Der Laver Cup war aus mehreren GrĂŒnden die perfekte BĂŒhne fĂŒr den Abschied. Einerseits hatte er ein garantiertes Spiel auf einer groĂen BĂŒhne, das auch klar als sein letztes Spiel angekĂŒndigt werden konnte. Bei jedem anderen Turnier wĂ€re er in seiner Verfassung wohl gegen einen Noname aus dem Turnier geflogen, was ein wenig glanzvoller Abgang gewesen wĂ€re. Hier konnte er zum Abschluss nochmal ein konkurrenzfĂ€higes Spiel gegen eigentlich ziemlich angesehene Spieler bestreiten. Andererseits trat er ab und Nadal, Djokovic und Murray waren alle ein letztes Mal gemeinsam auf dem Platz. Was die Generation eigentlich gut zusammenfasst. Und letztlich ist der Laver Cup ein Turnier, das unter Mitwirken von Federer ins Leben gerufen wurde und hoffentlich seine Karriere ĂŒberdauern wird.
Zum Laver Cup allgemein: imo ist er eine Bereicherung fĂŒr die Tour. Anfangs war ich eher skeptisch, aber die Spieler scheinen die Angelegenheit durchaus ernst zu nehmen. Auch im letzten Spiel von Federer waren Tiafoe und Sock nun nicht gerade zurĂŒckhaltend, was imo fĂŒr das Turnier spricht. In dieser Form darf er gerne bleiben. Auch wenn es nur ein jĂ€hrliches Zusammentreffen von Topspielern ist, die mit SpaĂ, aber trotzdem der notwendigen Ernsthaftigkeit ans Werk gehen.
Zukunft des Tennis: Bei Federer muss man immer auch sein Ansehen mitberĂŒcksichtigen. Man muss ihn nicht mögen, aber er hatte als Spieler eine Strahlkraft, die alle anderen Tennisspieler, auch Nadal, in den Schatten stellt. Er war der mit Abstand populĂ€rste Tennisspieler der vergangenen 20 Jahre, der vielleicht populĂ€rste Tennisspieler aller Zeiten und einer der populĂ€rsten Sportler ĂŒberhaupt. Er hat das ATP Fan Voting nicht umsonst 19x in Folge gewonnen, selbst als er kaum gespielt hat. Und er war auf der Tour beliebt, nicht umsonst wurde er von seinen Mitstreitern 13x mit dem Fairplay Award ausgezeichnet.
Hier geht dem Tennis sehr viel mehr verloren als nur ein Spieler mit Rekorden. Denn er, und hinter ihm Nadal, konnten den Tennissport fast im Alleingang tragen. Djokovic war in diesem Kontext immer weit hinter diesen beiden zurĂŒck, selbst als er alles gewonnen hat. Gab ja eine Zeit lang auch immer wieder Stimmen, wie sehr es Djokovic nervt, dass er trotz seiner Leistungen immer im Schatten der anderen beiden stand. Was irgendwo auch verstĂ€ndlich ist.
Der RĂŒcktritt von Federer, oder spĂ€testens ein RĂŒcktritt von Nadal, wird darum ein riesiges Loch aufreissen und die beiden zu âersetzenâ wird unabhĂ€ngig der Erfolge von Alcaraz und co. fast unmöglich.
Von den Rekorden her? Da bin ich mir weniger sicher. Alcaraz ist zumindest frĂŒher an der Spitze angelangt, als es bei Federer, Nadal, Djokovic und Murray der Fall war. Er hat mit 19 einen GS Turnier und in seiner Generation scheinen ihm die Konkurrenten zumindest momentan nicht gewachsen zu sein. Und ob Nadal und Djokovic ihm auf allem BelĂ€gen das Wasser reichen können wissen wir ja aktuell auch nicht.
Und auch wenn
@Brod seine Konstanz anzweifelt: mit 19 war keiner der Big 4 auch nur ansatzweise so konstant wie es Alcaraz heute bereits ist. Seine mangelnde Konstanz ist darum imo heute noch nicht wirklich ein Indikator. Die Geschichte des Tennisâ wohl viel mehr. Denn eine Konstanz wie die von Djokovic/Nadal/Federer hat es in der Geschichte der ATP Tour wohl noch nie gegeben und es wĂ€re darum fast schon beeindruckend, wenn es Alcaraz schon wieder packten wĂŒrde