I don't want to die in a car accident. When I die it'll be a glorious day. It'll probably be a waterfall.
River Phoenix wäre heute 43 Jahre alt. Am 31. Oktober, also vor ein paar Tagen, war sein 20. Todestag.
In einem Autounfall wie James Dean sollte er nicht sterben, aber „glorious“ war an diesem 31. Oktober wohl auch nur sehr wenig.
River Phoenix starb mit nur 23 Jahren in der Nacht von Halloween 1993 vor dem Viper Room, dem damaligen Club von Johnny Depp. Überdosis.
It makes you realize drugs aren't just done by bad guys and sleazebags; it's a universal disease.
Es ist schwierig über jemanden nur positiv zu schreiben, dessen letzte Stunden alles andere als positiv waren. Es ist schwierig wenn die eigene Haltung gegen Drogen so stark ausgeprägt ist, dass sie zu Problemen im erweiterten Freundeskreis führt und selbst manch Beziehung unmöglich machte. River Phoenix war in den letzten Jahren seines Lebens ein Typ, der dir mit einer Zigarette im Mund beim Mittagessen erzählte, dass dich das Fleisch irgendwann umbringen wird und du besser auf dich achten sollst, nur um im nächsten Moment zu bemerken, dass er gerade selbst seinen Lungen nichts Gutes tut. Zumindest damit kann man sich etwas identifizieren, wenn Freunde sich gerade begeistert über Amsterdam unterhalten und man selbst davon nur wenig hören will, während man gerade die 6. oder 7. Flasche Bier aufmacht.
Dennoch soll das ein Beitrag werden, der sich an River Phoenix nicht nur als Drogenopfer oder Drogentäter erinnert, sondern auch an den Rest, denn das wird heute wohl zu selten gemacht.
Viele werden River Phoenix gar nicht bewusst kennen. Im Normalfall schadet ein früher Tod der Erinnerung kaum. Elvis, Michael Jackson oder John Lennon haben durch ihren Tod nichts verloren und im Fall anderer wie Kurt Cobain, Heath Ledger mag der tragische Tod der Karriere gar noch einmal einen entscheidenden Schub und der Arbeit die gerechte Anerkennung beschert haben. Ja, was James Dean betrifft ist er sogar Teil des Mythos’ und Teil der Ikone.
Bei River Phoenix ist das anders.
People are constantly trying to make an image for you. They'll dress you up and tell you to pose a certain way and take all these pictures... they want a certain image, so they create that. And unless you're spending a lot of time to create another image to counteract that image, theirs will win. So right now, I'm kind of dealing with a lot of false ideas of what I'm about.
Schon einige Jahre vor seinem Tod machte River den Schritt vom Star zum Super-Star. Ein Jugend- und Teenie-Idol des Films wie es danach in der Form nur noch von einem gewissen Leonardo DiCaprio deutlich übertroffen wurde, ein Vergleich der auch heute noch ständig gesucht wird. Geliebt von Regisseuren und der Filmwelt auf Grund der Arbeit auf der einen Seite, für das hübsche Gesicht von 14-jährigen Mädchen verehrt auf der anderen Seite. So wie DiCaprio selbst nach Romeo & Juliet und Titanic sehr damit zu kämpfen hatte, so galt das auch für River Phoenix.
I did my best work in The Mosquito Coast. I know it wasn't such a big hit, but for me it was more meaningful than anything else I'd ever done.
Leichte Flops wie Peter Weirs The Mosquito Coast (mit Harrison Ford und Helen Mirren) verteidigte er in vielen Interviews bis zu seinem Tod, während er bei dem weit erfolgreicheren Hit Sneakers vom Field of Dreams – Regisseur Phil Alden Robinson (mit Robert Redford, Sydney Poitier, Ben Kingsley und Dan Akroyd), selbst engen Freunden empfahl ihn nie zu sehen, weil es „nicht die Art von Film sei, die jemanden mit Würde durch die Stadt gehen lässt“.
