Glaube viele Anleger kriegen bei Dividenden und Kursgewinnen mental/logisch nicht hin den Gedanken verstanden, dass die Frage ob Kursgewinne oder Ausschüttung für die Rendite und den späteren Verzehr keinen Unterschied macht. Ich denke auch, psychisch löst ein Zahlungseingang auf dem Konto bei den meisten mehr Glücksgefühle aus als eine unrealisierte Kurssteigerung.
Die Dividende wird zudem fälschlicherweise oft als etwas Sicheres wahrgenommen. Da argumentieren Leute dann dass das Kurswachstum nicht so wichtig ist weil man ja save 3-4% auf den aktuellen Positionswert bekommt. Dass die alten Unternehmen auch fallen können oder sogar pleite gehen können wird dann oft aufgrund des Survivorship Bias ausgeblendet. Man liest dann sowas wie "Coca Cola hat schon 2 Weltkriege überlebt"
Bei vielen cashfloworientierten Investoren die das "Depot für Ewigkeit" wollen, besteht auch fälschlicherweise der Gedanke, dass Dividendenzahlungen nichts an der Vermögenssubstanz ändern im Gegensatz zum Verkauf von Anteilen.
Ich hatte die Tage unter einem YT-Video eine Diskussion zum ewigen Depot via ETFs. Wir haben uns darüber unterhalten wie sich thesaurierende ETFs von ausschüttenden dabei unterscheiden. Annahme war der Msci World mit 7% Kursgewinn als Thesaurierer bzw. 5% Kursgewinn und ca. 2% Dividende pa.
Der User, der sich ansonsten gut artikulieren konnte und auch durchaus über Finanzwissen verfügte, blieb bis zum Ende unserer Diskussion der festen Überzeugung dass ein Abverkauf von Anteilen des Thesaurierers in exakt der Höhe der Dividende des Ausschütters zwangsläufig dazu führt dass das Depot auf 0 geht während das Depot mit dem Ausschütter ewig bestehen bleibt. Die Erklärung wie dies mathematisch möglich sein solle, vor allem wenn man durchschnittlich weniger entnimmt als man hinzugewinnen, bleibt er mir bis heute schuldig.
Denke du hast es damit ganz gut auf den Punkt gebracht. Am Ende sind Dividenden halt nur eine (Teil-) Ausschüttung des Gewinns welchen man genauso gut wieder reinvestieren und damit das Wachstum des Unternehmens nachhaltig steigern kann. Hier zählt mal wieder der Satz "good things come to those who wait". Aber die Meisten bevorzugen halt instant gratification auch wenn dann der Zinseszins nicht arbeiten kann. Als selbständiger Unternehmer weiß ich dass es besser ist kein Geld aus dem Unternehmen abzuziehen und stetig zu reinvestieren. Diese Spatz in der Hand Mentalität ist wieder so typisch deutsch.