Wir kommen zumindest voran:
P1: Ein Stern steht innerhalb eines Wortes als Platzhalter
P2: Ein Stern kann nicht für etwas stehen, was sprachlich nicht existiert
P3: Die Nutzung des Sternes sollte nicht entgegen der üblichen Nutzung verwendet werden, da es Texte für viele Menschen unlesbar macht.
C: Der Genderstern sollte nicht verwendet werden.
Dennoch: logischer Fehlschluss. C folgt immer noch nicht aus P1, P2 und P3.
Empfehlung: Formulierung einer Prämisse zur Bestimmung der üblichen Nutzung. Vorschlag:
P1: Übliche Nutzung des Sterns ist seine Nutzung als Platzhalter für etwas, das sprachlich existiert.
P2: Der Genderstern steht für etwas, das sprachlich nicht existiert.
C1: Der Genderstern ist keine übliche Nutzung des Sterns
P3: Die Nutzung des Sternes sollte nicht entgegen der üblichen Nutzung verwendet werden, da es Texte für viele Menschen unlesbar macht.
C2: Der Genderstern sollte nicht verwendet werden.
Aus P1 und P2 folgt nun logisch C1.
Aus C1 und P3 folgt wiederum logisch C2.
Ist das Dein Argument?
Keine Ahnung, warum du das so kompliziert gestaltest. Meine ganze Argumentation steht auf der ersten Seite dieses Threads. Sie besteht aus diesen grundlegenden Argumenten:
1. Es gibt, Stand heute, keine relevanten Untersuchungen, die für die Nutzung des Sterns sprechen. Bereits bei der Ablehnung des generischen Maskulinums hat man in Bezug auf wissenschaftliche Untersuchungen Schwierigkeiten, relevante Untersuchungen zu finden. Es konnte bereits festgestellt werden, dass 65 % der deutschsprachigen Menschen mit dem Begriff
"Arzt" einen Mann assoziieren. Das hört sich im ersten Moment zwar nach einem sprachlichen Problem an; in einer ähnlichen Untersuchung zum englischen - also genderneutralen - Wort
"Doctor" war die Assoziation aber noch stärker, da dort 68 % der Leute mit dem Begriff einen Mann assoziieren.
Eine andere Studie hat untersucht, dass die Nutzung der femininen Berufsbezeichnung Mädchen dafür motiviert, einem bestimmten Beruf nachzugehen. Das ist wieder korrekt. Die Schlussfolgerung eben dieser Studie aber als positive Entwicklung durch die Movierung zu bewerten ist aber gewagt. Denn mit dem Begriff
"Ärztin" wurde schlicht ein minderwertiger Beruf assoziiert, sodass sich auch die Mädchen in der Lage fühlten, den Beruf auszuüben. Das Problem liegt also offensichtlich nicht an der Bezeichnung des Berufs, sondern an der problematischen Selbsteinschätzung der Mädchen in Bezug auf die Ausübung von potenziell anspruchsvollen Berufen mit viel Verantwortung.
2. Der Stern erfüllt in der üblichen Verwendung keinen Zweck, weil er keine zusätzliche Information in das Wort bringt. Wir können das Wort
"Mitarbeiter*innen" zwar ausschreiben als
"Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und alle Menschen im Betrieb, die sich nicht mit den beiden Geschlechtern identifizieren"; die Informationen hinter
"Mitarbeiter" sind aber auch ohne den Zusatz bereits inkludiert, weil wir im Deutschen keinen Zusammenhang zwischen dem Genus und dem Geschlecht haben.
Gleichzeitig bringt er eine Vielzahl von Problemen mit sich. Einerseits werden teilweise schlicht falsche - da unvollständige - Wörter eingebaut.
"Ärzt*in" ist damit beispielsweise sogar nach dem Duden komplett falsch, da das Wort
"Ärzt" nicht existiert. Andererseits ist die Nutzung der Possessivpronomen eigentlich unmöglich, weil wir im Deutschen ein überdurchschnittlich komplexes System mit den Pronomen haben. Diese Sätze mit einem Possessivpronomen werden zwar immer als "konstruiert" abgetan. Nur ist das ziemlicher Unsinn, wenn man bedenkt, wie viele Possessivpronomen wir im Alltag verwenden. Dadurch wird die Sprache für viele Menschen nicht nur unglaublich schwierig, sondern der Lesefluss ist definitiv auch erschwert, auch wenn einige Studien festgestellt haben, dass es bei einfachen Sätzen - also ohne Pronomen - keine wirklichen Auswirkungen auf den Lesefluss haben. Und letztlich haben wir das Problem, das ich soeben angesprochen habe, dass der Stern durch die Verwendung als ideologisches Instrument eine neue Funktion in der Sprache erhält, was seltsam ist und die Lesbarkeit gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen zusätzlich erschwert.
3. Und letztlich widerspricht der Genderstern dem natürlichen sprachlichen Wandel. Sprachwandel geschieht im Grunde immer durch eine Anpassung der Sprachgewohnheiten der Sprecher im Alltag. Beim Genderstern ist dies nicht der Fall, da er von einer relativ kleinen Gruppe aus rein ideologischen Gründen forciert wird. Gleichzeitig führt Sprachwandel in eigentlich fallen Fällen zu einer morphologischen Vereinfachung der Sprache. Auch hier widerspricht der Genderstern dem "natürlichen Sprachwandel", auch wenn die Befürworter immer auf den Sprachwandel verweisen, um die Nutzung des Sterns zu legitimieren.
Die Bundeskanzlei der Schweiz hat darum korrekt festgelegt: Die Gendersprache ist nach aktuellem Forschungsstand nicht zu empfehlen, da es kein sprachliches, sondern ein rein ideologisches Instrument ist, das die Inklusion aufgrund der erschwerten Lesbarkeit eher verschlechtert als verbessert.