Das hatte ja fast was von To Kill A Mockingbird - Cold War Edition, nur dass Hanks überhaupt nie erläutert warum er weiter macht. Die Diskussionen die kurz angedeutet werden (Sicherheit der Familie zb) werden einfach ignoriert, in der nächsten Szene geht es einfach weiter.
Zwei Szenen fand ich sogar richtig, richtig ekelig. Das war der Schnitt von dem gefolterten US-Soldaten Powers, der ständig von den Sowjets unsanft geweckt wurde damit er redet, direkt hin zum gefangenen Sowjet-Spion Abel, der nett aus der Zelle gebeten wird. Und dann noch die Schlussszene, in der Hanks sein umgekehrtes Deja vu in der Bahn hat, wo die amerikanischen Kinder frei über Nachbarzäune springen können im Gegensatz zu den erschossenen Mauertoten, deren Ermordung er zuvor aus gleicher Perspektive gesehen hat.
Ich finde die Darstellung der Gräueltaten der DDR und Sowjets absolut richtig (auch wenn das mit der Handlangerangst der DDR ein wenig stark vereinfacht wurde), darum geht es nicht. Es geht mir auch nicht darum zu zeigen "Der Westen war doch genauso schlimm!!!!1", waren sie in den Aspekten ja absolut nicht. Aber es grenzt schon an Geschichtsverklärung so zu tun, als hätte die CIA in der Zeit nicht gefoltert, oder als wäre das Amerika am Ende der 50er/Anfang der 60er so lustig sonnig frei gewesen. Das war kein Bürgerrechtsfilm, schon klar, aber da wird trotzdem eine Illusion als wahr dargestellt.
Und zuletzt mal was zum Thema Spannung.
Ich hab absolut keine Plottwists erwartet a la Hanks löst den Kalten Krieg, oder Spion A, ist eigentlich Spion für ABC blablub. Aber hier hat man sich ja mal JEDE Spannung kaputt gemacht, indem alles so übertrieben vorhersehbar war, wie ich es lange nicht mehr gesehen habe.
Nur mal als Beispiel das große Finale beim Austausch: Abel sagt Donovan/Hanks, woran er erkennen wird, was mit Abel passieren wird sobald er wieder bei den Sowjets sein wird. Also kann man zu 100% davon ausgehen, dass der Austausch stattfinden wird, der Zuschauer wartet ja jetzt nur noch darauf die von Abel genannten Signale nach dem Austausch zu finden.
Aber bevor das passiert, versucht der Film eine finale, riesige Spannung aufzubauen, da die DDR einfach nicht mit dem zweiten Amerikaner der auch getauscht werden soll auftaucht... "Oh oh oh, das wird ja jetzt knapp, hoffentlich geht das nicht schief!" *spannende Musik und Schnitte* .... Nein... jetzt macht einfach weiter, ich weiß ja schon, dass der Austausch stattfinden wird. Und als Zuschauer hat man eh nur Interesse an Abel aufgebaut, nicht an dem Studenten, der total beliebig wirkte. Genauso beliebig wie Hanks plötzliches Interesse an ihm, als wäre er der einzige US-Amerikaner in Sowjet-Händen.
Hatte mir ein wenig mehr Politik erhofft, oder Einsicht in die Geheimdienste. Das was dann schriftlich im Abspann stand, hätte ich teilweise viel interessanter gefunden. Der Film zog sich auch einfach viel zu lange. Das ganze Hin und Her mit Abels Anklage, Verhandlung, Revision, Strafmaßverkündung etc hätte massiv verkürzt werden können, da nach der allerersten Szene mit Soldat Powers eh schon absolut offensichtlich war, dass der abstürzen und gegen Abel getauscht werden wird. Es war auch schon früh genug gelungen, die US-Justiz als unfair gegenüber Sowjets darzustellen.