Es zeigt eine Einstellung, die ich so liebe und das nicht, weil ich dem Blockbuster-Kino so abgeneigt bin, sondern einfach nur, weil sie so selten (geworden) ist. Der Schauspieler, der ganz genau weiß, was er will und der enttäuscht darüber ist, wenn er sich in einem Film sieht, in dem er sich nicht unbedingt wiederfinden wollte. River Phoenix wollte als Musiker und Charakterdarsteller in Erinnerung bleiben. Zumindest für Letzteres hat er trotz seinem kurzen Leben sehr viel getan. Ich habe vor einigen Tagen einen kurzen Artikel anlässlich zu seinem 20. Todestag zugesteckt bekommen, den ich sehr gerne gelesen habe und in dem dieser Punkt auch angesprochen wird. Auch hier wurde wieder der Vergleich mit DiCaprio gesucht, aber nicht nur, denn für den Verfasser des Artikels gelten auch andere Schauspieler von heute wie James Franco, Joseph Gordon-Levitt oder Ryan Gosling als positive Beispiele für eine bewusste Filmauswahl von jungen Schauspielern der Gegenwart. Nun muss ich hier widersprechen, auch wenn ich auch diese Schauspieler sehr schätze (James Franco ist übrigens ein riesiger River Phoenix – Fan), denn es handelt sich hier natürlich um eine ganz andere Liga im Fall von River Phoenix und das wird spätestens dann klar, wenn man daran denkt, dass ein Ryan Gosling mit der Niclolas Sparks – Verfilmung (Wie ein einziger Tag) seinen Durchbruch in einem Alter schaffte, in dem River Phoenix nicht mehr am Leben war und so gilt das auch für die anderen beiden.
Hier kann man River wahrlich nur in einem Atemzug mit James Dean oder Leonardo DiCaprio nennen – alles andere wird keinem der Herren gerecht.
Wie ich schrieb, gewinnen manche durch den Tod an Anerkennung, während das für River nicht gilt. Tatsächlich hat River Phoenix deutlich an Bekanntheit verloren, scheint zum Teil vergessen zu werden und es hat etwas Ironisches, aber für mich auch Trauriges, dass jene, die sich auch heute manchmal noch am besten an ihn erinnern, die damals 14-jährigen Mädchen sind, die heute in Foren schreiben, dass es ja so schade um sein hübsches Gesicht sei.
Die meisten seiner Filme laufen kaum im TV (ich selbst habe viele seiner Filme erst sehr spät gesehen, weswegen er bei mir auch in den letzten 5 Jahren sehr viel gewonnen hat), erscheinen nicht auf Blu Ray und wenn man ihn mal sieht, dann sind es wohl meist die gleichen zwei Rollen in denen er wohl kaum als River Phoenix wahrgenommen wird, obwohl ihn jeder von uns dadurch kennt: In Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers als Chris Chambers und als junger Indiana Jones in Der letzte Kreuzzug.
Die außergewöhnliche Arbeit von River Phoenix wird langsam aber sicher vergessen oder nicht mehr wirklich wahrgenommen.
Heute kennt man wohl seinen kleinen Bruder Joaquin Phoenix besser als River.
Acting is like a Halloween mask that you put on.
River Phoenix war zu gewissen Teilen ein Method Actor. Zumindest versank er meist in seinen Rollen – der Begriff „Method Acting“ ist weit komplexer als uns Parodien auf Daniel Day-Lewis’ Ansatz gerne vermuten lassen. In Dogfight, einer seiner kleinsten, aber in meinen Augen auch besten Filme, spielt er einen U.S. Marine, mit dessen Persönlichkeit er große Probleme gehabt haben soll.
Dennoch habe er am Set die Rolle „behalten“ und seinen Co-Star Lili Taylor (zur Zeit in The Conjuring wieder im Kino zu sehen), die er später als die beste Schauspielerin bezeichnete, mit der er je zusammengearbeitet hat, am Set gemobbt und hatte auch Wochen nach den Dreharbeiten noch Probleme die Angewohnheiten seiner Rolle als Marine abzulegen.
Er war ein besonderer Schauspieler, dessen Gestik und Mimik vor allem in Dogfight, Running on Empty und natürlich speziell in My Own Private Idaho (in meinen Augen eine der ikonischsten Darbietungen des modernen Films) auf ganz seltsame Art und Weise trifft. Manches von dem was er auf den Bildschirm zauberte ist kaum zu beschreiben und häufig dachte ich im ersten Moment, dass es etwas Komisches hat wie er spielt und sich vor der Kamera in manchen Szenen verhält, nur um in nächsten seine zum Teil bis heute unerreichte Genialität zu bemerken. In My Own Private Idaho gibt es die ein oder andere Szene, die mich schwer trifft und das sind auch die Dinge für die River mir hoffentlich ewig im Gedächtnis bleibt.
I want kids, a family of my own. I'd like to give them the first eight years of their lives in the country. Then I'd want them educated, which I wasn't formally, although I had a tutor once when I was twelve. At times I miss a formal education, but at others I thank God for everything else I have now. What I have got from my childhood aren't toys, but memories. And happy memories are better than any toy.
