Vor diesem Hintergrund überrascht es Expertinnen und Experten kaum, dass die meisten Inszenierungs-Behauptungen nun von Menschen stammen, die ihren Accounts zufolge eher dem linken und linksliberalen Spektrum zuzuordnen sind. Denn während Verschwörungsmythen aus Erfahrungen in der Vergangenheit oft eher mit rechten Gruppierugen wie der QAnon-Bewegung assoziiert werden, wird seit einiger Zeit ein Linksruck festgestellt. "Die verschwörerische Denkweise ist in den vergangenen acht Monaten in liberalen Kreisen immer ausgeprägter geworden", sagte etwa Karl Folk, der sich an der Universität in Minneapolis mit Autoritarismus und Radikalisierung befasst.
Dabei dürfte der Zeitpunkt des Anstiegs kein Zufall sein. Denn beobachtet werden laut dem Bericht vor allem deutlich mehr Verschwörungstheorien der sogenannten BlueAnon-Bewegung. Erstmals tauchte der Begriff 2021 auf - konservative Nutzer nutzen ihn in den sozialen Medien, um sich über Nachrichten lustig zu machen, die sie für übertrieben hielten. So wurden etwa Posts über die Untersuchung der Einmischung Russlands in die US-Wahlen 2016 mit dem Begriff BlueAnon versehen. Mittlerweile wird er, in Anlehnung an die QAnon-Bewegung, für liberale Verschwörungstheorien genutzt - vorwiegend für Mythen und Leugnungen, die von Biden-Anhängern verbreitet werden. "Das Gut-gegen-Böse-Paradigma von QAnon hat die Anti-Trump-Bewegung erfasst", fasst es Verschwörungsexperte Rothschild zusammen.