Danke. Ja das wäre natürlich eine Möglichkeit, ich denke nur dass das mit Blick auf die Weimarer Republik vielen Deutschen nie vermittelbar wäre
Fände ich aber interessant, muss mir mal euer System genauer anschauen.
Wir haben bereits 7 Bundesräte (Regierungschefs), weshalb das System nicht ganz vergleichbar ist. Hier wählt das Volk die Kandidaten ins Parlament und die Parteien / Fraktionen, die einen (Mit-)regierungsanspruch erheben, stellen bei den Bundesratswahlen 2-3
(manchmal auch nur einen, kommt aber meist eher schlecht an) Kandidaten für die sieben Plätze
(Traditionell bekommen die stärksten 3 Parteien je 2 Sitze und die viertstärkste Partei noch einen). Ob einer dieser Kandidaten geeignet ist, und falls ja, welcher am besten geeignet ist, liegt aber letztlich in der Hand des Parlaments. Stellt eine Partei keine mehrheitsfähigen Kandidaten, wird in seltenen Fällen eine nicht kandidierende Person gewählt
(siehe Abwahl von Blocher, der durch Widmer-Schlumpf ersetzt wurde, obwohl die nicht mal zur Wahl stand).
Ob wir nun eine so diverse Parteilandschaft haben, weil wir dieses System haben, oder ob wir dieses System haben, weil wir eine diverse Parteilandschaft
(bzw. ein regional sehr diverses Bild) haben, kann ich nicht mal beurteilen. Wir haben aber traditionell eher radikale Ableger in den jeweiligen politischen Spektra. Die SVP gilt unter den rechtspopulistischen Parteien Europas als eine der "rechtesten" Parteien, während die SP genau auf die andere Seite ausschlägt. Spielt nur keine Rolle, weil sie trotzdem bei jedem Sachthema eine Mehrheit finden müssen. Parteiübergreifender Konsens ist völlig egal, weil nicht mal die Parteien intern immer geschlossen für oder gegen ein Anliegen kämpfen. Andererseits ist es theoretisch auch möglich, dass SP und SVP gemeinsam für oder gegen ein Anliegen kämpfen
(heute etwas schwieriger, weil sich die beiden Parteien immer mehr "Anti-die-anderen" positionieren, aber man kann ja Hoffnung haben, dass es wieder besser wird.).
Und wir sprechen mittlerweile auch in Deutschland von einer imo immer diverseren Parteilandschaft, die kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann. Alleine die Vorstellung, dass eine FDP zusammen mit der SPD und den Grünen einen themenübergreifenden Konsens finden kann, um einen Koalitionsvertrag zu unterzeichnen, wirkt imo absurd. Zumindest nicht dann, wenn sich die Parteien nicht komplett verbiegen. Thematisch wäre aber eine Einigkeit sicher möglich, aber halt nicht als Gesamtprogramm.
Das Ding ist, im Zweifel hat bei euch eh das Volk das letzte Wort durch direkte Abstimmung
Genau deshalb klappt es auch ohne feste Regierungsmehrheit und Fraktionszwang.
Ich bin mir nicht sicher, ob das eine notwendige Voraussetzung ist für ein System ohne formelle Koalition. Meines Wissens nach hätte es aber hier fast immer 3 Parteien für eine Koalition gebraucht. Und spätestens da wird das System imo unsinnig.