Gestern war es endlich soweit. Das Spiel, welches mich fast zwei Monate begleitet hat wurde, in meinen Augen, durchgespielt. Natürlich mache ich nicht die Sammelaufgaben und Häute alle Tiere die mir über den Weg laufen/reiten, dafür kann ich mich bei Open World Games nicht mehr begeistern.
Grob geschätzt habe ich bestimmt 60 Stunden dran gesessen und habe diese zum Großteil sehr genossen. Aber der Reihe nach.
RDR2 zeigt eindrucksvoll wie toll die "Rockstars" die Technik der aktuellen Konsolengeneration beherrschen aber auch wie sehr sie in alte Muster gefangen sind.
Das Spiel möchte das größte, tollste, aufregendste und bahnbrechendste Werk des Kultentwicklers sein, scheitert jedoch nur sehr knapp am Genre-König GTA V. Wie ist das möglich?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mir durchaus bewusst bin das wir das Jahr 1899 schreiben. Pferde und Züge sind das einzige Fortbewegungsmittel, Spaß hat man entweder im Theater oder bei den Glücksspielen und gefühlt ist das Haupthobby aller Menschen im Spiel sich gegenseitig umzubringen. Damit ist auch quasi das Gameplay des Spiels erklärt. Ihr startet eine Mission, reitet mit dem Gefährten (oder alleine) zum Ziel. Dort wird Objekt A gesammelt, welches durch Arschlöcher bewacht wird. Dann endet die Mission oder man reitet weiter (wahlweise zurück wenn das Spiel es will). Es ist sehr schade zu sehen mit welchen Missionsstrukturen wir immer und immer wieder erfreut "werden". Ab und zu darf man auch schleichen, was zwar der Abwechslung dient nur kommen solche "auflockernden Gameplayelemente zu selten vor.
Nebenbei hasse ich es wie die Pest für den Rest des Spiels an die Hand genommen zu werden. Es ist richtig und wichtig, dass man unerfahrene Spieler an Steuerung/Mechanik heranführen möchte aber selbst in den letzten Missionen ein "mach das" oder "unterhalte dich mit X" zu lesen grenzt schon an... Ich erwarte kein Breath of the Wild oder Dark Souls Gehabe, welche den Spieler ab Beginn bis zum Ende im Regen stehen lassen nur etwas mehr Vertrauen der Entwickler an uns Spieler.
Das Gameplay während der Missionen ist tatsächlich (und diese Aussage tut mir sehr weh) Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist in diesem Fall das komplette Drumherum, angefangen von der Geschichte bis hin zu den malerischen, wunderschönen Landschaften.
Hier sei dann auch der Vergleich zu GTA V gestattet. Im 2013er Blockbuster von Rockstar Games gab es U Boot Missionen, Area 51 Spionage, ein tolles Miteinander der drei Protagonisten, Fallschirmsprünge (Ich weiß, 1899 und so), mehrere sich unterscheidende Fahrzeuge und und und.
GTA V war das bessere Spiel, krankte aber bei der Erzählweise der Geschichte. Hier spielt RDR 2 sein großen Trumpf aus.
Die Geschichte um Dutchs Gang wird sehr schön erzählt, der Verfall kann gut nachvollzogen werden. Auch der Anfangs etwas unsympathische Arthur wird im Laufe der Story zu einem wahren Publikumsliebling. Bei der Story merkt man wirklich wie perfekt die beiden Teile miteinander verknüpft werden. Auch wenn ich den Ausgang der Geschichte kannte, so ist diese immer wieder für Überraschungen gut gewesen.
Besonderes Lob gibt es an die Syncronsprecher. Hier sind alle wichtigen Charaktere wunderbar vertont. Stimmen von John Marston und Dutch van de Linde kennt man ja bereits aber auch die "Neuen" können auf ganzer Linie überzeugen. Hier gehe ich sogar so weit und sage, dass es die beste Syncro überhaupt in einem Spiel hat.
Grafisch gibt es ebenfalls die Bestnote. Es ist die eine Sache eine große Welt zu designen aber diese mit Leben zu Füllen ist nochmal eine ganz andere Baustelle. Ständig passiert etwas, Räuber wollen an Arthurs oder Johns Moneten ran, Unwetter breitet sich aus, hilflose Personen wollen gerettet werden, Stadtbewohner alarmieren die Polizei wenn Mist gebaut wurde usw.
Belohnt wird man wahrlich mit einer der besten Open Worlds der Geschichte. Und wenn die Weitsicht so hoch ist, die Vegetation so perfekt aussieht, keine Popups zu erkennen sind und dabei aus fast jeder Situation ein Screenshot gemacht werden kann, welcher sich vor den Grafik-Königen nicht verstecken muss dann sage ich: Wir haben das bis dato grafisch beste Spiel überhaupt.
RDR 2 ist trotz der Gameplayausrichtung dennoch mein GotY. Es ist eine fabelhafte Entdeckungsreise im Wilden Westen, es hat tolle und wahnsinnig gute Momente, kann Audiovisuell auf ganzer Linie überzeugen.
Wir werden wohl kein Red Dead Redemption 3 mehr sehen, davon gehe ich ganz stark aus. Die Geschichte um John, Arthur, Dutch und Co. ist abgeschlossen. Und das ist auch gut so.
9/10