- In beiden Serien geht es letztlich um den Versuch der Zivilisation, einen Zyklus zu durchbrechen.
- In beiden Serien geht es um Kriege und das Chaos in fortschrittlichen Zivilisationen sowie deren Kreaturen und Schöpfungen, die sich gegen ihre Erschaffer erheben. In Galactica sind es die Zylonen, in Mass Effect die Reaper - beides synthetische Lebensformen.
- In beiden Serien gibt es eine übergeordnete Macht. In Battlestar Galactica ist es Gott, der mit Hilfe seiner Engel, die gewissen Figuren als Wissenschaftler Gaius Baltar, als Zylonin Caprica oder als Kara Starbuck Thrace erscheinen, die Geschehnisse lenken will. In Mass Effect ist es Reaper Boy, eine weit entwickelte KI, die alle 50.000 Jahre Gott spielt.
- In beiden Serien schließen sich ehemalige Feinde zusammen, um gegen einen neuen, größeren Feind zu kämpfen. In Galactica die Menschen und Zylonen, in Mass Effect sind es die Völker, die der Spieler zusammen führt.
- In Battlestar Galactica gelingt es nicht den Zyklus zu durchbrechen, wie das Ende der Serie enthüllt. Nachdem die Galactica die Erde gefunden hat und sich die Überlebenden dort niedergelassen haben, gibt es einen Zeitsprung mehrere 1000 Jahre in eine andere Zeit - unsere heutige Zeit - in der die Entwicklung und Technologie von Robotern gerade erst am Anfang steht. In Mass Effect gelingt es je nach Lösung (Tor 1, 2 oder 3) scheinbar den Zyklus zu durchbrechen - die unabhängig von der Entscheidung des Spielers erscheinende Cutscene nach dem Ende der Credits suggeriert jedoch, dass es auch bei Mass Effect nicht gelingt. Die Menschheit scheint erneut auf dem Weg zum Mond zu sein, die Entwicklung von Technologien lässt sich nicht aufhalten. Bei beiden Serien wurde die Zivilisation gewissermaßen in die Steinzeit gebombt; der Unterschied hier ist jedoch: Bei Galactica weiß die nachfolgende Zivilisation nichts von der vorherigen, in Mass Effect erzählt "Stargazer" (der Opa am Ende von ME3) seinem Enkel von der Legende von Shepard.
- In beiden Serien spielt die Synthese von organischem und syntetischem Leben eine Rolle. Bei Galactica wird dies recht früh angedeutet, in Mass Effect erst am Ende.
Viele Gemeinsamkeiten also, wo ist nun der Unterschied und warum zählt Battlestar Galactica für mich zu den besten SciFI-Stoffen und Mass Effect nun nicht? Ganz einfach: Battlestar Galactica ist konsequent erzählt. Die Serie hat schon zu Beginn sehr starke religiöse Untertöne und Anspielungen, die Macher geben dem Zuschauer bereits im Vorfeld reichlich Hinweise, worauf die Serie hinaus laufen könnte. Sie arbeiteten auf das Ende hin. Mass Effect ist zum größten Teil eine sehr einfach erzählte Space Opera der Marke Star Wars oder Star Trek und erschlägt den Fan zum Ende hin mit einer Enthüllung, die so im Vorfeld nie angedeutet wurde. Die Vorbehalte der organischen Wesen gegenüber einer künstlichen Intelligenz ziehen sich zwar durch Mass Effect, die kurzen Konversationen der Figuren (bspw. mit EDI) sind aber (schon allein von der Menge her) eher ein untergeordneter Handlungsstrang und wirken nicht so, als wären sie das übergreifende Thema der kompletten Serie. Daher erwarteten die Fans offenbar einen einfachen und dem Stil der Serie geradlinig erzählten Abschluss, einen in dem die Entscheidungen des Spielers zählen. Das tun sie nämlich im aktuellen Ende nicht. Die Cutscene nach den Credits ist immer die gleiche und für unseren Helden gibt es kein gutes Ende.
Ich bin gespannt, wie die Fans von Mass Effect das verdauen und wie die Verkäufe des kommenden DLCs und möglicher Nachfolger aussehen werden. Ich weiß zumindest für mich, dass ich das nicht mehr brauche. Nicht, weil es mich auf erzählerischer Ebene nicht zufrieden stellt, sondern weil die Mass Effect-Serie am Ende als interaktive Unterhaltung die viel propagierte Entscheidungsfreiheit des Spielers nicht bieten konnte und letztlich sowieso alles egal war. Da ist dann das Grundkonzept für mich einfach nicht stimmig gewesen.
In dem Zusammenhang hier ein kleines Video, mit dem ich mein Argument unterstreichen will:
http://www.youtube.com/watch?v=rPelM2hwhJA