The Last of Us - Part II Playstation 4 Pro (SPOILERFREI)
Lange mussten wir warten, nahezu eine ganze Konsolengeneration hat uns Naughty Dog hingehalten. Der erste Teil war damals das Abschiedsgeschenk für alle PS3 Fans und so ist wohl auch Teil 2 jetzt einer der letzten großen Titel für PS4.
Das Spiel hat ja im Vorfeld aufgrund von Story Leaks ziemlich polarisiert und wurde heiß diskutiert. Ich kann ehrlich behaupten, dass ich die Leaks vor dem Durchzocken nicht gelesen habe und mich auch gsd nicht irgendwo anders gespoilert habe. Das bedeutet dass ich unvoreingenommen in das Abenteuer eingetaucht bin - und was ich da erlebt habe, war unglaublich intensiv, immersiv und nervenzerreisend.
Ich habe das Spiel in ca. 30 Stunden beendet und muss sagen, dass diese Spielzeit beachtlich für ein Spiel dieser Art ist und das ohne dass es mir in die Länge gezogen vorgekommen ist. Es gibt auch keine Nebenaufgaben oder Hol/Bring Aufgaben, darum find ich das noch beeindruckender.
Im Vergleich zum Vorgänger wurden einige sinnvolle Verbesserungen vorgenommen - ganz vorne stehen da die Set Pieces mit dem Leveldesign. Wirklich imposant und interessant was uns ND da an Details präsentiert bei den Schauplätzen und auch viel Environmental Storytelling leistet. Das Leveldesign macht Spaß, da man dadurch auch die verschiedenen Spielstile schön kombinieren kann. Beispiel: Ich schleiche mich durch ein Gebiet mit menschlichen Gegnern und Hunden, locke die Hunde auf eine falsche Fährte mit Sprengfallen, erledige die Hälfte der Gegner lautlos und werde dann entdeckt, lauf dann weg und verstecke mich und lande schließlich in einem Raum mit mehreren Feinden. Erledige die 2 Typen im Nahkampf und bin dann bei der nächsten Storysequenz angelangt - das ganze wirkt wie aus einem Guss und sehr dynamisch und macht einfach Spaß. Die Open World Areale sind gut umgesetzt, mann muss aber aufpassen, dass man neben dem Loot Wahn dadurch nicht auch zu weit aus dem Story Loop rauskommt. Also ich bin da eher konservativ und kann bei so storydriven Games auch ohne Open World Areale leben. Aber um bei den Spielstilen zu bleiben, das Stealth Gameplay fühlt sich so gut an wie in wenigen anderen Games. Natürlich ist das Spiel kein klassisches Stealth Game ala MGS oder Splinter Cell, aber es wirkt auf jeden Fall nochmal runder als bei Teil 1. Auch das Gunplay fühlt sich super an mit hervorragendem Trefferfeedback. Also insgesamt kann man sagen, dass das Gameplay nicht mehr so repititiv ist wie in Teil 1, aber sich nach 25-30 Stunden trotzdem etwas abnutzen kann, Mich hat es jetzt nicht gestört, kann die User aber auch verstehen, welche das als störend empfinden. Im Grunde sorgt ND aber mit den entschleunigten Flashbacks, vereinzelten Rail Sequenzen und einigen Horror Abschnitten für genügend spielerischer Abwechslung.
Auch das Crafting wurde im Vergleich zu Teil 1 sinnvoll verbessert - man kann jetzt gezielter auf seine Spielweise craften und man hat ein schönes Moveset womit man einiges anstellen kann. Auch über die Gegner KI kann man nicht wirklich meckern, man wird umkreist, Mitstreiter werden im Vergleich zu Teil 1 entdeckt, wenn sie offensichtlich rumstehen und die neuen Gegnertypen unterscheiden sich von den bereits Bekannten in den Punkten Agilität und Gefährlichkeit.
