon hast du bloß nichts mehr wenn du dich jahrelang schlecht ernährt hast und dir dann ein Geschwür diagnostiziert wird. Genauso kannst du wegen jeder technischen/mechanischen Angelegenheit zu einem Fachmann rennen anstatt selber mal zu schauen wie weit du mit Anleitungen kommst. Je weniger Ahnung du hast desto höher ist eben auch die Wahrscheinlichkeit, dass du von der Gegenseite ausgenommen wirst bzw. nicht in deinem Interesse gehandelt wird. Das gleiche beim Thema Finanzen und "Bankberatern". Je mehr Verantwortung du (an Leute mit Interessenkonflikten) abgibst, desto mehr Nachteile hast du eben auch.
Letztlich trägst du volle Verantwortung, sowohl für deinen Wissenstand als auch für die Wahl der von dir beauftragten Dienstleister. Dass man dabei priorisieren muss, wie viel Zeit und Energie man in welches Gebiet steckt ist völlig klar.
Der Punkt ist, dass du den Arzt nicht ersetzen kannst, wenn du nicht selbst zum Arzt wirst. Du wirst also immer irgendwo mit dem Wissen Dritter arbeiten müssen, ohne eigens das Wissen erst in die Welt gebracht zu haben, möge man die Erfragung von Doktor Google für ein eigenständiges Wissen halten.
Die Ironie, dass das Lesen von Anleitungen auch auf die Leistung Dritter aufgebaut wird, kommt dir irgendwie nicht in dem Sinne? Reiche lieber nie ne wissenschaftliche Arbeit ein, wäre sonst Plagiat, wenn du das exakte Wissen, was du von einer Anleitung beziehst, als Eigenleistung deklarierst. Oder besser gesagt, lass dich dabei nicht erwischen.
Zugleich noch mit unreflektierten Wissen kommst, denn dein Wissen über eine gesunde Ernährung hast du auch nicht erst selbst entwickelt, sondern durch Dritte erhalten, wie von den eigenen Eltern oder aus der Schule. Dabei Alltagswissen gegenüber Expertenwissen sogar als EIGENSTÄNDIGES VERHALTEN verkaufst, obwohl das doch im Gegenteil die größere Abhängigkeit darstellt, immerhin kann der Experte dir noch erklären wie er zu seinem Wissen kommt, das Wissen wird damit falsifizierbar.
An dir kann man diese Abhängigkeit doch gut sehen, da du das Wissen von Dritten nicht als solche erkennst, da du das Alltagswissen wie dem Lesen einer Anleitung für deine Eigenleistung hältst und damit weniger deinen eigenen Verstand bedienst, als du es für dich reklamierst.
Wofür ich jedoch kein Verständnis habe, ist das seitenlange Kritisieren eines Systems, ohne konstruktive Vorschläge, bei gleichzeitiger totaler Abgabe jeglicher Verantwortung eine Lösung zu finden aufgrund von Wissens- und angeblichen Zeitmangel. Zur Eigenverantwortung gehört auch, dass wenn man etwas kritisiert eben auch konstruktive Vorschläge macht bzw. Lösungen aufzeigt. Was wir hier sehen ist das Endprodukt einer infantilisierten Gesellschaft, in der man gerne lautstark kritisiert und rumheult, die Verantwortung für die Lösung seiner Probleme aber primär bei anderen sieht.
Schön, nur warum sollten mich deine persönliche Befindlichkeiten interessieren? Für persönliche Problemchen hat der Kapitalismus doch Problemlösungen aufgestellt, insbesondere wenn diese auf Doppelmoral basieren, da dir die persönlichen Problemchen von anderen Menschen ja auch scheinbar erst interessieren, wenn sie zugleich selbst die Lösung ihres Problemchens kennen.
Die Lösung deines Problems ist, wenn du mich nicht ertragen kannst und es mir egal ist, eine Andere als du sie gerade vorführst. Aber vielleicht hättest du das mal - nach deiner Logik - wissen sollen bevor du schriebest.