Die Ibiza-Affäre hatte vergangenes Jahr eine der größten Regierungskrisen in Österreich ausgelöst. Nun ist eine Abschrift von weiteren fünf Minuten des Videos aufgetaucht. Darin wehrt sich Heinz Christian Strache gegen unlautere Angebote.
Unerwartete Wendung in der Affäre um das geleakte Ibiza-Video und den damals gestürzten ehemaligen österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache:
Wie die österreichische Tageszeitung oe24 berichtet, entlasteten neue Textstellen aus den Akten der Staatsanwaltschaft den ehemaligen FPÖ-Politiker. Das Transkript von weiteren fünf Minuten des Videos legt demnach nahe, dass Strache es damals offenbar ablehnte, rechtswidrige Handlungen für Spenden einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte zu begehen.
Das sogenannte Ibiza-Video war im Sommer 2017 heimlich in einer Finca auf Ibiza aufgenommen worden. Die FPÖ-Spitzenpolitiker Strache und Johann Gudenus wurden mit versteckter Kamera dabei gefilmt, wie sie einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte Angebote unterbreiteten, die den Eindruck der Korrumpierbarkeit erweckten. Strache war damals Parteichef der FPÖ.
Die nun aufgetauchte Abschrift zeichnet jedoch ein anderes Bild. Demnach sagte der ebenfalls in der Villa anwesende Haupttatverdächtige in dem Fall zu Strache und seinem ehemaligen Parteikollegen Gudenus: „Schau, sie (die falsche Oligarchin) will hören: Ich bring 270 Millionen, innerhalb von so und so viel Zeitraum bekomme ich das zurück und ihr bekommt's das.“
Der Ex-Vizekanzler antwortet daraufhin: „Ja, aber das spielt's nicht.“ Weiter sagte Strache demnach in dem abgehörten Gespräch: „No way, mach ich nicht. Und bei mir nur gerade Geschichten, ganz gerade Geschichten“.
Dass Strache das Angebot des Lockvogels ablehnte, soll noch eine weitere Textpassage der Video-Abschrift zeigen. Darin antwortet Strache auf die Aussage, dass rechstwidrige Angebote im Osten „ja völlig üblich wären“: „
Nein, nein. Aber jetzt sind wir ehrlich. Mit jedem anderen Scheiß machst du dich angreifbar und ich will nicht angreifbar sein. Ich will ruhig schlafen. Ich will in der Früh aufstehen und sagen: Ich bin sauber.“
Auch den ehemaligen Klubobmann der FPÖ, Johann Gudenus, könnte das Material entlasten:
Er sagte laut der Abschrift, dass „wir nichts Illegales machen, Punkt.“
„Bewusst nachteilige Auswahl der Video-Stellen“
Strache hatte nach Auftauchen des Videos im Mai 2019 immer wieder bekräftigt, die Wahrheit gesagt zu haben. Bei dem Treffen in der Finca habe er „immer wieder betont“, „nie etwas Unredliches machen zu wollen“.
Der ehemalige Vizekanzler hat bereits Stellung zu dem nun veröffentlichten Material bezogen. „Es zeigt sehr gut, wie manipulativ bei der Video-Veröffentlichung im Mai des Vorjahres vorgegangen worden ist. Die neuen fünf Minuten werden so wie der Rest des Videos belegen, dass ich immer wieder betont habe, nichts Illegales machen zu wollen“, sagte Strache.
Straches Anwalt Johann Pauer sprach von einer bewusstnachteiligen Auswahl der veröffentlichten Stellen des Videos. „Festzuhalten ist, dass bisher nur ein kleiner Teil des Ibiza-Videos transkribiert worden ist. Die noch zu erwartende, weitreichendere Transkription wird deutlicher aufzeigen, dass die Auswahl der veröffentlichten Passagen bewusst nachteilig für Heinz-Christian Strache erfolgten“, so Pauer gegenüber oe24.
Nachdem die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Spiegel“ im Mai 2019 Sequenzen der Aufnahmen veröffentlicht hatten, war Strache als Parteichef der FPÖ und Vizekanzler zurückgetreten. Die rechtskonservative Regierung zerbrach,
Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief Neuwahlen aus. Die Affäre kostete die FPÖ die Beteiligung an der Regierung.
Die österreichische Justiz ermittelt weiterhin zu den Vorkommnissen. Hauptverdächtiger in dem Verfahren ist der Österreicher Julian H. Ihm wird vorgeworfen, Strache und Gudenus in eine Falle gelockt haben.