Mortal Kombat 11 Review (Switch-Version)
Metzger und Biologie-Studenten werden sich besonders über die Ankündigung des neuesten „Kampf der Sterblichen“ gefreut haben. Wo kriegt man schließlich sonst eine solche Fülle an Gedärmen präsentiert, ohne dass man sich selbst mit dem roten Lebenssaft besudelt? Jener Lebenssaft fließt auch im elften MK-Hauptteil in derart rauen Massen, dass man sich beinahe in einem Blut-Monsun fühlt. Falls nun jemand ein gewisses Tokyo-Hotel-Lied im Kopf hat, sorry, in Mortal Kombat wird zwar brutal gefoltert, eine solch unmenschliche musikalische Folter wollte ich den Lesern aber doch nicht zumuten. MK 11 fällt wohl in die Kategorie, in welche skeptische Gamer im Vorfeld murmelten „det geht doch eh nicht uff den klenen Nintendo-Toaster zu portieren“ und anschließend fast an ihrer Blutwurst (falls Metzger) beziehungsweise (Frosch) falls Biologie-Student erstickt wären. Gut, der Toaster bekam schließlich die passende Game Card – aber taugt das Körper-Puzzle auch auf dem Hybrid?
Der blaue und der gelbe Schorsch
Hach, der schreibwütige Zelda-Schwärmer erinnert sich an seine erste Erfahrung mit Mortal Kombat zurück, als wäre es gestern gewesen – dabei sind es satte satte 23 Jahre. Auf einem 166 MHz starken Aptiva (nein, ist kein Hustensaft, sondern ein oller IBM-PC) wurde der erste Serienteil anno 1996 im zarten Alter von 15 Jahren gesuchtet. Gut, eigentlich wäre die blutige Klopperei für einen solchen Teenager nix gewesen, dank eines Onkels, dem das Wurst war und Eltern, die davon nichts wussten, war das aber kein Problem. Da waren sie also – der blaue Schorsch (Sub-Zero), der gelbe Schorsch (Scorpion) die Tante im grünen Schlafanzug (Sonya Blade) und der Strohhut-Schorsch (mit weißem Schlafanzug). Außerdem auswählbar: die metallene Hackfresse (Kano), der China-Fritze, der klang, als würde man auf eine Quietscheente latschen (Liu-Kang) und die Mischung aus Heino und Jean-Claude van Damme (Johnny Cage).
In den 90ern wurde der Begriff „Finish Him“ durch die Prügelorgie von Midway (nun Netherrealm) geprägt, heutzutage denkt so manch anderer bei dieser Aussage wohl an diverse andere Orgien in filmischen Kulturgütern der erotischen Art. Gut, genug um die heiße Magensäure aus Reptiles Wampe geredet, all die genannten Figuren sind auch bei MK 11 am Start. Zusätzlich gibt es noch 18 andere Recken / böse Buben, womit wir auf eine Anzahl von 25 kommen. Wer brav vorbestellt hat, der hat Shao Kahn gratis abgestaubt und somit einen Kämpfer mehr, ansonsten muss man ihn sich kaufen. Auf der Switch gibt es in Kampf der Sterblichen 11 keine Beschneidung der Inhalte, alles ist mit der Fassung für PlayStation 4, Xbox One und PC identisch. Rein optisch ist das eine etwas andere Geschichte, die Entwickler haben dem blauen / gelben Schorsch nebst den anderen Figuren einige Pixel aus dem Charaktermodell geprügelt.
Kampf mit Krampf?
Das Wichtigste bei einem Fighting Game (an diverse Kollegen da draußen: nein, es ist KEIN Beat 'em up) ist die Steuerung. Klar, prinzipiell lässt sich MK 11 auch mit Joy-Cons zocken, der Einsatz des Pro-Controllers ist aber definitiv empfehlenswert. Genre-typisch wird der Analog-Stick auf eine Achterbahnfahrt geführt, die bei längeren Spiel-Sessions bei kleinen Drückern zu schmerzenden Händen führen kann. Bei einer Zugfahrt oder sonstigen kürzeren Aktivitäten macht sich der elfte Mortal-Kombat-Teil aber auch mobil gut. Das Spiel zeigt sich generell so oder so recht pingelig bei der Ausführung von Spezialattacken. „Ey, isch hab doch de Speer geworfe, du dabbisch Switch!“, ging es dem Autor dieses Textes des Öfteren durch den Schädel. Höchstwahrscheinlich hängt das Misslingen der Moves aber an der Kompetenz des jeweiligen Spielers. MK11 ist eine Domina, welche die Lern-Peitsche auspackt und erst Ruhe gibt, wenn die Attacken gemeistert sind oder der Spieler frustriert das Safe-Wort schreit.
Im Allgemeinen ist die Steuerung auf der Switch gelungen, zumal sich die einzelnen Aktionen auf beliebige Knöpfe legen lassen. Mittels Feintuning der Gattung Eingabe-Reaktionszeit, Release-Check und Co. kann der Gamer die Bedienung an das eigene Können / Unvermögen anpassen. Gibt es dennoch ein Problem, sitzt dieses vermutlich vor dem Bildschirm und muss sich noch ein paar Mal von der Spiel-Domina auspeitschen lassen.
An der Linie
Bei Mortal Kombat 11 muss die Konsole bestenfalls immer an der Linie (on the Line / Online, hö hö) sein. Klar, man kann sich auch abseits des Internets die Kauleiste durch den Dickdarm hämmern lassen, aber dann eben ohne Belohnungen. In den Kämpfen und in dem Lootboxen- äh Abenteuermodus Krypta gibt es Gold, Seelen, Herzen und Zeitkristalle. Aber mal ganz ehrlich: hatten die ersten Mortal Kombat solch einen Mumpitz? Nein. Haben sie dennoch Spaß gemacht? Aber sicher! Der Online-Zwang ist also nur wichtig, wenn man seine Kämpfer wie Barbie-Püppchen einkleiden möchte oder Wert auf alternative Finishing-Moves sowie Intros legt.
Oder man mag MK 11 ernsthaft kompetitiv bestreiten, mit Ranglisten, Türmen der Zeit etc. Da ist ein Online-Zwang in der Tat sinnvoll. Man kann sich übrigens nicht nur persönlich die Denkmurmel aus dem Popelloch dreschen lassen, sondern eigene KI-Wettstreiter gegen andere in den Ring schicken. Abseits der Linie (off the Line / offline) macht der Titel aber besonders Spaß. Sich zu zweit abends bei einem Bierchen (an die Minderjährigen: alternativ Cola) gepflegt virtuell die Fresse zu polieren, ist schlicht herrlich. Den Storymodus kann man leider nicht zu zweit bestreiten, aber den Controller hin- und herreichen tut es zur Not auch.