Ich finde die Definition nicht sehr frei, da consverare gerade "bewahren, aufrecht erhalten" bedeutet. Aber letzendlich ist es ja gut, dass wir uns einig sind, dass Änderungen auch nichts politisches sind.
Das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass die meisten Menschen nicht aus politischen Gründen fordern, dass eine Umsetzung dem Quellenmaterial treu bleibt. Das hat mit einer individuellen Erwartungshaltung zu tun, was eine Umsetzung sein sollte. Eine
Änderung kann sehr wohl politisch sein. Wenn ich bspw. im England im 19. Jahrhundert 20 % schwarze Charaktere rumrennen lasse, weil es dem aktuellen politischen Zeitgeist entspricht, ist das inhärent politisch. Denn die Intention ist eine
politische Anpassung.
Dann gibt es ja noch viel weniger Grund zur Sorge oder zum Aufregen.
Du verdrehst hier gerade einiges. Es geht nicht um die ursprüngliche Vorlage, sondern um die Erwartungshaltung der Konsumenten basierend auf der ihr bekannten Vorlage. Kaum jemand kennt die Grimm Märchen. Wenn du jemandem erzählst, wie unfassbar brutal die Vorlagen sind, sind die meisten schockiert. Warum? Weil die Leute Schneewittchen, Cindarella, etc. nicht mit dem Märchen assoziieren, sondern mit dem kinderfreundlichen Disney-Film. Noch deutlicher wird das bei Büchern wie dem Dschungelbuch. Die meisten Menschen wissen wohl nicht mal, dass es vor der Disney-Verfilmung einen anderen Film dazu gab und dieser Film auf einem Buch basierte.
Das macht eine Umsetzung heute natürlich weitaus schwieriger als am Anfang des 20. Jahrhunderts. Denn wer damals das Buch nicht hatte oder den Film im Kino nicht gesehen hatte, hatte es relativ schwer die Umsetzung mit der Vorlage abzugleichen. In Zeiten des Internets ist darum die Akkuratesse der Umsetzungen umso wichtiger. Denn durch die heute weitaus prägenderen visuellen Medien hat jeder eine viel klarere Vorstellung, wer wie auszusehen hat. Jeder hat ein Bild im Kopf von Hermione Granger. Jeder hat ein Bild von Arielle. Jeder hat ein Bild von den Zwergen in Schneewittchen. Und wenn man diesen Bildern widerspricht, muss man sich nicht wundern, wenn es die Konsumenten als befremdlich wahrnehmen.
Niemand hat über die Erklärung geredet, du verschiebst gerade den Torpfosten.
Ich will damit sagen, dass die Besetzung so umstritten war, dass sich sogar die Autorin dazu veranlasst gefühlt hat zu sagen, dass es eben gerade
nicht dem Quellenmaterial widerspricht, um die umstrittene Besetzung zu rechtfertigen. Und bei der Erklärung hat sie das Quellenmaterial völlig verfälscht. Es ist also nicht so, dass die Umsetzung nicht umstritten war.
Die PoC Hermione war zu keinem Zeitpunkt mit dem Quellenmaterial zu vereinbaren und der einzige Grund, warum die gerechtfertigte Kritik an der Besetzung geringer war als bei anderen Beispielen, ist, dass The Cursed Child sowieso nicht wirklich als "Kanon" ernstgenommen wird, das Theater von vielen Leuten gar nicht erst geschaut wurde und es durch die Ausgestaltung als Theaterstück auch eine andere Zielgruppe anspricht als ein Film.
Wo ist das Problem, wenn man in einer neuen Interpretation etwas ändert? Es ist ja gerade nicht die Vorlage, sondern eine Neuverfilmung. Die Vorlage besteht ja weiterhin. Und deine Glaskugel hätte ich gerne bezüglich des Erfolges.
Dafür braucht man keine Glaskugel. Die Fangemeinde zu verärgern hat selten positive Auswirkungen auf den Erfolg eines Produkts.