So, bin nun "endlich" durch, bzw. der Prolog fehlt mir noch.
Auch wenn das Spiel handwerklich natürlich großartig gemacht war, ist der Funke bis zuletzt nicht so richtig übergesprungen. Musste mich stellenweise schon durchquälen und hab selten mehr als drei Missionen hintereinander gespielt. Bei The Witcher 3 kam es schon einmal vor, dass ich von 14 Uhr bis 22 Uhr durchgezockt habe, dann aufhören wollte, weil es schon so spät war und als ich auf die Uhr geschaut habe, feststellen musste, dass es nicht 22 Uhr, sondern 3 Uhr Nachts war.
Mein Cousin hat es mir als bestes Spiel aller Zeiten angepriesen aber das kann ich für mich nicht wirklich bestätigen. Handwerklich natürlich großartig gemacht aber die Vibes hab ich nicht gespürt. Ich kann auch nicht wirklich sagen, woran es lag. Anstatt die Tausend positiven Dinge aufzulisten, mach ich mal kurz eine Liste mit den Dingen, die mich gestört haben.
- monotes Gameplay. Die Missionen laufen eigentlich meistens identisch ab. Am Anfang alles ruhig, irgendwann eskaliert es und man ballert sich den Weg frei und auf der Flucht wird auch nochmal groß um sich geschossen
- sehr linearer Ablauf der Missionen
- uninteressante Handlung (Ich habe einen Plan, wir brauchen etwas Geld, dann sind wir weg, ein letztes großes Ding)
- sehr unbefriedigendes Ende, das eigentlich kein richtiges Ende ist.
Dazu kommen dann noch so sehr individuelle Dinge wie, dass mir die Charaktere nicht sympathisch waren.
Am schlechtesten fand ich aber wieder einmal diese riesige Diskrepanz zwischen glaubwürdiger Handlung und glaubwürdiger Spielmechanik. Das ist etwas, was die Videospiele einfach trotz aller cineastischer Fortschritte in den letzten Jahren einfach nicht hinbekommen. Die Welt an sich ist wirklich extrem glaubwürdig. Die Charaktere verhalten sich sehr glaubhaft, es ist alles wirklich toll inszeniert und gut erzählt aber sobald die Schusswechsel losgehen, ist es damit schlagartig vorbei. Man ballert sich dann halt im Endeffekt doch wieder durch end- und namenlose Gegnerhorden und hat Schusswechsel, die in der Realität natürlich niemals so stattfinden würden. Alles ist auf Realismus getrimmt, man muss essen, man muss jagen, man muss sein Pferd pflegen, jagen, die Tiere häuten, man kann nicht dreizehn Elefanten im Inventar tragen, sondern muss alles auf dem Pferd lagen etc. aber sobald geschossen wird, werden wieder dutzendfach Kopfschüsse verteilt.
Jeder von der van der Linde - Gang hat eine eigene Persönlichkeit und darum ist es auch immer ein Drama, wenn einer stirbt. Darum kommt das auch so selten vor. Von den O'Driscolls scheint es Hunderte zu geben, die man dementsprechend auch alle über den Haufen schießt aber der eigene Trupp bleibt meistens unversehrt. Das reißt mich immer wieder aus der Immersion raus, zumal keine Situation aussichtslos ist, so lange ich nur genügend Munition habe.
An diesem Spagat zwischen glaubwürdiger Welt und glaubwürdiger Spielmechanik sind für mich schon Tomb Raider und Uncharted krachend gescheitert und bei Red Dead Redemption 2 ist es leider nicht anders. Völlig alleine einen 20-Mann-Trupp fertigzumachen, um einen gesuchten Verbrecher zu verhaften? Kein Problem.
Ich weiß, das ist von der Spielmechanik her schwierig umzusetzen aber das ist etwas, woran die Spiele, bezogen auf ihre innere Glaubwürdigkeit, definitiv noch arbeiten müssen.
Ob ich den Prolog noch fertig zocke weiß ich nicht. Wohl eher nicht. The Witcher 3 bleibt meiner Meinung nach das beste Spiel aller Zeiten.