geloescht7624
L18: Pre Master
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- 21 Mai 2005
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Natürlich ist ein Raceswap bei einem europäischen bzw. deutschen jahrhundertealten Märchen problematischer als eine Änderung im Plot zugunsten eines breiteren Publikums (oder aufgrund der Vorgaben, die durch das Medium selbst bestimmt sind), solange die Identität des Ursprungswerkes weitestgehend erhalten bleibt. Bei einem Raceswap ist der Erhalt der Identität es Ursprungswerkes je nach Ausmaß aber fraglich. Ich möchte auch kein Aladdin mit ausschließlich europäischen (hellhäutigen, weißen) Handelnden, ich möchte kein Mulan mit ausschließlich afrikanischen (dunkelhäutigen, schwarzen) Handelnden - aber wir beide wissen, dass Disney sich nie bewusst und mit voller Absicht gegen einen Cast aus (ausschließlich) asiatischen oder (ausschließlich) afrikanischen Schauspielern/Figuren stemmen würde, weil sie asiatisch oder afrikanisch sind, es aber bei vollem Bewusstsein und mit voller Absicht bei europäischen Figuren tun würde und auch tut. Über irgendwelche "Werte" will ich hier nicht reden, natürlich geht es Disney auch und vor allem ums Geld, aber einem Schneewittchen von 1936 die filmische, künstlerische und ästhetische Qualität abzusprechen, ist genauso hirnrissig. Das kann man gerne auf das heutige Disney beziehen.Hier wird aber immer darauf herumgeritten, dass die nun neuen Änderungen aber nun so viel schlimmer sind, weil man diese vermeintlich auf eine woke oder einfach nur anti-rassistische Meinungsmache zurückführt. Dabei ging es bei Disney noch nie um echte Werte, sondern nur und ausschließlich ums Geld. Der Zuckerguss und das Verwässern von grausameren Passagen der Vorlage der alten Trickfilme war eben dem Ansprechen breiterer Publikumsschichten, eben insbesondere der Kinder (auch im Hinblick auf das Merchandising), geschuldet, nicht irgendeiner Agenda (auch wenn Walt Disney selbst wohl ein höchst unangenehmer bis reaktionärer Zeitgenosse war). Und dies ist auch jetzt nicht anders. Wirklich politisch motivierte Inhalte bei Disney sind da allerhöchstens noch bei "Song of the South" zu finden und ganz besonders eben bei Pocahontas. Gerade bei letzterem ist es IMO sogar offensichtlich, weil diese Geschichtsklitterung (sogar im Geschichtsunterricht) nun einmal dem amerikanischen Gründungsmythos entspricht. Die Ureinwohner waren im schlimmsten Fall dieser Geschichtsklitterung ganz froh über die Neuankömmlinge aus Europa und haben diese mit offenen Armen (zu Thanksgiving) empfangen und sogar bewirtet. Genozid, Vertreibung und kulturelle Auslöschung machen sich eben nicht so gut als Mythos der Gründung einer neuen Nation.
Und wir reden hier nicht mal davon, dass Disney nicht nur einen Raceswap begangen hat, sondern die sieben Zwerge durch sieben Banditen () ersetzt hat und aus Schneewittchen eine feministische Ikone gemacht hat/machen will, die nicht mehr nach ihrem Prinzen sucht, den es in dieser Form auch gar nicht mehr gibt, sondern nach Selbstverwirklichung.