So, mal etwas ausführlicher:
Gestört hat mich der Anfang
Bis sie endlich mal ins Pilzkönigreich kommen, da das einfach viel zu lange dauert. Außerdem nervt es mich massiv, dass einfach alles immer, immer, immer in den USA spielen muss. Warum muss es schon wieder New York sein? Warum kann so ein Film mit ganz offensichtlichen Italienern nicht auch einfach mal in Neapel oder Turin spielen? Von mir aus auch in Tokyo. Warum muss es schon wieder New York sein? Die westliche Pop-Kultur im Film besteht größtenteils aus drei Orten: Kalifornien, New York und London.
Die Handlung des Films war größtenteils nicht erwähnenswert aber das hat hoffentlich außer den üblichen Verdächtigen aus einem gewissen Lager hier niemand erwartet.
Man hat ja in etwa die Rahmenhandlung von Mario Odyssey genommen, in der Bowser Peach heiraten möchte. Nur „entführt“ er sie hier erst ganz zum Schluss und nicht zu Beginn. Peach ist selbstverständlich, ganz dem aktuellen Zeitgeist, keine wehrlose Jungfrau in Nöten, sondern schlägt ordentlich zurück. Als zusätzliche Charaktere hat man noch die Kongs mitgenommen. Donkey und Cranky Kong und in einer Szene sieht man mal Diddy und Dixy Kong. Man hat sich aber noch jede Menge Potential für eventuelle Nachfolger aufgehoben und nicht sofort alles irgendwie verwurschtelt. Vor allem die Yoshis fehlen noch gänzlich, die man nur in einer kurzen Szene im Hintergrund hat galoppieren sehen. Bowser Jr. und Konsorten fehlen noch, auch wenn man ihre fliegenden Grinsebacken schon mal bestaunen konnte. Daisy, Wario, Waluigi und Rosalina fehlen ebenfalls noch, auch wenn man schon mal einen Blick auf ein völlig bekifftes Luma werfen durfte. An anderer Stelle wäre aber auch ein bisschen weniger etwas mehr gewesen weil man schon versucht hat, möglichst viele Anspielungen zu machen. König Bobomb wäre bspw. Ein hervorragender Antagonist für einen zweiten Teil gewesen (genau wie König Buuhuu) aber ersteren hat man ja für einen Gag recht schnell verheizt.
Ansonsten war der Film purer Fanservice, bei dem man versucht hat, so viele Anspielungen auf die Spiele wie irgendwie möglich unterzubringen.
- Die Prinzessin, die angeblich in einer ganz anderen Burg sein soll
- Bowser, der auf dem Klavier zusammen mit Kamek die Musik der Burg aus dem ersten Super Mario Bros. Spielt.
- Donkey Kong und Mario, deren Kampf gegeneinander doch sehr stark an Smash Bros erinnert
- Allgemein sehr viele verschiedene Gegnertypen, die im Hintergrund durch die Welt laufen; der Knochentrocken, den Luigi erst heroisch besiegt und der sich dann (völlig unerwartet natürlich ) selbst wieder zusammensetzt
- Diddy Kong, der auf den Trommeln von Donkey Konga spielt
- Bei der Zusammenstellung des persönlichen Go-Karts haben sie auf ihren Trommeln dieselben Symbole wie in Mario Kart 8
- Mario benutzt den Super Drift in allen drei Stufen, um einem heranbrausenden Koopa zu entkommen
- als dieser besiegt ist, verkündet er, dass man ihm nicht entkommen könne und verwandelt sich anschließend in den berüchtigten blauen Panzer
- Die Fahrt mit den Go-Karts über einen Regenbogen allgemein (hier musste ich meiner Freundin wie beim Bifröst im vierten Thor erst erklären, dass das kein politisches Statement sei, sondern, dass die Strecke schon immer regenbogenfarben war
- und zuletzt der Superstern, der Mario und Luigi unverwundbar macht, währenddessen im Hintergrund die passende Melodie ertönt.
- Der zugedröhnte Luma (oder was auch immer mit dem nicht gestimmt hat) im Gefängnis in Bowsers Gefängnis war mein persönliches Highlight
- Power-Pilz in Rot
- Blauer Pilz, bei dem jeder Kenner weiß, was passiert, wenn man den schluckt
- Feuerblume
- Katzenanzug aus Mario 3D Wörld
- Tanuki-Anzug, der ihn zum Waschbären macht
- König Bob-Omb aus Mario 64 und König Buhuu, die beide zur Hochzeit eingeladen sind.
Vom Fanservice her war der Film top und meiner Meinung nach manchmal schon fast ein bisschen zu viel. Unter diesen Aspekten macht der Film seine Sache wirklich richtig gut.
Was mich etwas enttäuscht hat, war die dann doch recht magere Ausbeute an guten Gags und regelmäßigen Lachern. Da bin ich von Illumination einfach besseres gewohnt. Das Witzigste am Film war fast schon der Minion ganz am Anfang, der mit seinem Kart nicht sofort vom Fleck kommt und dann natürlich voll gegen die Wand schießt. Es gab ein paar ganz gute Lacher aber an die kann ich mich ehrlich jetzt schon nicht mehr erinnern. Am meisten lachen musste ich noch, als Mario
seinen Power-Pilz wieder auskotzt, weil er Pilze nicht ausstehen kann, und dann wieder kleiner und schwächer wird. Von solchen Szenen hätte ich einfach mehr erwartet. Von der Abfolge an sehr guten Schenkelklopfern hat er gegen die ersten beiden Ich Einfach Unverbesserlich keine Chance.
Sie haben aber etwas geschafft, was ich für unmöglich gehalten habe: Sie haben die Welt von Super Mario und des Pilzkönigreichs erfolgreich in einen modernen Animationsfilm überführt, der sich nicht komplett lächerlich macht und unfassbar träschig wird. Ein sprechender Mario und ein sprechender Donkey Kong funktionieren grundsätzlich ganz hervorragend.
In München um 19:30 Uhr waren übrigens größtenteils Männer Mitte 30 (so wie ich) und meine Freundin meinte bei der Hintergrundmusik mit großen Titeln aus den 70ern und 80ern, dass die Macher schon ganz genau wüssten, wer die eigentliche Zielgruppe ihres Filmes sei. Ähnlich wie bei Lego. Das ist auch offiziell für Kinder, wird aber hauptsächlich von Männern in den 30ern gekauft.
Wenn man allgemein Fan von lustigen Animationsfilmen ist, wie den Minions, Ralph Reichts etc. Und mit dem Super Mario-Universum nichts anfangen kann, dann landet der Film aber wohl eher im unteren Drittel der guten Animationsfilme. Er war gut, es gibt aber definitiv deutlich bessere und witzigere.
Mit den Synchronspechern war ich dieses Mal recht unzufrieden. Die professionellen Sprecher wie die von Mario oder Bowser machen ihre Sache wirklich hervorragend aber vor allem bei Peach hat man sofort gemerkt, dass das keine professionelle, ausgebildete Synchronsprecherin war. Das soll ja irgendso eine Tiktokerin sein, die denselben Doppelnachnamen hatte wie der Sprecher von Luigi (Hat da die Frau über die Connections ihres Mannes die Rolle bekommen?). Donkey Kong fand ich auch zu „jugendlich“ und zu „modern“ (ich weiß nicht, wie ich es genauer beschreiben soll). So hab ich mir eine mögliche Stimme von Donkey Kong nicht vorgestellt. Ansonsten fand ich auch Donkey Kong, auch wenn das jetzt ganz besonders bescheuert klingt, irgendwie zu „affig“