River war ein Familienmensch. Seine Eltern waren Hippies (übrigens eine weitere Gemeinsamkeit mit DiCaprio). Die Familie zog sehr oft um und war für einen kurzen Zeitraum auch Mitglied einer Sekte (bis heute wird über sexuellen Missbrauch spekuliert). Er sprach sehr gerne über seine Familie und hatte vor allem zu seinem jüngeren Bruder Leaf (wir kennen ihn als Joaquin) ein sehr enges Verhältnis. Joaquin soll noch heute sehr unter dem Tod von River leiden, sich zum Teil auch lange die Schuld daran gegeben haben – laut eigener Aussage wollte River zu Halloween selbst zuhause bleiben und Joaquin drängte ihn, weil er Flare im Viper Room spielen sehen wollte.
River galt als fanatisch wenn es um seine mögliche zukünftige Frau ging (so gibt es bis heute das Gerücht, dass er einst einen Traum von einer Frau hatte, die er für seine zukünftige Ehefrau hielt und er ständig eine Zeichnung von dieser bei sich gehabt haben soll).
River wollte nicht sterben, er hat aber nicht sehr viel getan um seinen Tod zu verhindern.
Music is a whole oasis in my head. The creation process is so personal and fulfilling.
Noch weniger als für seine Schauspielerei ist River den meisten für seine Musik bekannt. River hatte zusammen mit seiner Schwester Rain und Freunden eine Band namens Aleka’s Attic. Der Song „Too Many Colors“ ist auch im Film My Own Private Idaho zu hören.
Musik, die ich gerne höre, wenn ich betrunken, aber nicht müde nachhause komme, oder müde, aber nicht betrunken.
If I have some celebrity, I hope I can use it to make a difference. The true social reward is that I can speak my mind and share my thoughts about the enviroment and civilisation itself. There's so much shit happening with people who are exploiting their positions and creating a lot of negativity.
Clean life, dirty death. River Phoenix war Veganer, aktiver Tierschützer und bis 3 Jahre vor seinem Tod sprach er sich noch öffentlich gegen Drogen aus. Einen großen Teil seines Vermögens investierte er in den Kauf von Regenwälder. Er soll sich einen Volvo gekauft haben, weil er angeblich glaubte, dass amerikanische Wagen immer mit Ledersitzen ausgestattet werden. Alles Teil seines widersprüchlichen Lebens: Ein Drogensüchtiger, der die Welt retten will. Ein Schauspieler, der eigentlich Musiker sein will. Der Millionär, dessen Familie sich nicht viel aus Geld macht. Der vergessene Super-Star. Ein Leben wie ein Spiegelbild. Dirty life, clean death.
I would rather quit while I was ahead. There's no need in overstaying your welcome.
In meinem Bücherregal steht die Biographie von John F. Kennedy mit dem passenden Titel „An Unfinished Life“.
Ein Titel der natürlich auch im Fall von River Phoenix passend wäre. Er war noch nicht fertig, auch nicht mit der Schauspielerei.
Er hätte in The Basketball Diaries die Hauptrolle übernehmen sollen, welche nach seinem Tod an Leonardo DiCaprio ging. Er wollte in Total Eclipse Arthur Rimbaud spielen, eine Rolle die ebenfalls später an DiCaprio ging. Und James Cameron sagte nach der Fertigstellung von Titanic, dass er zuerst an River Phoenix dachte, als er die Idee für Titanic hatte und froh ist, dass DiCaprio am Ende alt genug für die Rolle war, weil er sonst niemanden für die Rolle im Kopf hatte.
Sydney Lumet wollte nach seiner Zusammenarbeit mit Phoenix in Running on Empty (die einzige Oscar-Nominierung von River Phoenix) am liebsten in jedem Film mit ihm zusammenarbeiten (2 weitere Angebote lehnte River zu Lebzeiten noch ab) und meinte Jahre nach dessen Tod, dass Hollywood irgendwann zwischen Al Pacino und River Phoenix etwas verloren habe. River konnte laut Lumet vor der Kamera nichts falsch machen. Etwas das Martin Scorsese zum Beispiel auch über DeNiro und DiCaprio behauptet.
Gus van Sant sah es ähnlich wie Lumet, wollte mit Phoenix nach My Own Private Idaho schon in den 90er Jahren Milk drehen (2008 realisiert) und ist bis heute einer seiner größten Bewunderer.
Ein Superstar, der einer bleiben sollte, aber heute keiner mehr ist. Geblieben sind seine Filme.
Der frühe Tod von River Phoenix ist heute noch tragisch. Ich würde gerne mehr von ihm sehen. A missed opportunity.
Ein Fan.
It's not about career. It's about believing in something, it's about prosperity and it's about caring and emphasizing and wanting to create the best, the most true to life, the most real.