Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, kann sich eine türkischstämmige Bundeskanzlerin vorstellen. Sie auch?
Es kommt nicht darauf an, ob ich mir eine türkischstämmige Bundeskanzlerin vorstellen kann oder nicht. Die Realität in Deutschland ist so, dass es unter unseren muslimischen Mitbürgern viele Machos gibt, die eine türkischstämmige Bundeskanzlerin nicht akzeptieren würden. Das ist eines der Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, weil die Gleichberechtigung von Mann und Frau für einige Menschen mit Migrationshintergrund nach wie vor ein Fremdwort ist.
Sie haben die Entscheidung der Schweizer gegen den Bau neuer Mi- narette als „Warnsignal“ bezeichnet. Gleichwohl verkünden unsere Integrationsbeauftragten, „ein solches Votum wäre bei uns nicht möglich“. Sind solche Aussagen nicht geradezu ein klassisches Bei- spiel dafür, dass sich Politik und Volk immer weiter entfremden?
Wir dürfen die Sorgen, die viele Menschen mit der Ausbrei- tung des Islam verbinden, nicht ignorieren. Selbstverständlich gilt in Deutschland die Religionsfreiheit auch für Musli- me. Sie müssen die Möglichkeit haben, uneingeschränkt ih- rem Glauben nachgehen zu können. Christen in der Türkei und – mit noch größeren Einschränkungen – Christen in vielen anderen muslimisch geprägten Ländern, ist die Ausübung ihrer Religion vielfach leider nicht uneingeschränkt möglich. Die Menschen in Deutschland nehmen aber wahr, dass es neben den vielen friedlichen Muslimen auch eine Reihe von Radikalen gibt. Damit meine ich nicht nur diejeni- gen, die des Terrorismus verdächtig sind, sondern auch die Fundamentalisten, die eine völlig andere Gesellschaftsord- nung anstreben. Wer die heutige Gesellschaftsordnung im Iran als besonders vorteilhaft definiert, der steht naturgemäß auf Kriegsfuß mit der freiheitlichen Gesellschaftsordnung in der Bundesrepublik Deutschland. Das wird letztendlich an solchen Symbolen wie der „Minarett-Frage“ deutlich. Ich glaube, die Politiker in unserem Land wären gut beraten, die Befürchtungen der Menschen in unserem Land ernst zu nehmen.