Das hat aber nichts mit Harry Potter zu tun, sondern mit den mythologischen Wesen, auf denen die Kreaturen basieren. Wer auch immer "Shaun" ist, er labert 30 Minuten über die angeblichen "Sklaven", die durch die Hauselfen verkörpert werden und erwähnt mit keinem Wort den mythologischen Ursprung der Kreaturen. Hermione sieht die Hauselfen zwar durchaus als Sklaven, weil sie, ähnlich wie andere Muggle-borns, nicht in dieser Welt aufgewachsen ist - die Hauselfen selber sehen sich aber nicht als solche. Entsprechend wenig Erfolg hat Hermione mit ihrer Aktion. Man kann die ganze Geschichte auch anders interpretieren: drücke niemandem deine Vorstellung eines guten Lebens auf, nur weil du die Lebensweise anderer Lebewesen für nicht gleichwertig erachtest.
Bei den Goblins zeigt sich ein ähnliches Problem bei der Analyse. Ja, Harry Potter hat keine unglaublich kreative Welt, weil einfach alles aus mythologischen Geschichten übernommen wurde. Und ja, in Harry Potter haben die verschiedenen Spezies oftmals die Traits, die ihnen durch die Mythologie zugeschrieben werden. Die Hauselfen mögen ihre Arbeit als Hauselfen, die Goblins/Kobolde sind irgendeine Mischung aus dem, was man durch unzählige Geschichten unter Goblin versteht und dem, was mythologisch Kobolde sind, da die beiden Begriffe einerseits Synonyme sind, aber wohl doch etwas unterschiedliche Assoziationen auslösen aufgrund der Ausprägungen in unterschiedlichen Geschichten.
"So sind halt die mythologischen Wesen" wäre als Argument nur richtig, wenn Harry Potter (Bücher) eigens nicht die Türe mit Teil Fünf aufgerissen hätte solche Naturalisierungen nicht für zu selbstverständlich zu nehmen. Würde eine einfache Fantasygeschichte magische Wesen mit eindimensionalen Charakterzügen und vorgeschriebenen Rollen darstellen, wäre es natürlich absurd dies der Fantasygeschichte vorzuhalten. Da kann man höchstens kritisieren, dass die Fantasygeschichte nur an der Oberfläche rumkratzt und man es nicht mehr als ein banales Unterhaltungsprodukt behandelt sollte.
Harry Potter hingegen wollte eben die Wesen aus der "so sind halt mythologische Wesen" Mottenkiste (Hallo Ron Weasley) rausholen, scheiterte jedoch damit das Ganze gut umzusetzen. Harry Potter wäre bei dem Thema genial wären die mythologischen Wesen am Ende nicht nur "so sind halt die mythologische Wesen", sondern menschlich (Dieses Wort ist im höheren Sinne zu verstehen => Autonomes Wesen).
Gerade, dass du die Machart mit "so sind halt die mythologischen Wesen" verteidigst, zeigt ja, wo Rowling scheiterte. Wie genial es doch wäre wenn bestimmte mythologische Wesen am Ende ihr "Menschsein" erkennen und beginnen menschlich zu handeln. Die einzige wirkliche Ausnahme die man hat ist Dobby, der dann für herhalten darf, dass es eben anders ginge, die anderen Wesen aber nicht gingen, weil "die halt so sind" (Niemand spricht von allen. Es muss aber eine Gruppe sein, damit man erkennt, dass sie "nicht so sind" "weil sie so sind", sondern "weil sie zu dem gemacht wurden").
Sich folglich am Ende herausstellt, dass die mythologischen Wesen nicht so banal agieren, weil "die halt so sind", sondern weil sie dazu durch die Sozialisation erst zu dem gemacht wurden, dass sie den Klischees entsprechen, die die Menschen sich für solche Wesen erdacht haben. Wenn ich als Metapher gesprochen alle Wesen seit Geburt in einem dunklen Raum einsperre, wird da auch kein Charaktervielfalt entstehen. Damit auf Metaebene die Kritik an solche mythologischen Wesen aufgegriffen wird, so wie die Bücher von The Witcher auf Metaebene die Märchenrollen kritisiert haben, indem die Märchenrollen innerhalb der Bänder aufgebrochen wurden. Die Geralt-Saga zeigt auch hier gekonnt wie es geht.
Heißt: Die mythologischen Wesen sind ein Produkt des Menschen und nicht Rowling ein Produkt dessen die vorgeschriebenen Rollen von mythologischen Wesen von Anfang bis Ende der Harry Potter Reihe aufrecht erhalten zu müssen. Wenn versklavte Wesen kein Bewusstsein ihres Sklavenstatus haben, dann wäre es eben die Aufgabe, dass innerhalb der Reihe ein Bewusstsein des Sklavenstatus entsteht, damit das Objekt zum Subjekt wird, vom "mythologischen Wesen" zum "autonomen Wesen". Wenn kein Feuer in der eisigen Höhle brennt, dann muss eben eines angezündet werden, statt drauf hinzuweisen, dass die Fackeln "halt nicht brennen". Wenn die Fackeln "halt nicht brennen", dann muss man Lösungen finden, damit sie brennen, statt sie wegzuwerfen, oder die Message zu entwerfen, dass man nicht seine Lebenszeit damit verschwenden sollte zu versuchen die Fackel zum leuchten zu bringen, auch wenn dies eigentlich geboten wäre. Immerhin ist die Fackel in der Lage zu brennen, die Gegenbehauptung eine Lüge.
Schlimm wird es sogar, wenn man die Türe hierzu aufmacht, dann aber das Thema doch vergeigt. Dann lieber gar nicht die Türe mit Teil Fünf erst öffnen und auf der Oberfläche eines Unterhaltungsproduktes bleiben. Dann hätten die Anderen recht, dass es absurd wäre mehr von einer Reihe wie Harry Potter zu erwarten, da man von einem Holzhammer auch nicht erwartet, dass dieser ein Katanaschwert ist. So haben wir zu dem Thema nur ein stumpfes Schwert erhalten, da wäre sogar ein Holzhammer praktischer.
Edit: Nebenbei, die Lebensweise als Sklave IST NICHT gleichwertig und nicht nur ne Privatmeinung. Allein diese Message zu formulieren zeigt ja das Problem der gesamte Hermine-SPEW-Story auf. Damit formulierst du das Problem sehr gut, da du die Message präsentierst, ohne sie zu verleugnen. Die Umsetzung der gesamten Hermine-SPEW-Story ist halt
spew.