Castlevania: Lords of Shadow 2
2014 war es endlich soweit: das heiß erwartete LoS2 erschien für die PS3, Xbox 360 und PC.
Nach Jahrhunderten erwacht Dracula aus einem langen Schlaf. Er ist geschwächt und hat den Großteil seiner einstigen Macht verloren. Und ausgerechnet sein alter Feind Zobek bittet ihn darum, ihm dabei zu helfen, die Welt vor Satan und seinen Anhängern zu retten, denn nur gemeinsam können sie dessen Wiederkehr verhindern. Als Gegenleistung soll Dracula das bekommen, was er sich am sehnlichsten wünscht: die Erlösung von seiner Unsterblichkeit, den Tod.
LoS2 wurde, wie gesagt, von vielen Spielern sehnlichst erwartet, konnte man hier doch tatsächlich einmal Dracula selbst spielen, noch dazu in einem modernen Setting! Etwas ähnliches hatte zuvor schon Aria of Sorrow geliefert, jedoch merkte man abgesehen von der Kleidung der Figuren oder einigen wenigen Items und Waffen kaum etwas davon, im Jahr 2035 unterwegs zu sein. LoS2 spielt in Castlevania City, einer fortschrittlichen Metropole, die auf den Ruinen von Draculas Schloss erbaut wurde. Man besucht aber auch immer wieder eine Art Traumwelt, in der die Burg noch aussieht wie zu ihrer Glanzzeit, ehe sie zerstört wurde.
Das grundlegende Gameplay hat sich im Vergleich zum Vorgänger nur wenig geändert, der Protagonist kämpft eigentlich noch genauso wie Gabriel im ersten Teil, jedoch mit entsprechenden neuen Fähigkeiten, da man ja schließlich einen Vampir spielt. Geändert hat man allerdings die Kamera: die relativ festen Perspektiven sind einer Third-Person Kamera gewichen, die sich frei bewegen lässt. Auch das Klettern wurde überarbeitet und geht nun etwas dynamischer von statten, auch wenn es immer noch nicht perfekt ist. Level, bzw. Kapitel gibt es nun auch nicht mehr, die bereits besuchten Gebiete von Stadt und Burg können jederzeit erneut aufgesucht und mit den erworbenen Kräften, die man im Lauf der Geschichte erhält, erkundet werden. Items zur Heilung oder Wiederherstellung der Magiereserven sind nun ebenfalls nutzbar. Es gibt sogar eine neue Facette im Erfahrungspunktesystem: wie gehabt kauft man neue Manöver mit verdienten EXP und hat man einen Move oft genug benutzt, so kann man die gewonnene Erfahrung auf Draculas Waffen übertragen, um ihre Stufe (und somit ihre Angriffskraft) zu erhöhen.
Doch LoS2 ist leider ein sehr widersprüchliches Spiel geworden, für jede coole Idee gibt es mindestens eine schlechte. Als Vampir stehen dir besonders im späteren Verlauf so viele coole Fähigkeiten zur Verfügung und wie ich schon im Gespielt-Thread schrieb (den Post werde ich auch noch weiter unten verlinken), macht es unglaublich viel Spaß, diese Fertigkeiten zu nutzen und ihre Wirkung in Kämpfen auszuprobieren. Leider fühlen sich ausgerechnet die Kampfbegegnungen äußerst unrund an. Gegner spammen viel zu oft unblockbare Angriffe. Oder treffen dich aus der Entfernung mit unblockbaren Projektilen, die du nicht vorhersehen kannst.
Ganz neu sind die Schleichpassagen: das sind überschaubare Bereiche, in denen es darum geht, ungesehen von A nach B zu kommen. Jene Abschnitte wurden von vielen Spielern kritisiert, denn statt dich experimentieren zu lassen, wie man weiterkommt, muss man genau die eine Lösung herausfinden, die die Entwickler vorgesehen haben. Inzwischen finde ich diese Passagen nicht mehr so schlimm, aber gerade beim ersten Spielen gingen mir zwei Stellen besonders auf den Keks. ^^"
Kommen wir zum wichtigsten Punkt, nämlich der Story. Was habe ich mich auf die Weiterführung der Geschichte gefreut, immerhin hatten MercurySteam nach dem genialen Epilog von Teil 1 auch noch mit zwei DLCs und Mirror of Fate einiges vorbereitet. Wie würden all diese Sachen letztendlich zusammengeführt werden? Die Antwort lautet enttäuschenderweise: gar nicht.

Zwar wird die Geschichte um Draculas Erlösung stimmig in Szene gesetzt, doch gibt es so viele Dinge, die kaum bis gar nicht erklärt werden, dass man sich echt fragt, was da hinter den Kulissen los war. Was genau ist die Burg, die parallel zur Stadt existiert? Ein zweites Schloss wie in SotN? Und was hat es mit Maries Rückkehr auf sich? Eine so wichtige Nebenfigur wird einfach so mittendrin zurückgebracht und verschwindet dann kurz vorm Finale wieder? Ebenso abstrus wird die Figur des Victor Belmont gehandhabt: nach 15 Minuten im Rampenlicht wird er gnadenlos verheizt und die Situation hätte man auf zig andere, sprich bessere Arten lösen können. So viel verschwendetes Potential!
