Binary Domain
Binary Domain
Sega / Yakuza Studio
24. Februar 2012
Playstation 3
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Neben den Veröffentlichungen von bekannteren Games wie Kingdoms of Amalur oder The Last Story hat sich in diesem Monat auch ein eher unbekannteres Spiel in meine Sammlung verirrt. Von mir natürlich schon lange vorher intensiv beobachtet, scheint das Spiel nicht wirklich viele angesprochen zu haben, was vieleicht auch an der fehlenden Werbung liegt. Der offizielle Thread im Forum ist auf jeden Fall nicht wirklich gut besucht und auch im Multiplayer des Spiels herrscht gähnende Leere. Und trozdem hat das neue Spiel der Yakuza Macher durchaus seine starken Momente in einem heißen Trip durch das Tokyo des Jahres 2080.
Story
Es gibt mittlerweile unzählige Themen, die in Medien behandelt werden, so dass es eher selten vorkommt, das ein Spiel mal ein unbehandeltes frisches Setting aufgreift. Da macht auch Binary Domain keine Ausnahme, was thematisch etwas an den Film "I, Robot" erinnert. Ihr spielt einen amerikanischen Seargant, der sich mit einigen anderen Kumpanen aus verschiedenen Nationen auf einem Geheimtrip in Tokyo befindet um ein ethisches Dilemma zu lösen. Vielmehr will ich dazu nicht spoilern. Die Story fühlt sich im Gegensatz zu einigen anderen Genrevertretern von Anfang nicht nach 0815 an und insgesamt wird sie von den Entwicklern sehr gut in Szene gesetzt und erzählt. Zwar driftet das Ganze später etwas ins unerwartet Kitschige ab, bleibt jedoch für TPS Verhältnisse auf hohen Niveau. Der 7-9 stündige Trip ist gespickt mit teils langen Sequenzen, welche nach und nach immer mehr Licht in die am Anfang noch etwas verwirrende Geschichte bringen. Leider schaffte das Yakuza Team den selben Vorgang leider nicht beim Hauptcharakter. Dan Marshall wirkte für mich bis zum Ende hin zu monoton und seelenlos. Er hat keine besonders prägende Charakteristik, welche in einem TPS wie Binary Domain, welches viel auf die Story setzt, von Nöten gewesen. Ich konnte mich das ganze Spiel über leider nie wirklich mit dem Charakter identifizieren und ich finde auch das Aussehen spiegelt diesen Punkt wieder. Einfach zu sehr ein Jedermann. Diese Monotonie wird auch in den Dialogen des Spiels fortgeführt. Teils sind zwar ein paar gute Wortwechsler dabei, größtenteils sind die Gespräche aber unwitzig und zum Einschlafen und stören unnötig den Spielfluss. Ein wesentlicher Teil tragen auch die Konsequenzen dazu bei. Es hieß vor Release, die Squad-Mitglieder würden positiv oder negativ reagieren, wenn man nicht der selben Meinung ist. Das ist ja auch der Fall, jedoch geht es nie soweit, dass man von einem der Beiden wirklich in Stich gelassen wird. Da müsste man sich schon anstellen bzw. aufführen wie der größte Oberklotz. Dadurch wird natürlich ein mühevoll ausgearbeitetes Dialogsystem unnötig, wenn es zur nervtötenden Nebensache wird.
Design
Wer sich von Binary Domain viel Abwechslung erwartet, wird enttäuscht sein. Für Action Fans reichen wohl gelegentliche Rutschpartien, Verfolgungsjagden oder Rides auf Jetskies aus, um etwas Erholung von den Ballerpassagen zu bekommen. Doch der Garant für Abwechslung und Aufgabenreichtum ist Binary Domain nicht. Passagen wie die kurze Rutschpartie im Rahmen einer Mission, fallen zwar recht kurz und im weiteren Spielverlauf eher selten aus, wirken aber doch gelungen und nicht aufgesetzt. Wobei meiner Meinung nach die Schusswechsel nie wirklich langweilig wurden und immer recht spaßig waren. Darauf wird später noch etwas mehr eingegangen. Auf jeden Fall find ich das Pacing ok wenn man bedenkt, dass man nach ca. 7 Stunden den Abspann sieht. Diese 7 Stunden wird man durch Schlachlevels gehetzt, oft verfolgt oder gestoppt von unzähligen Roboterarmeen, gelgentlich unterbrochen oder beendet von fetten Bossfights.
