Midsommar (2019):
ACHTUNG SPOILER!!!
Uff, ach du meine Güte, was habe ich mir da bitte angesehen. Ich sage es direkt: Mir hat der Film leider überhaupt nicht zugesagt. Ich fand ihn zu weiten Teilen wirklich unerträglich und schlecht. War zwischendurch regelrecht fassungslos, weil ich den so unterirdisch fand. Aber mal der Reihe nach, folgende Punkte haben mir überhaupt nicht gefallen:
1. Pacing: Ich wusste, dass der Film ein langsames Erzähltempo hat und normalerweise finde ich sowas eigentlich gut. Ich liebe Filme mit langsamen Pacing, die sich viel Zeit für ihre Geschichte und Charaktere nehmen. Hier bei Midsommar übertreibt man es jedoch gnadenlos. Insbesondere in der ersten Hälfte gibt es zig Szenen, die eigentlich total unwichtig sind und nichts großartig beitragen - und sich trotzdem quälend lange hinziehen. Der langsame Erzählrhythmus geht mir hier eher auf die Nerven, anstatt dass er wirklich positiv was beiträgt. In der zweiten Filmhälfte wird es zwar etwas besser, aber auch dort wirkt es auf mich stellenweise eher so, als ob der Regisseur die Geduld des Zuschauers absichtlich auf die Probe stellen und möglichst viel Langeweile verbreiten will. Insgesamt ist der Film dadurch auch einfach zu lang. Während andere lange Filme wie im Flug vergehen, habe ich hier schon nach 20 Minuten das erste Mal auf die Uhr geschaut. Ich habe gelesen, dass es sogar noch einen längeren Directors Cut gibt - um Gottes Willen, das muss ja die absolute Folter sein.
2. Charaktere: Die Figuren hier waren mir durch die Bank weg komplett wumpe. Man findet sie entweder unsymphatisch oder uninteressant oder beides. Eigentlich kann man sich hier mit niemandem so wirklich identifizieren und dadurch fiebert man mit deren Schicksal auch null mit. Sinnvolle Charakterentwicklungen oder nachvollziehbare Handlungen der Personen finden größtenteils eigentlich auch nicht statt, meiner Meinung nach ist das einfach schlechtes Writing und sonst nix.
3. Inszenierung: Genauso kühl und distanziert wie die Charaktere, ist auch die komplette Inszenierung des Films. Alles ist total träge und ohne wirkliches Gespür für Spannung oder Dramaturgie inszeniert. Von der hier so hochgelobten "dichten Atmosphäre" des Films, habe ich absolut gar nichts gemerkt. Das Ganze läuft so schleppend und sterril 147 Minuten lang durch, dass man sich eher fragt, ob der Zuschauer hier absichtlich genervt werden soll. Hinzu kommt noch, dass der Film vollkommen plakativ versucht in eine "künstlerische" Richtung zu gehen, was hier aber vollkommen albern wirkt. Generell finde ich es immer furchtbar, wenn Filme total plump dem Zuschauer ins Gesicht schreien wollen "Hier Hallo, ich bin intelligente Kunst, schau mich und find mich anspruchsvoll" und leider geht Midsommar in Ansätzen auch in diese Richtung. Dieser Stil hat mich dabei nur noch mehr angeödet.
4. Die Story: Nun ja, letztendlich war das ja auch alles dann doch etwas arg wenig und platt. Ich dachte die ganze Zeit, dass da in der zweiten Hälfte noch ein größerer Twist kommt oder eine sinnvolle Erklärung für die ganzen merkwürdigen Ereignisse. Stattdessen kommt da tatsächlich nix großes, sondern es war halt einfach "nur" eine durchgedrehte Sekte mit perversen Bräuche. Sonst nix. Keine wirklichen Hintergründe oder Erklärungen dazu. Des Weiteren gibt es zig Handlungsstränge oder Szenen, die einfach relativ sinnlos in dem Film sind und später auch keine Rolle mehr spielen. Was sollte die Szene nochmal am Anfang mit der Schwester, die sich danach umbringt? Mit wem aus dem Camp hat die denn da bereits gechattet? Wieso führt der eine Typ seine Freunde überhaupt zu so einem mörderischen Ort? Was hatte diese eine entstellte Person dort im Camp jetzt eigentlich für eine Rolle und wieso sind die Jugendlichen nicht direkt dort abgehauen, nachdem sie gemerkt haben, wie bekloppt dort alles ist? Achja und dieses ganze Gedöns mit irgendwelchen Drogentrips hängt mir auch zum Hals raus, finde das in Filmen immer furchtbar, wenn Personen dort Drogentrips/Halluzinationen durchleben, denn damit kann der Autor dann schön faul jeden Quatsch erklären.
Insgesamt bleibt nur relativ wenig Positives bei mir hängen. Der Soundtrack hat mir ganz gut gefallen und einige echt verstörende Szenen gibt es dann natürlich schon. Das grundsätzliche Szenario finde ich auch interessant, aber daraus macht der Film leider absolut nichts. Da gibt es wirklich diverse andere "Sekten-Thriller", die ich deutlich besser finde. Unterm Strich bleibt bei mir das Gefühl von 147 Minuten Zeitverschwendung zurück und ich kann diesen Film beim besten Willen niemandem weiterempfehlen.
02/10 Punkte
PS: Ist Hereditary genauso unerträglich? Falls der in punkto Stil und Inszenierung auch nur annähernd so sein sollte wie Midsommar, dann werde ich mir den definitiv sparen.