Ja, ich habe schon verstanden, dass ein Problem ist, dass das für dich nur unter einem politischen Druck entstanden sein soll (was ich immer noch für eine Unterstellung halte) und darüber haben wir gestern auch ausführlich diskutiert.
Entweder es war politischer Druck, oder es war, um ein politisches Statement zu setzen (das Gerüch besagt Zweiteres, was Ersteres nicht ausschließt). Ich habe in dem Post bewusst darauf verwiesen, dass es sich um ein politisches Statement handelt, denn ob man dem Druck verfallen ist oder einfach „nur“ Rowling eins auswischen wollte, können wir nicht beurteilen.
Nur frage ich mich, was daran problematisch sein soll, wenn gesellschaftliche Entwicklungen auch in populären Medien nachvollzogen werden. Und die Entwicklung geht zum Glück in die Richtung, dass immer mehr Menschen für die Probleme sensibilisiert werden, die die Mehrheitsgesellschaft den Minderheiten schafft. Dazu gehört auch eine Unterrepräsentanz auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens. Das kann man alles als Politik abtun. Aber Medien waren schon immer ein Sinnbild unserer Gesellschaft.
Richtig. Das erreicht man aber nicht, indem man die Charaktere als Sonderlinge in ein für sie völlig unpassendes Setting integriert. Darum kam ich gestern immer mit dem Beispiel des Astronauten. Es spielt nämlich keine Rolle,
was als Sonderling dargestellt wird. Es geht darum,
dass etwas als Sonderling integriert wird. Und das halte ich für einen riesigen Schritt weg von „Normalität“.
Sobald man nicht mehr erwähnen muss, dass X Transgender ist, haben wir das Ziel erreicht und die Menschen sind als „normal“ akzeptiert. In einem Videospiel ist das dann möglich, wenn es in einer Welt geschieht, in der es als natürlich wahrgenommen werden kann. In Cyberpunk erzählt ein Charakter etwas und erwähnt in einem Nebensatz, dass das vor der Geschlechtsumwandlung war. Funktioniert, weil jemand, der dieser Konversation beiwohnt, niemals überrascht wäre, was da passiert ist.
In einem Game, das im 19. Jahrhundert spielt muss man es aber effektiv thematisieren, weil die Charaktere in der Konversation sonst out-of-character agieren. Kein Charakter würde je einfach einen anderen Charakter mit dem Pronomen ansprechen, das die angesprochene Person für richtig hält. Und damit werden die Transmenschen zu Sonderlingen gemacht, weil sie anders behandelt werden als alle anderen.
Oder man beschränkt die Thematisierung auf die Gefühle und Gedanken der Charaktere - dann funktioniert das im besten Fall für den Hauptcharakter (in einem Open World Game mit Charaktereditor nicht mal da) und ganz bestimmt nicht für NPC‘s. Denn bei diesen haben wir keine Möglichkeit, ihre Gedanken zu sehen.
Dein Vorwurf wäre irgendwo berechtigt, wenn die Leute jetzt gezwungen würden, sich einen Trans-Charakter zu erstellen. Aber das ist ja nicht der Fall. Das führt mich dann wieder zu der Frage, warum du es für "eine gefährliche Entwicklung" hältst, dass ein paar mehr Menschen durch diese Option glücklicher gemacht werden, obwohl du davon gar keine Nachteile hast.
Ich halte es für eine gefährliche Entwicklung, dass man Games aus politischer Motivation heraus (nicht zwangsläufig Druck von außen!) anpasst. Ich halte also den Entscheidungsprozess, der zu der Designentscheidung geführt hat für problematisch und nicht die Designentscheidunt an sich. Und wie gesagt, befürchte ich, dass der Hauptcharakter nicht der einzige Transmensch im Spiel bleiben wird. Und dann haben wir das Problem, dass die Authentizität für
alle leidet, völlig egal welche Entscheidung man trifft.
Und ich halte es für absurd als Entwickler eines Games der Schöpferin des Quellmaterials eins auswischen zu wollen. Sie profitieren gerade von einem unglaublichen Hype
weil die Marke Harry Potter verdammt populär ist. Da basierend auf irgendwelchen (leeren) Anschuldigungen intern zu entscheiden, dass man der Person, die einem diese Möglichkeit gegeben hat, gerne eins auswischen will, ist meiner Ansicht nach fast schon frech.