Aber auch andere Plotpunkte wie das aufspüren von Satans Schergen müssen leiden, zum Beispiel unter schlechtem Pacing. Während die Suche nach dem ersten Diener ordentlich aufgebaut und einige Zeit in Anspruch nimmt (fast schon zu lange), werden die anderen dann plötzlich viel zu schnell abgehakt.
Ein für mich persönlich sehr wichtiger Kritikpunkt ist das Power-Level von Dracula hier. Nach dem ersten Trailer war ich unglaublich gehyped, allerdings musste ich dann feststellen, dass Dracula niemals diese Macht im fertigen Spiel hat (was ist denn mit der Macht des Vergessenen passiert!?). Man kämpft immer noch genauso wie als Mensch, Gegner blocken deine Angriffe usw.
Besonders bitter fand ich auch, dass man nie gegen die Golgotha-Wächter kämpft (die Wachen in den Schleichpassagen) und sie wenigstens ein Mal vernichtet - anfangs ist das ja in Ordnung, wenn der Protagonist noch schwach ist. Aber selbst gegen Ende, wenn er sich schon echt gewaltigen Gegnern gestellt hat , muss Dracula noch immer um diese Dödel herumschleichen.

Ich wäre inzwischen sogar zufrieden, wenn er einen in einer kurzen Zwischensequenz besiegt hätte.
Die wirkliche Enttäuschung ist aber das Ende. Ich hatte mir damals so viel von der Story versprochen, immerhin war das hier das Finale der Lords of Shadow Saga. Stattdessen bekam man praktisch nichts. Der Oberschurke ist besiegt und plötzlich ist das Spiel aus. Keine Auflösung, kein Rückblick auf das Abenteuer oder überhaupt etwas, das sich nach einem Abschluss anfühlt.
Selbst nach all den Jahren macht mich das Ende immer noch sauer.
Zu Release war LoS2 für mich eine herbe Enttäuschung. Es war überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt oder gewünscht hatte. Über die Jahre bin ich zwar mit dem Spiel warm geworden und erfreue mich an den guten Seiten und nehme die schlechten hin (kann man ja eh nix mehr dran ändern), aber es hätte einfach so viel mehr sein können. :/
Bei meinem erneuten Durchspielen habe ich mich wieder an den Trophäen orientiert. Vieles hatte ich schon einmal gemacht, dieses Mal jedoch habe ich das Spiel auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad durchgespielt, der erst im Neues Spiel Plus verfügbar ist. Eine besondere Herausforderung stellten die Kleidos-Aufgaben dar: das sind spezielle Arenakämpfe, welche unter bestimmten Bedingungen abgeschlossen werden müssen. Mal muss man Gegner in einer bestimmten Reihenfolge besiegen, dann ist man mal unter Zeitdruck oder soll Feinde mit einer vorher festgelegten Methode erledigen. Sie ersetzen quasi die Nebenmissionen aus LoS und sind genauso anspruchsvoll. ^^
LoS2 DLC: Revelations
Einen Monat nach dem Release von Lords of Shadow 2 erschien der erste und einzige DLC zum Spiel. Im Mittelpunkt steht Alucard, der im Hauptspiel leider nur eine überraschend kurze, wenn auch wichtige, Rolle einnahm. Diese Episode beleuchtet, was Draculas Sohn kurz vor dessen Wiederauferstehung getrieben hat. Um seine Ziele zu erreichen, durchstreift er das Vampirschloss in der Traum-/Anderswelt und erkundet dabei auch neue Bereiche, die man im Hauptspiel nicht betreten konnte.
In Mirror of Fate war er noch ein Peitschenschwinger, mittlerweile ist Alucard aber ein recht begabter Schwertkämpfer geworden. Der Waffenwechsel macht aber zum Glück nicht allzu viel aus, Vater und Sohn steuern sich sehr ähnlich - man kommt hier also nicht durcheinander.
Ein paar tolle neue Fähigkeiten sind ihm auch spendiert worden, so kann er für kurze Zeit zerstörte Strukturen wiederherstellen, um Rätsel zu lösen, oder einen Geisterwolf befehligen, der durch Gitterstäbe schreiten kann (beim entmaterialisieren nimmt Alucard den Platz des Wolfs ein, so kann er Hindernisse überwinden) und zu guter letzt das Talent, als Fledermaus an jede erklimmbare Kante zu fliegen. Gerade letzteres ist zwar super simpel, macht aber unglaublich viel Spaß. Ich habe auch schon gehört, dass viele dieser Fähigkeiten eigentlich für Dracula geplant, aus Zeitgründen aber verworfen und eben für den DLC verwertet wurden.
Auch wenn der Name des DLCs anderes vermuten lässt: große Enthüllungen gibt es hier nicht, tatsächlich wirft er eher noch mehr Fragen bezüglich einer Nebenfigur auf. Gut, man erfährt, wie Alucard letztendlich an seine Verkleidung gelangen konnte, aber viel lieber hätte ich mir ein paar handfeste Erklärungen für die Hauptgeschichte gewünscht. Naja, immerhin macht es Spaß, sich mit Alucard durch die Burg zu kämpfen.
