Jetzt ist es entschieden: Deutschland sichert sich die Steuerflucht-CD. Nordrhein-Westfalen als zuständiges Bundesland hat keine Bedenken mehr gegen den Kauf der umstrittenen Daten. Damit rücken bald die Fiskus-Fahnder aus - die Enttarnung der Betrüger steht bevor.
Berlin/Düsseldorf - Jetzt geht es los. Es ist die Regierung Nordrhein-Westfalens, die das letzte Wort hat. Und sie macht die Sache klar. "Das Signal ist heute Mittag an die Steuerverwaltung gegeben worden", verkündet CDU-Finanzminister Helmut Linssen am Donnerstagnachmittag vor den Landtagsabgeordneten in Düsseldorf. Das heißt: Die Steuersünder-CD wird gekauft. Für mutmaßliche 2,5 Millionen Euro. Mit Informationen über rund 1500 Steuerflucht-verdächtige Deutsche - und vielleicht mehr als 200 Millionen Euro möglichen Nachzahlungen.
[..]
Schäuble ließ die Rechtsexperten im eigenen Haus in den vergangenen Tagen ausführlich prüfen: Ist ein Ankauf des Sünder-Silberlings rechtlich zulässig? Und sind die auf diese Weise erlangten Daten danach überhaupt gerichtlich verwertbar? Am Ende standen die Signale in Berlin auf Grün. Sowohl Schäuble als auch Kanzlerin Angela Merkel sprachen sich für den Kauf aus. Der Bund will sich an der Hälfte der Kosten beteiligen.
[...]
Schon bald könnten überall in Deutschland Steuerfahnder und Staatsanwälte vorfahren, um die Villen von Reichen und Superreichen nach belastenden Unterlagen zu durchsuchen. Die Daten auf der CD liefern für die Fahnder erste Hinweise, doch für ein richtiges Steuerstrafverfahren werden sie weiteres Material benötigen - oder auch Geständnisse der Betroffenen. Sicher ist: Deutschland steht vor einer Welle neuer, peinlicher Schwarzgeld-Enthüllungen - so wie dereinst beim früheren Post-Chef Klaus Zumwinkel.
Noch ist allerdings völlig unklar, wie brisant das Material auf der ominösen CD wirklich ist. Möglicherweise stammen die Daten von der schweizerischen Großbank Credit Suisse. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür bislang allerdings nicht.
Fest steht: Die CD wird gekauft. Aber wie? Und wann?
Dazu schweigen die Beteiligten bisher. Der Zeitpunkt der Übergabe bleibt vage. "Ein Datum kann ich nicht nennen", sagte Wolfgang Schäuble der "Bild"-Zeitung - und setzte hinzu: "Aber lange wird es nicht mehr dauern."