Gameplay
Binary Domain ist unkompliziert. Wer Gears of War gespielt hat, wird sofort in mit der Steuerung vertraut sein. Das zentrale Element des Spiels ist, wie abeim Genrekollegen aus dem Hause Microsoft, hinter Mauern Deckung suchen und aus jener Deckung die finstere Brut in Form von Robotern zu vernichten. Dafür stehen dem Spieler kein besonderes Arsenal an Waffen zur Verfügung, was man aus anderen Sci-Fi Shootern gewohnt ist, denn geballert wird mit den üblichen Verdächtigen wie Sniper, Raketenwerfer, Schrotlinte oder Sturmgewehr (welches immer zum Ausrüstungsrepertoire zählen sollte, da man nur damit die Schockwelle auslösen kann). Außerdem gibts auch einige Arten von Granaten die man auf die Blechbüchsen loslassen kann. Die ebengenannte Schockwelle ist so etwas wie eine Spezielfähigkeit des Protagonisten, welche den Gegner paralysieren oder auch töten kann. Besonder in Fights gegen größere Brocken wird diese Fähigkeit unverzichtbar sein. Natürlich nicht unbegrenzt verwendbar, muss man die "Batterien" entweder mittels Upgrade an den überall im Spiel verteilten Upgradesäulen oder an bestimmten Checkpoints, wieder aufladen. Batterien können auch als Upgrade dazugekauft werden, sowie auch Waffen oder besondere Statusfähigkeiten für den Squad, welche beispielsweise Abwehr, Agilität oder auch Medipacksteckplätze erhöhen. Außerdem kann an den sogenannten Säulen auch an den Waffenfertigkeiten des Squads gedreht werden, um Feuerrate oder auch Präzision zu verstärken. Wenn man wie ich nur den eigenen Protagonisten aufrüstet, wird dieser gegen Ende des Spiel etwas overpowered und man kann eigentlich auch auf die Mitstreiter im Kampf verzichten. Und genau das bringt mich auf die nächste wichtige Komponente, die vom Entwickler vor Release als sehr wichtig angeprießene Taktikkomponente. Man kann dem Squad die üblichen Befehle wie "Halt", "Schießen" oder "Angriff" geben, das wars dann aber auch schon. Leider agieren die Mitstreiter eher zaghaft und laufen auch ständig in mein Schussfeld, was mich dann wieder auf das Dialogsystem zurückbringt, wo man dann immer die Schuld bekommt. Etwas ärgerlich. Im Grunde kann man das Spiel auch ab dem 3. Drittel ganz locker im Alleingang bestreiten, was auch die Taktikkomponente zur Farce werden lässt. Dafür bietet Binary Domain aber herrlich spaßige Schusswechsel, die eigentlich bis zum Ende hin nicht langweilig werden. Man kann alle Gegner in ihre Einzelteile zerlegen und auch etwas mit ihnen spielen, indem man ihnen einen Headshot verpasst und sie dann sprichwörtlich "hirnlos" und "blind" auf sich selbst losgehen. Und der faule Amerikaner wartet hinter der Deckung
Präsentation
Ein Punkt, bei dem Binary Domain auf jeden Fall punktet, ist die Inszenierung. Besonders in den sehr fetten Bossfights, merkt man, dass es in dem Punkt die japanischen Entwickler einfach drauf haben. Es kann schon sein, dass euch nach dem Anblick einer riesigen Spinnenblechbüchse oder einem Robotergorilla die Spucke wegbleibt. Und das tolle daran ist, dass so ein Klotz auch mal glatt mitten im Chapter auftaucht und ihr ihn ins Jenseits befördern müsst. Jene sind wie auch die normalen Robots toll designed und bis auf die Basiselektronik oder der schlussendlichen Exekution zerlegbar. Leider hat die Sache einen bitteren Beigeschmack, denn bei vereinzelten Bossbattles tun sich teils arge Slowdowns hervor, was den Gesamteindruch etwas trübt. Schade. Jedoch führen die Kombination von fetten Bossfights, toll erzählter Story und solider Technik zu einer insgesamt guten Atmosphäre. Was die Technik betrifft, wird man da für japanische Verhätnisse ja regelrecht verwöhnt. Aber das Spiel kann es grafisch natürlich lange nicht mit einem Gears of War 3 oder einem Uncharted 3 aufnehmen, welche in dem Punkt wohl die Genrespitze repräsentieren. Auch im akkustischen Bereich hab ich schon bessere Sachen gehört, da sticht vorallem die grottenschlechte deutsche Sprachausgabe hervor, welche leider immer wieder auch etwas an Atmosphäre kaputt macht. WIe gesagt, bis auf vereinzelte Slowdowns kann man dem Spiel in dem Punkt eigentlich nix anhängen.
Fazit
Ja, was soll ich sagen, das Spiel hat mich auf jeden Fall überrascht. Die Erwartungen waren nicht wirklich hoch, da ich kein so großer Yakuza Fan bin und auch die Vorabinfos keinen wirklich sehr guten Eindruck machten. Umso schöner ist es, dass sich der Vollpreis doch noch ausgezahlt hat. Ob man es generell für 60 Taken holen sollte, bezweifle ich mal, denn das Spiel ist in ca. / Stunden wieder im Regal und Mehspieler Modus wird aufgrund von fehlenden Spielern leider keiner geboten. Also lieber mal als Budget Titel holen, denn Binary Domain ist ganz und gar kein schlechtes Spiel. Es hat einige Stärken und auch leider einige Schwächen. Während die Schwächen eher in der fehlenden Abwechslung, der kurzen Spielzeit und der als Killerfeautures prophezeiten Taktik bzw. Dialogkomponente liegen, sind die Stärken in der spannenden Story, der guten Inszenierung, den tollen Bossfights und in den spaßgen Shootouts zu finden. Wer keinen Überhammer erwartet und einfach wieder mal Ballern will, der liegt bei Binary Domain genau richtig und bekommt sogar noch ne tolle Geschichte oben drauf. Das Pacing stimmt, das Package stimmt soweit auch, der Spielspaß stimmt. Also von mir eine Kaufempfehlung.
8/10