Sprache ist aber relevant für Ungleichheit, weil in ihr manifestiert sich die jahrhundertelange Ungleichbehandlung von Männern und Frauen und reproduziert sie. Davon bin ich überzeugt. Wenn du das anders siehst, haben wir hier einen ganz fundamentalen Dissenz, den wir kaum aufgelöst bekommen.
Der Vorwurf der Männerfeindlichkeit wird ja in dem Zusammenhang sehr gerne erhoben. Warum es männerfeindlich sein soll, wenn man alle Geschlechter gleichermaßen benennt habe ich aber noch nie verstanden. Aber ich denke, wir kommen hier einfach nicht zueinander.
Ich denke, dass du das Grundproblem ganz gut zusammengefasst hast. Es gibt Leute, die nehmen beim generischen Maskulinum nur Männer wahr und sehen alle Nicht-Männer ausgegrenzt, für andere ist das generische Maskulinum eine geschlechtsneutrale Bezeichnung, die grundsätzlich alle Menschen meint, unabhängig ihres tatsächlichen Geschlechts.
Und wenn man in diesem Punkt schon auseinander liegt, ergibt die übrige Diskussion einfach keinen Sinn. Die Argumente sind ja beiderseitig zu genüge gewechselt und beide Seiten werfen der jeweils anderen Seite vor, die eigenen Argumente konsequent zu ignorieren und behaupten, die eigene Sichtweise ausreichend begründet zu haben.
Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass
a) die Behauptung, das generische Maskulinum nur Männer meine und alle Nicht-Männer ausschließe falsch ist
b) wenn Menschen beim generischen Maskulinum hauptsächlich an Männer denken, das nicht das Problem der Sprache sondern ihr eigenes ist
c) die vorgeschlagenen Lösungen nicht geeignet sind das Problem zu beheben (selbst wenn es bestünde)
d) die vorgeschlagenen Lösungen inkonsequent sind (Expert*innen bspw. schließt nach dieser Logik Männer explizit aus), umständlich, nicht konstant umzusetzen sind (Einzelpersonen z.B. können nicht gegendert werden), den Lesefluss stören und von der überwältigenden Mehrheit schlicht abgelehnt werden
Zu guter Letzt wieder eine Spur Populismus: Für mich ist das Gendern auch ein linker Ausdruck des ewigen Hasses auf den weißen Mann (was absurderweise in der linken Blase weder Rassismus, noch Sexismus sein soll). In diesem Zusammenhang frage ich mich z.B., warum es unüblich ist, negativ assoziierte Begriffe wie Mörder, Vergewaltiger, Täter oder Investoren ebenfalls zu gendern. Da bleibt es dann selbst auf den Wahlplakaten der MLPD beim generischen Maskulinum. Die explizite Mitbenennung von Frauen und anderen politischen Minderheiten scheint bei negativen Assoziationen nicht gewünscht. Ein Schelm (bzw. ein rechtsextremer Verschwörungstheoretiker

), wer Böses dabei denkt.