Darum geht's nicht. Das mit der Literatur, worauf du offensichtlich anspielst, habe ich deswegen eingebracht, weil es dort üblich und vor allen Dingen essentiell ist, Charaktere ordentlich aufzubauen und zu zeichnen. In jedem anderen Medium kann man recht gut drüber hinwegtäuschen, wenn ein Charakter nichts taugt, nur im Buch nicht. Darum wird dort dann eine Mary Sue wie Midna, die ob dieser ihrer Natur schon fast als Uncharakter zu zählen ist, natürlich noch auffälliger und unliebsamer. Schließlich kommt der Begriff auch aus eben diesem Bereich und hat in einer gut geschriebenen Geschichte nach Möglichkeit nichts zu suchen. Wobei man natürlich nach einer gut geschriebenen Geschichte nicht unbedingt in TP suchen sollte bei all den Plotholes...
Es stellt sich mir nur die Frage, was ein Buch mit Zelda der Serie und insbesondere mit Twilight Princess zu tun haben soll. Während der Entwicklung werden Hintergründe zu den Figuren gesponnen. Midna hat, und das kann ich dir garantieren, eine vollständig Biografie, aus der nur Teile verwendet wurden. Wir sprechen hier von einem mehrere Millionen Dollar verschlingendes Projekt und kein Würfelspiel.
Liest man deine Worte, hat man fast das Gefühl, als wäre Midna während der Frühstückspause entstanden und schnell auf eine Serviette gezeichnet worden. Witzigerweise ist das tatsächlich möglich, jedoch nur als ein kleiner (erster) Schritt einen in der Zwielichtwelt lebenden Charakter zu erschaffen.
Wir bedienen uns nicht dem Fachjargon der Literatur, daher erübrigt sich die Frage, ob der Ausdruck "Charakter" hier erfüllt wird oder nicht. Es ist ein gängiger Begriff, der dazu beiträgt das Thema zu halten.
Deine Vorstellungen und Erwartungen könnten auch nur dann erfüllt werden, wenn Nintendo zu jedem Titel der Serie ein eigenes Hyrule Historia veröffentlichen würde. Und auch wenn das Fans schätzen würde, sollten wir realistische Maßstäbe setzen. In Zeiten in denen man sogar Anleitungen digitalisiert ist das unmöglich.
Insgesamt führt uns das zu einer Grundsatzdiskussion darüber, ob Videospiele als eigenes Medium anerkannt werden können oder eine Mischung aus Büchern, Filmen und Zeitungsschnipseln sind. Und ebenso wie die wenigsten Buchverfilmungen ihren Büchern gerecht werden, kann man darauß folgern, dass ein Spiel niemals die Detailgewalt bieten könnte wie man sie auf 100 Seiten drucken könnte, um eine einzelne Person zu beschreiben. Und selbst in Buchform würde man das in den seltensten Fällen begrüßen.
In diesem Sinne ist Twilight Princess ein sehr intensiver und stark auf die Geschichte ausgelegter Teil der Serie, der einen wunderbaren Charakter (Midna) einführt, der sich während seiner Reise durch eine fantastische Welt (Hyrule) stark weiterentwickelt und keine Mary Sue. Zumindest nicht in einer abwertenden Weise, wie du uns das weiß machen möchtest.