Nun, ich bin durch das enorm diverse Politsystem der Schweiz wohl etwas voreingenommen. Wir haben hier keine formellen Koalitionen. Imo schließt eine Koalition - gerade wenn die Parteilandschaft im Land vielfältiger wird - immer mehr Parteien und damit auch Wähler aus. Das ist imo wenig sinnvoll.
Ich verstehe nicht, warum in Bezug auf das Kanzleramt Koalitionen gebildet werden müssen. Wieso stellt nicht einfach jede Partei X Kandidaten für das Kanzleramt und das Parlament stimmt ab, wen sie wollen? Erstens wäre damit der Wille der Wählerschaft besser abgebildet, zweitens würde es imo den Fokus auf die Kanzlerkandidaten während des Wahlkampfs etwas abgeschwächt. Denn die Parteien müssten Kandidaten stellen, die im Parlament eine Mehrheit findet / finden kann. Dieses Jahr war der Fokus auf die Kandidaten ja geradezu absurd.
Und anschließend müsste halt thematisch eine Mehrheit im Parlament gefunden werden. Koalitionen würden also nicht mit einem Vertrag gebunden, sondern die Parlamentarier wären frei, für ihre persönlichen Einstellungen - für die sie gewählt worden waren - einzustehen. Und es bräuchte thematische Mehrheiten, nicht eine parteiliche Mehrheit.
Ich habe den Eindruck, dass eine Partei mit einem Koalitionssystem mehr Macht hat als bei einem System ohne formelle Koalitionen.