du hast gemeint, dass in einer welt in der es kein rechtsystem braucht, alle das gleiche wollen würden, weil alle psychisch und physisch gleich gestellt wären.
bei deinem "gabel durch die hand" beispiel fängt dein blödsinn ja schon an. ja, ich würde das als negativ empfinden, genau so wie du. aber stell dir vor: es gibt menschen die von genau so was einen kick kriegen, die das als positiv empfinden.
es gibt auch menschen, die lassen sich an haken durchs fleisch aufhängen und sehen das als meditationsform. würde mir niemals in den sinn kommen so etwas zu tun, weil ich es nur schon rein physisch als negativ empfinden würde. aber gewisse menschen gruppen empfinden das als positiv.
ich würde mich auch niemals in den hintern knallen lassen wollen, aus den gleichen gründen, während es für andere der grösste spass, das positivste überhaupt ist.
und das sind immer noch nur sehr, sehr banale beispiele weitab von jeglicher komplexität.
und du erzählst hier, mit deinem offensichtlich sehr, sehr eingeschränkten blickwinkel auf die manigfaltigen bedürfnisse der einzelnen individuen, dass alle das gleiche wollen würden, wenn es kein rechtsystem gäbe.
ich wiederhole: es ist schlichtweg blödsinn.
Nur um mal das Offensichtliche vorwegzunehmen: Ich wünsche mir keine Gesellschaft von gleichgeschalteten Klonen. Auch nicht eine Gesellschaft, in der alle Menschen haargenau das gleiche wollen.
Es gibt aber - wie ich mit dem Gabel-Beispiel veranschaulichen wollte - Dinge, die ganz offensichtlich mit Negativität verbunden sind. Ja, es ist mir bewusst dass es Masochisten gibt. Diese benutzen zwar den verursachten Schmerz in der Regel auch dazu, um daraus Lust und Freude abzuleiten, aber
point taken.
Dann nehmen wir eben meinetwegen ein noch offensichtlicheres Beispiel: Kindermord. Wir können uns bestimmt alle einigen, dass Kindermord etwas negatives ist, und dass eine Welt, in der kein einziger Kindermord mehr geschieht, eine bessere wäre.
Es gäbe dann die Möglichkeit, dass wir den Staat damit beauftragen, Forschung über potentielle Kindermörder zu betreiben, und resultierend ein staatlich-orwellsches Überwachungsprogramm aufzufahren, welches zwar garantiert, dass keine Kindermorde mehr geschehen, aber eben auch ein Übel in die Welt bringt: auch die Freiheiten des Rests der Bevölkerung ist durch staatliche Eingriffe permanent eingeschränkt.
Die alternative, bessere, Zukunft wäre, dass wir das selbe Resultat ganz ohne staatliche Programme auf die Reihe kriegen. Und da kommt positive humanistische Psychologie ins Spiel, die davon ausgeht, dass jeder Mensch aus freiem Willen heraus das "beste selbst" aus sich selbst holen kann, dieses nähren und wachsen lassen kann, und gleichzeitig das "schlechteste selbst" ignorieren und absterben lassen kann. Wenn wir das alle machen, und uns auch Mühe geben, das "beste selbst" in all unseren Interaktionen aus unseren Mitmenschen herauszuholen, dann kann ich dir bereits garantieren, dass wir resultierend daraus einen Grossteil der Gewalt und des Missbrauchs aus der Welt getilgt haben werden.
Und wenn das erst einmal erreicht ist, können wir uns komplexeren Problemen widmen, denn dieses Prinzip lässt sich 1 zu 1 auch auf komplexere Probleme übertragen. Für den Moment beschränke mich hier ganz bewusst auf offensichtliche moralische Übel in der Welt, denn wie du ja selbst gesagt hast wird es mit steigender Komplexität immer schwieriger, universell humanistisch zu argumentieren, weil dann individuelle Differenzen eine Rolle spielen. Oder um es anders zu formulieren: "was für dich schlecht ist, ist für mich nicht unbeding schlecht". Solche Differenzen will ich auch gar nicht ausmerzen, sondern eventuell lassen die sich ja sogar konstruktiv verwenden.
Abschliessend, um das ganze noch mit dem Punkt zu verbinden, den ich seit gestern hier machen wollte: Jedes Problem, das Menschen selbstbestimmt aus der Welt schaffen, ist ein Problem, das der Staat nicht mehr Menschen fremdbestimmend aus der Welt schaffen muss. Aus diesem Grund erachte ich auch die derzeitigen staatlichen Beschränkungen während der Covid-19-Pandemie als Übel, denn in einer besseren Gesellschaft hätten alle Menschen auch so das richtige getan.
PS: Um hier noch die Transparenz meiner eigenen Denkweise zu erhöhen:
Mein derzeitiges Denken ist gerade stark geprägt von einem neuen Buch
Transcend: The new science of self-actualization, von Scott Barry Kaufman. Kann ich jedem empfehlen.
A bold reimagining of Maslow's famous hierarchy of need…
www.goodreads.com
Kaufman's new hierarchy of needs provides a roadmap for finding purpose and fulfillment--not by striving for money, success, or "happiness," but by becoming the best version of ourselves, or what Maslow called self-actualization. While self-actualization is often thought of as a purely individual pursuit, Maslow believed that the full realization of potential requires a merging between self and the world. We don't have to choose either self-development or self-sacrifice, but at the highest level of human potential we show a deep integration of both. Transcend reveals this level of human potential that connects us not only to our highest creative potential, but also to one another.