Im Vergleich zum Vorgänger wechseln sich in Teil 2 nicht mehr Menschen und Infizierte dauernd ab, sondern man bekommt es mit verschiedenen Gegnertypen zu tun, welche auch eine unterschiedliche Herangehensweise erfordern. Wenn man auf Überlebender spielt, kommt der Survival Aspekt richtig zur Geltung, denn man muss sich jeden einzelnen Schritt überlegen und die Ressourcen sind knapp. Denn ja, TLOU2 ist definitiv dem Survival Horror Genre zuzuordnen, denn es gibt einige dunkle atmosphärische Elemente, die ein paar Schocker parat haben und neben dieser sowieso schon düsteren Welt nochmal ein Stück mehr bedrückend wirken. Mir fällt da z.B. das Krankenhaus ein. Die Atmosphäre ist generell einer der großen Stärken des Spiels - Inszenierung und Erzählung im Zusammenspiel nehmen den Spieler auf ein mitreißendes und stimmungsvolles Abenteuer mit, was ich so nicht wirklich mal in einem Spiel erlebt habe. Einen großen Teil dazu trägt auch der sehr gute Sound bei, welcher die Stimmungen im Spiel immer perfekt untermalt und den Spieler extrem fesselt. Noch viel mehr als schon beim Vorgänger stand ich unter Dauerstrom und Spannung, weil ND in nahezu jeder Spielstunde irgendeinen WTF Moment liefert. Das Ganze wird natürlich befeuert durch die fantastische optische und technische Umsetzung. Wie schon erwähnt sind die Setpieces eine der großen Stärken des Spiels, der Stil ist dreckig und abgefuckt wie eine apokalyptische Welt aussehen soll, zugleich aber auch geheimnisvoll und lädt zur Erkundung ein. Die Charaktermodelle und Animationen sind das beste, was ich jemals in einem Spiel gesehen habe, auch hier wirkt alles sehr dynamisch und der Übergang von Sequenz und Gameplay nahtlos. ND ist der König der Animationen, Grafikprimus auf Konsolen bleibt für mich aber RDR2, welches eine ähnlich gute Optik aber in einer komplett offenen Welt präsentiert.
Der größte Kritikpunkt des Spiels, welcher unter den Fans diskutiert wird, ist die Story. Ich persönlich finde den Plot selbst gut, aber ich bin der Meinung dass der Plot alleine nicht viel aussagt. Das Besondere an TLOU2 ist meiner Meinung nach das Storytelling und mit welchen Ansätzen ND an die Sache herangegangen ist und das ganze auch abgeschlossen hat. Es wird viel diskutiert darüber und ich bin der Meinung dass diese Kritik teilweise schon anerkannt werden muss, da Geschichten natürlich immer sehr subjektiv sind und nicht immer jeden Geschmack treffen, aber viele Spieler vergessen jedoch was wir in anderen Spielen so alles vorgesetzt bekommen. Und darauf Bezug nehmend muss ich sagen, dass TLOU2 in der Hinsicht einen Meilenstein für mich darstellt, da ich sowas in der Kombination in einem Videospiel noch nicht gesehen habe. Mit Uncharted erzählt man in Popcorn-Kino-Manier ein leichtes von Indiana Jones inspiriertes Action Adventure mit viel Humor und Witz, TLOU geht aber in die andere Richtung und erzählt mit Teil 2 jetzt auch eine düstere grausame Geschichte im Kontext einer düsteren und grausamen Welt und das fügt sich auch exzellent zusammen. Die extreme Gewalt wird für meinen Geschmack zwar zu sehr als Stilmittel dafür instrumentalisiert, aber es wirkt jetzt auch nicht aufgesetzt oder unnatürlich. Die ganze Palette an heiklen bzw. empfindlichen Themen, die ND in puncto Charakterwntwicklung bedient, könnte schon etwas übertrieben oder provozierend erscheinen, mich persönlich hat es aber nicht gestört und ich finde dass ND das ganz gut unter den Hut bekommen hat. Insgesamt kann man sagen, dass ND mit den Themen Rache, Moral, Gewalt, Liebe und Hass harten Tobak vorgibt, aber weitläufigen Interpretationspielraum für den Spieler hinterlässt, was ich gut finde. Jeder sollte sich dazu seine eigene Meinung bilden.
Am Ende des Tages lief in meiner betagten PS4 Pro ein grandioses Abenteuer, das in puncto Atmosphäre, Storytelling und vor allem Inszenierung vollends überzeugen kann. Das Gameplay wurde sinnvoll erweitert, revolutioniert aber natürlich nicht das Genre. Audiovisuell ist es ein absolutes Brett mit Animationen und Charaktermodellen im Referenzbereich und das grandiose Sounddesign, das auch noch beim Abspann die Emotionen anregte, wirkt stimmungsvoll und perfekt abgemischt. TLOU2 ist der moderne Prototyp einer Triple A Produktion, welcher von mir für seinen mutigen Einschlag und akribischer Qualitätskontrolle ne Menge Extrakudos bekommt. GOTY sehr wahrscheinlich wenn Cyberpunk nicht dazwischen funkt, als GOTG Kandidat hat es aber prominente Konkurrenz mit BOTW, SMO, GTA5, RDR2 und TW3.
Prädikat: Meisterwerk