Da ich in den letzten Tagen von mehreren Usern gefragt wurde, welches Problem ich mit dem Gendern habe, möchte ich einmal kurz ausführen.
Erstmal gibt es grundsätzliche Fragen zu klären: Wenn in der Schule die Durchsage ertönt, dass alle Schüler hitzefrei haben, gehen dann nur die männlichen Schüler jubelnd nach Hause und die weiblichen bleiben in der Wärme sitzen? Oder gehen vielleicht alle Schüler im Hitzefrei nach hause?
Sind mit "Leiche" nur weibliche Tote gemeint und wie nennt man tote Männer? Ist eine "Waise" stets weiblich? Wie nennt man männliche Waisen? Wenn von einer "Koryphäe" gesprochen wird, denken wir hier stets an Frauen? Falls ja, wie nennt man männliche Koryphäen?
Wieso gendern manche Menschen? Um alle Menschen anzusprechen? Glückwunsch, das generische Maskulinum schafft eben dies gemeinsamen mit dem generischen Femininum (siehe ein Absatz weiter oben). Geht es um das ominöse "Sichtbarmachen" von Frauen, weil diese ja so unterdrückt sind in unserer Gesellschaft? Dann habe ich schlechte Nachrichten für euch, denn das "Gendern light" im Sinne von "Arzt und Ärztin / Lehrer und Lehrerin" bringt nicht mehr Frauen dazu, plötzlich Astronat oder Wissenschaftler zu werden. Im Gegenteil, das Gender-Equality-Paradox zeigt wunderbar, dass sich Männer und Frauen in "modernen" Gesellschaften hinsichtlich des Sprachgebrauchs erst recht unterscheiden. Ein Albtraum für jeden angehenden Kommunisten und Grünenwähler, aber leider die Wahrheit.
Quelle (Süddeutsche Zeitung)
Wieso ich übrigens verurteile, dass Medienmenschen wie Böhmermann gendern? Nun, ich bezahle diesen Mann. Ich bezahle die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten durch eine Zwangsabgabe und eben jene Anstalt lässt es zu (oder sorgt sogar dafür), dass ihre Moderatoren (und ähnliches) eine Fantasieabwandlung der deutschen Sprache nutzen, die (je nach Umfrage) bis zu 85% der Menschen in Deutschland ablehnen. Selbst bei den Anhängern der Grünen sind noch
42% gegen das Gendern! Die Vertreter der genannten Anstalt benutzen also in Finanzierung durch das Souverän eine Verunglimpfung der deutschen Sprache, obwohl die Mehrheit der Menschen dagegen sind. Das ist nicht nur respektlos und von oben herab, sondern auch eine Demonstration von Macht und somit ziemlich undemokratisch.
Wer sich die großen Erfolge des Genderns ansehen möchte, kann ja gerne mal einen Blick in die Türkei werfen. Die türkische Sprache gehört zu den genuslosen Sprachen, sie kommt also ohne inhärente Geschlechterbezeichnungen aus; bzw. müssen entsprechende Bezeichnungen angewandt werden um zu erkennen, ob ein Wort weiblich oder männlichen Bezug aufweist. Und trotzdem hat die Türkei eine erschreckend hohe Anzahl an Femiziden und der alte Vorzeigefeminist Erdogan ist aus der
Istanbuler Konvention ausgetreten, einem völkerrechtlichen Übereinkommen über Frauenrechte. Aber klar, Sprache bildet die Realität ab.
Soll ich noch weiter ausführen, wieso ich kein Freund des Genderns bin?