Lisa: The Painful - Definitive Edition (Switch)
Habs inzwischen durch und nach anfänglicher Skepsis wars am Ende doch ein echt cooler Trip, der sich voll gelohnt hat.
Das Spiel ist in vielerlei Hinsicht sehr, sehr ungewöhnlich. Ein RPG mit Rundenkämpfen, wo die Erkundung wie in einem Side-Scroller abläuft, ist ja ohnehin schon mal nicht üblich. Dazu ist das Spiel trotz der sehr simplen aber dennoch äußerst effektiven grafischen Präsentation absolut zu Recht ab 18 Jahren - sowohl von der düsteren, postapokalypischen Atmosphäre voller Gewalt und Hoffnungslosigkeit, als auch den Themen (Perversion, Drogenabhängigkeit, Depression, sexueller Missbrauch, ...) ganz schön harter Stoff. Aber hey, was erwartet man auch von einer Welt, in der es von heute auf morgen plötzlich keine Frauen mehr gibt?
Trotzdem fehlt auch das kleine Augenzwinkern hier und da nicht und garniert schockierende Momente menschlicher Abgründe mit bitterbösem Humor - sicher nix für Jeden, aber ich musste an einigen Stellen, die im Grunde eigentlich alles andere als "witzig" sind, tatsächlich laut lachen.
Damit hört es aber nicht auf, denn auch sonst werden hier alles andere als gewöhnliche Wege gegangen. Ohne zu viel spoilern zu wollen, reicht das Spektrum vom Opfern eigener Körperteile, dem "verspielen" von Party-Mitgliedern beim Russisch Roulette bis hin zum Anbieten seiner Dienste im Männerpuff.
Achja die Party-Mitglieder... Schon mal mit einem Fisch-Anwalt (ja, ein Fisch mit Füßen und Aktenkoffer), der seine Gegner mit Dokumenten bewirft und so Statuseffekte wie Weinen, Depressionen oder Papierschnitte/ Bluten erzeugt, gespielt? Und das ist nur EIN Beispiel aus der recht großen Absurditätenkiste.
Mein persönliches Highlight ist aber der Soundtrack. Auch hier wieder absolut ungewöhnlich und sicher nix für Jeden, aber unfassbar gut gemacht und fängt die sehr unbehagliche, teils richtig skurille Atmosphäre exzellent ein. Es klingt nicht immer "schön", nein teilweise sogar richtig grauenvoll und verstörend, aber genau so soll und muss das sein. Dass man sich sowas hier einfach getraut und durchgezogen hat, ist mit einem Wort: Großartig!
Hinter all dem steckt dann auch noch ein tatsächlich gutes RPG mit toll geschriebener Story/ Dialogen und einem schnellen, spaßigen Kampfsystem, welches dank der vielen unterschiedlichen Charaktere ordentlich Raum zum Experimentieren lässt. Das ist auch nötig, denn passend zur brutalen Thematik ist auch der Schwierigkeitsgrad nicht von Pappe. Lediglich die Erkundung kann etwas hölzern und zäh sein, vor allem weil man nicht springen kann. Daran gewöhnt man sich aber und sobald man nicht mehr laufen muss, geht auch alles etwas flotter.
Jeder, der einfach mal was "anderes" spielen mag und wen der schonungslose Umgang mit erwachsenen Themen nicht abschreckt, bekommt hier ein kleines (10-15h) Indie-Meisterwerk:
Unerwartete aber ganz starke 9/10 !!!
Hier noch paar kleine, spoilerfreie Eindrücke: