Pappnase schrieb:
Ich denke, dass der Anspruch ein reales Zelda zu entwickeln einfach nicht ganz geglückt ist. Zumindest was die Grafik angeht. Deshalb war ich vom WW Style auch begeistert. Dank CelShading sind einem weitläufige leere Areale mit wenig Details gar nicht so aufgefallen. Aber die "realistische" Zeldagrafik muss sich der Kritik eben stellen. Und da find ich, dass Zelda stellenweise einfach aussieht wie "viel gewollt aber nicht 100% gekonnt".
Zu einen hat man da diesen Fischsee, der wirklich durchgestylt und geil aussieht. Das andere Extrem ist diese leere Landschaft mit grottigen Texturen... Naja wie auch immer... testen werd ichs natürlich.
Ja. Grottig ist schon ein angemessener Ausdruck für die Hyrulianische Steppe, finde ich auch.
Eigentlich geht es mir weniger um die Zelda-Spielmechanik als um die Zelda-Visualisierung und -Orchestrierung. Zelda ist genau der Typus von Spiel, der den Spieler ganz in seinen Bann ziehen möchte. Der Spieler soll ganz in die Zelda-Welt versinken. Und um das zu erreichen, muß der Spieler ja von innen heraus angesprochen werden, man muß seine Gefühle erreichen. Wie gelingt das? Natürlich über die Visualisierung und Musik. Diesen beiden Punkten kommt dabei eine ganz entscheidende Rolle neben der Gameplay-Mechanik zu.
Die Aussage also, bei einem guten Videospiel komme es nicht auf Grafik an, ist von meinem Standpunkt aus total falsch, zumindest bei einem guten Videospiel wie Zelda. Dieses definiert sich für mich im Kern durch seinen Stil, und Grafik und Stil sind für mich untrennbar miteinander verbunden. Ich nenne es Grafikstil. Zelda benötigt also von meinem Standpunkt aus einen gelungenen Grafikstil, um seine Stärken, nämlich den Spieler voll in seinen Bann zu ziehen, ausspielen zu können. Aber damit nicht genug! Es bedarf eben auch - und das ist hier immens wichtig für das Spielerlebnis - der passenden musikalischen Untermalung des Szenarios. Stellt euch nur die Filmbranche vor, ob sie funktionieren könnte OHNE Musik. Das ist unvorstellbar, und wenn man einmal die Verquickung von Film und Musik genauer analysiert, wird man wohl zu dem Schluß kommen müssen, wie wichtig für die Wirkung einer Szene die musikalische Ebene ist. Und genau das ist sie auch bei einem Videospiel wie Zelda - unvorstellbar wichtig.
Und darum geht es bei meiner Kritik, um die
Stilfrage. Die Stilfrage ist aber ein ganz subtile Sache, die man oft nur schwer ausdrückenund erklären kann.
Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem bei Zelda OoT und (zumindest bei einigen Szenen, die mir nun bekannt sind) bei Zelda TP ein INNERER Stilbruch, der sich auf der visuellen wie musikalischen Ebene äußert.
WIE äußert er sich? Im Prinzip sind drei Felder von Disharmonien zu benennen, die das intensive Sich-Hineinvertiefen des Spielers in das Spiel vereiteln: 1.) Visualisierung und Spielmusik passen stilistisch nicht zusammen; wenn das der Fall ist, dann konterkarieren Visualisierung und Vertonung sich in ihrer Wirkung, anstatt sich gegenseitig in ihrer Wirkung zu verstärken. 2) Es existieren stilistische Unstimmigkeiten auf der visuellen Ebene: darunter fallen das Figuren-, Dungeon-, Städte-/Dörfer-, Flora- und Faunadesign der Spielwelt. Der Stilbruch kann schon durch falsche Inhalte im voraus angelegt sein; dann helfen auch die besten Designs nicht, sind schon die Inhalte zueinander unstimmig (als Beispiel zur Veranschaulichung: Walt Disney-Figuren leben zusammen mit Hylianern in einem Feen-Wald würde würde einen inhaltlichen Stilbruch bedeuten). 3.) Stilbrüche auf der akustischen Ebene: so können Musikstücke in sich brüchig und unstimmig sein; akustische Geräusche können unglaubwürdig, unpassend oder gar albern klingen (Gequitsche und Gestöhne der NPCs etwa, die Geräusche bei der interaktion etwa wie Schlagen, Pfeile schießen, Türen öffnen etc.).
Ohne Zweifel ist die Stilfrage sehr subtil und wird individuell anders beurteilt. Bei mir ist es nun so, daß OoT in allen drei Punkten Stilbrüche zu verzeichnen hatte, die in TP nun zum Teil fortgesetzt werden. Das reißt mich dann aus dem Bann des Spiels.
Bei ALttP wiederum war es genau umgekehrt, ich fand es in allen drei Punkten sehr gelungen und in sich stimmig, es passte also das Gesamtbild, weshalb es bei meinem Spielerlebnis nicht zu unangenehmen Brüchen kam.
Bei einem anderen Spieler kann es wieder genau umgekehrt sein , so daß er OoT stilistisch mehr und ALttP weniger gelungen findet.
Bei mir ist es nun eben so rum. Und daher enttäuscht mich TP in gewissen Bereichen, die hoffentlich so klein ausfallen, daß es nachher nicht mehr ins Gewicht fallen mag.
Ich hoffe, daß nun das Verständnis etwas mehr gewachsen ist, worum es bei der Kritik eigentlich wirklich geht und wieso das so schwer in Worte zu fassen und für andere nachzuvollziehen ist.