Schade das die Teens heute im Kollektiv nur bei TikTok und Co. kleben. Schauen sie überhaupt noch Animes? Ich habe aber die Hoffnung das sich ab und an einer dieser Teens in ein Forum verirrt, und wenn sollte es CW sein. Aber dafür muss es hier aber auch super cool sein. Nur leider verpasse ich langsam den Anschluss was Teens heute super cool finden. So altbacken wollte ich nie werden.
Die Frage kann ich dir als Mitglied in einem Animeverein und zwei Gamingvereinen beantworten - ich sehe die Entwicklung jedes Jahr etwas krasser.
Wo sind die Jungen Leute abgeblieben?
Das läuft inzwischen alles online "halbprivat" auf Discord-Channels oder vergleichbarem ab, deswegen merkt man davon immer weniger. Das sind dann eher Treffen unter Freunden und am Ende findet man einen Streamer und chattet auf Twitch o.ä. mit gleichgesinnten, bis man sich dann wieder ins persönliche zurückzieht (PMs). Die Sendezeiten und Treffzeiten sind fest, oft wöchentlich oder gelegentlich täglich und sind sehr locker und idR unverbindlich. Die Ecken sind dann auch wesentlich besser moderiert, weil dahinter Organisationen und öffentliche Personen stehen, die um ihren Ruf fürchten müssen. Dazu gibt es unter den jüngeren dank Influenzern leider auch immer mehr Tendenzen zu einem gewissen Personenkult und einem Gruppendenken.
Warum sterben Foren aus?
Ein Grund, warum Foren wie Consolewars & co nicht mehr attraktiv sind ist einerseits der "alteingesessene" Faktor, d.h. die meisten Mitglieder kennen sich schon wie an einem Stammtisch und haben einen gewissen diskussionsstil etabliert. Ist immer schwer, sich als neuer in diese Gruppen einzufügen. Dann eben noch der Altersunterschied - als 20 - jähriger diskutiere ich einfach nicht gerne mit 35-jährigen, sondern lieber mit gleichaltrigen.
Und wo sind diese jungen Leute im Reallife?
Das hat dann auch leider etwas zur Folge, dass diese "lockerer - festen" Zusammenkünfte mit einem gewissen privaten Engagement auch im Reallife immer schwieriger werden. Communitytreffen sind nur noch dann drin, wenn der Streamer ein Event ankündigt. Dort kümmert sich ein zentrales Team um die Eventorganisation und Vermarktung, Sponsoren, Merchandise etc.
Die Finanzierung wird also zentral gestellt, die Events sind idR kostenlos und werden querfinanziert. Ein Traum für junge Leute ohne Geld.
Warum sieht man junge Leute so selten bei "klassischen" Events, auf die wir früher gegangen sind?
Früher haben diese Lücke gemeinnützige Vereine oder Eventorganisatoren gefüllt, die mit wenig Marge gearbeitet haben.
Ein Gamingverein in dem ich Mitglied bin hat nun die Preise von 5€ vor Corona auf inzwischen 15€ anheben müssen, da es kaum noch junge Freiwillige gibt, die sich mehrere Abende im Monat für lau in einer nur minimal beheizten (Gaspreise!) Industriehalle hinsetzen, um den Verein und anderen Leuten eine schöne Zeit zu bereiten - also arbeitet man mit zusätzlichen Anreizen, die Geld kosten. Die Kosten legt man dann um, auch gerne indirekt. Alles ziemlich unattraktiv für junge Leute, die einfach mal spontan in einer größeren Gruppe zocken wollen. Hier hat man also ein gewisses Henne-Ei-Problem.
Andere Gamingvereine haben die Probleme noch krasser - hier reicht es wegen der dünnen Helferdecke oft nicht mal mehr für wöchentliche Events und die Eintrittspreise sind ebenfalls von 10€ auf 20€ und höher gestiegen.
Bei kommerziell organisierten Events ist es noch schlimmer, da die Preise hier ja noch extremer in die Höhe geschossen sind. Bei einem Wochenendticket für eine größere Anime-Convention sind wir bei um die 100€, Tagestickets kratzen schon an den 50€. Hier werden die bisherigen Helfer immer mehr umworben, weil man auch hier kaum noch zuverlässige Leute findet.
Dann kommt noch dazu, dass sich ein wirtschaftliches und regionales Gefälle bildet - die Events werden gerne zentral in Deutschland veranstaltet, wo es gute Zuganbindungen gibt. Typische Knoten liegen da in Hessen und NRW.
Gerade im Großraum Frankfurt + Radius 200km explodiert die Eventszene gefühlt seit Corona, hier hat man ein breites, tolerantes, multikulturelles und zahlungskräftiges Publikum. Das geht zu Lasten des Südens und des Nordens. Im Osten geht fast gar nichts mehr, gerade für Merchandise-Händler sind die neuen Bundesländer wegen der geringeren Gehälter und gleichzeitig gestiegener Lebenshaltungskosten ziemlich unattraktiv geworden. Die Leute geben einfach weniger Geld für unnötigen Kram aus, wenn es gerade so für das Nötigste reicht.