@Damocles Ich weiß gar nicht was ich zu deinem Kommentar groß sagen soll. Wenn die Superkraft, das Setting und die weiblichen Charaktere alles sind, was für dich Teil 1 ausgemacht hat, dann ist das halt so. Das ist schade für dich, denn dann hat Dontnod wirklich an deinen Interessen vorbeientwickelt.
Ich habe geschrieben "in erster Linie". Das heißt nicht, dass mir nur das wichtig war. Die Atmosphäre fand ich auch toll, was ich aber auch geschrieben habe.
Aber auch an dich stelle ich die Frage: Wie viele Teile hätten sie noch entwickeln können, bevor das Konzept ermüdend wird?
Eine gut erzählte Trilogie würde mir vollkommen genügen.
Zu den relatable characters: Ich finde Charaktere können auch nachempfindbar geschrieben werden, wenn das Setting nicht zu 100% realistisch ist. Vor allem in LiS müssen sich die Charaktere doch trotz ihrer Fähigkeiten mit vielen Problemen auseinandersetzen die wir alle kennen.
Bei LiS 1 konnte ich persönlich einfach oftmals nicht hundertprozentig mit den Figuren mitfühlen(außer eben damit, dass Max einfach den Kontakt abgebrochen hat, denn so etwas ist echt mies). Ich bin beispielsweise komplett ohne Vater aufgewachsen, während die Figur Chloe wenigstens für mehr als 12 Jahre einen liebevollen Vater hatte und auch ich hatte lange Zeit ein schwieriges Verhältnis zu meinem Stiefvater aber ich habe meine Wut nie an anderen Menschen, Wäldern oder was auch immer ausgelassen und mir auch nicht aus Protest oder was auch immer die Haare blau gefärbt.
Mir war auch immer klar, dass mir die Welt absolut nichts schuldet, nur weil es andere vielleicht einfacher hatten als ich, denn viele andere hatten und haben es auch viel schwerer(und ja, das war mir auch schon als Teenager bewusst). Diese Art von Erkenntnis vermisse ich bei der Figur Chloe komplett.
Auch finde ich Chloes Umgang mit ihrer Lebenssituation fragwürdig und selbstsüchtig und auch die Motivationen von Max sind mir teilweise absolut schleierhaft geblieben, da darauf bestenfalls oberflächlich eingegangen wurde.
Chloe bedeutet ihr angeblich so viel aber sie hat sich jahrelang nicht mehr bei ihr gemeldet und als sie zurück in Arcadia Bay war, hat sie sich ebenfalls von sich aus nicht mehr bei ihr gemeldet. Aber sie sind angeblich die besten Freunde...
Realistischer wäre es, meiner Meinung nach, gewesen, wenn Max einfach keinen Bock mehr auf Chloe gehabt hätte und deshalb den Kontakt abgebrochen hat, so anstrengend wie Chloe des öfteren war(ich erinnere nur an die Situation mit Kate Marshs Telefonanruf, kurz bevor Max und Chloe den Schrottplatz aufgesucht haben, damit Max eben Chloe mit ihren Kräften bespaßen kann
).
Das hätte man dann aber ansprechen müssen und auch Chloe hätte dann mal über ihr eigenes Verhalten nachdenken können.
Das wäre auch super für die Charaktere und das Storytelling gewesen aber diesbezüglich kam da ja nichts. Selbsterkenntnis, Fehler einsehen etc.
Das alles fällt für mich ebenfalls unter "relatable", denn wir alle haben schon Fehler gemacht, diese bereut und uns, hoffentlich, weiterentwickelt.
Bei Sean Diaz stimme ich Dontnods Definition schon wesentlich eher zu, in Bezug darauf, dass der Charakter wahrscheinlich irgendwo "relatable" ist, vor allem für Menschen, die jüngere Geschwister haben sollten und/oder eben aufgrund der eigenen Herkunft mit Diskriminierung zu rechnen haben(das trifft aber auch hier beides nicht auf mich zu, was aber natürlich nicht heißt, dass mir die Probleme bei Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht bewusst sind), nur passt das für mich eben nicht zu dem, was ich bei LiS 1 empfunden habe, weshalb ich ja geschrieben habe, dass ich die Unterschiede zwischen dem was man in LiS 1 gesehen hat und dem, was in der ersten Folge von LiS 2 gezeigt wurde, als Bruch empfinde.
Klar, für viele Menschen sind Themen wie Teenager-Schwangerschaft und Abtreibung ganz besonders "relatable"(irgendwie passt das englische Wort imo besser als jede deutsche Übersetzung, weshalb ich lieber weiterhin das englische Wort benutze) aber diese Themen wurden ja nicht mal in der Hauptstory behandelt und viele Gamer werden das ganze einfach komplett übersehen haben, weshalb mir die Hauptfiguren diesbezüglich wichtiger sind.
Ich bin, im Gegensatz zu Chloe, nun mal in einer Großstadt aufgewachsen, männlich, heterosexuell, introvertiert und mir darüber im klaren, dass mir die Welt und das Leben absolut nichts schuldig sind.
Wie soll ich da mit Chloe mitfühlen, wenn sie von ihrer ganzen Art her doch nahezu das genaue Gegenteil von mir ist und die Welt scheinbar vollkommen anders sieht und das Leben ganz anders angeht als ich es tun würde?
Aber okay, wir beide sind eher keine Rudeltiere und im allgemeinen von vielen Menschen genervt, also ist da zumindest ein Punkt, bei dem ich sie etwas verstehen kann. Besser als nichts.
Es ist ja schön, wenn viele Gamer wie zum Beispiel Gronkh total mit Chloe mitfühlen können, weil sie vielleicht früher oder auch heute so oder so ähnlich wie sie empfunden haben oder immer noch empfinden. Ich gehöre halt nicht dazu, weshalb mir LiS 1 aus anderen Gründen gefallen hat(zum Beispiel fand ich auch die melancholischen Monologe, die Max ab und zu gehalten hat, wenn sie sich irgendwo hinsetzen oder hinlegen konnte, klasse, weil ich mir solche Lebensfragen auch des öfteren mal stelle und in Erinnerungen schwelge).
In Harry Potter geht es z. B. auch trotz des magischen Settings vor allem um Freundschaft.
Das ist schon klar aber "relatable" sollte man imo auch hier in Klammern setzen. Es geht nicht nur um die Persönlichkeiten der Figuren, sondern auch um ihre Lebensumstände und die sind bei Harry Potter und Co. nun mal ebenfalls, leider, komplett unrealistisch, denn dafür ist vor allem die Hauptfigur Harry Potter viel zu wichtig für die Welt der Zauberer, da er ja der Auserwählte ist.
Wären die Hauptfiguren beispielsweise Neville Longbottom, Ginny Weasley und Luna Lovegood, würde ich dir schon eher zustimmen.
Ich möchte hier aber wirklich nochmal ausdrücklich sagen, dass mir LiS 1 insgesamt wirklich sehr gut gefallen hat.
Was LiS 2 betrifft, warte ich, wie gesagt, zumindest noch die zweite Folge ab, bevor ich mir ein vorläufiges "Urteil"(für mich selber) über den zweiten Teil erlaube. Vielleicht brauche ich einfach nur Zeit, mich an die Veränderungen zu gewöhnen und die späteren Folgen gefallen mir wirklich um einiges besser.
Meine Kritik war ja auch nicht mehr als ein erster Eindruck also ist im Endeffekt momentan noch fast alles offen(außer, dass ich die LiS 2 Superkraft im Vergleich zur Zeitmanipulation aus dem ersten Teil, langweilig finde).