Zur Abwechslung äußere ich mich mal zu Comics, die ich noch nicht komplett durchgelesen habe.
Invincible Universe Compendium 1
Hier hatte ich erstmal nicht viel erwartet, Dachte, es gäbe nur ein paar eigenständige Miniserien, die nicht das Niveau der Hauptserie in ihrer Gänze erreichen können. Doch der Band beginnt mit der erweiterten Origin von Atom Eve, die auch für das Special der Adaption auf Amazon genutzt wurde. Ein richtig starker Anfang, der danach nicht mehr erreicht wird und wir landen bei der Bestätigung meiner ursprünglichen Erwartung.
Rex Splode bekommt ebenfalls etwas Herkunftsgeschichte, doch diese gibt nicht viel her. Danach folgen drei aufeinander aufbauende Miniserien über die neue Besatzung eines bestimmten Heldenteams. Hier habe ich die letzte noch nicht ganz gelesen, weil ich die weiter in der Hauptgeschichte spielt als ich diese gelesen habe. Jedenfalls gibt es zwar Einsichten in einige Charaktere, doch die eigentliche Handlung ist doch sehr unbefriedigend und kommt mir stets nur als kleine Vorgeschichte zur nächsten Serie vor. So endet die erste Serie mit der eher plötzlichen Vernichtung der Bevölkerung einer europäischen Metropole und der Oberschurke verlässt ebenso plötzlich demotiviert die Bühne, als ihm die Maske entrissen wird. Hier frage ich mich ernsthaft, warum man die nächste Serie kaufen sollte. Außerdem wird eine merkwürdige Situation um eine Heldin geschaffen, die alles andere als eine inhaltliche Bereichung ist.
Spider-Verse/Spider-Geddon Omnibus
"Spectaculary fun" steht auf dem Cover, während ich mich allmählich frage, wann es endlich zu Ende ist. Ich bin noch mitten in Spider-Geddon, habe zwar ein paar Hefte seit Jahresanfang geschafft, bin aber angesichts der Zeit nicht viel weiter gekommen. Diesen Brocken habe ich vielleicht Ende November angefangen. Gegen Weihnachten habe ich mir Kick-Ass gegönnt und die erste große Reihe verschlungen. Kick-Ass hat Spannung, macht gewissermaßen auch Spaß, Spider-Verse hat beides nicht.
Im Gegensatz zu sonst werde ich jetzt ein bisschen
spoilern. Daher diese kleine Warnung anstatt des üblichen Tags.
Die Antagonisten sind im Prinzip eine Gruppe von Leuten, die kaum sterben, außer der Autor hält es gerade für sinnvoll. Diese stellen sich irgendwohin und sagen: "Picks, du fällst jetzt tot um!" So sehe ich diese Gegner und deren Umsetzung.
Kommen wir doch erstmal zu den positiven Aspekten. Im Rahmen diesen Events wurde Spider-Gwen geschaffen, was mich sehr erfreut. Die Optik ist gut gelungen. Ich habe ohne große Vorkenntnisse ein gutes Bild über die Wandlung von Doc Ock aus dieser Zeit gewonnen. Man hat es tatsächlich geschafft, eine 51-Jahre alte Comicfigur einem frischen Anstrich zu verpassen und darauf aufbauend eine neue Entwicklung für diese einzuschlagen.
Beide Events lesen sich teilweise wie eine Anthologie. So gibt es unterschiedliche Spideys in unterschiedlichen Art Styles. Manchmal wird eine Variation einer bekannten Geschichte erzählt, manchmal wird stattdessen diese vom Event unterbrochen. Mag jemand einen verliebten Spidey sehen, der auf dem Weg zu MJ einfach mal so ermordet wird?
Subjektiv gesehen ist Spider-Verse erstmal schnell ein Tritt in die Magengrube. Dafür muss ich weiter ausholen. Als ich vor über einem Jahrzehnt mich wieder mehr mit Comics widmete, hatte ich die großen Hauptserien gemieden und eher eigenständige Sachen gelesen. Darunter war Marvel 1602, was ich großartig finde. Diese Minireihe hatte ein paar Fortsetzungen, die nicht so großartig waren und nun präsentiert uns dieses Event quasi einen Epilog, wo das Ende dieses Spideys ist, dass er halt jung stirbt. Ich verstehe ja, dass man im Kontext dieses Events, wo die Antagonisten alle Spideys im Multiversum vernichten wollen, sich eben auch an bekannte Versionen wagt. Aber es hat diesen ollen Beigeschmack, dass gelungene Alternativversionen aufgegriffen werden, nur um sie zu töten. Das ist schade, aber dann ist es eben so.
Doch was passiert da beiläufig einige Seiten später? Ich bin seit meiner Kindheit Fan von Spidey. Mit den beiden Cartoons aus den 1980ern hat es angefangen. Spidey und seine beiden außergewöhnliche Freunde liegen tot in ihrem Appartement. Die Basis meines Interesses an Spider-Man und Marvel an sich fühlt sich hier an wie mit Füßen getreten. Wenigstens hat man für den 1960er Cartoon sowie den Comicstrips aus alten Zeitungen einen anderen Weg gelöst.
Okay, das sind persönliche Abneigungen. Objektiv gesehen kann man sich über diverse Anspielungen und Cameos freuen. Selbst japanische Versionen wurden beachtet.
Wer sind denn nun die Gegner? So eine Art Übervampir, den es bereits mal bei 2099 gegeben hat, wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe. Ihre Motivation ist mir nie so richtig klar. Sie wollen sämtliche Spideys auslöschen, weil... diese ihre Lieblingsspeise sind? Es geht um die Spider-Totems, welches ich zuerst bei Spider-Man Noir gelesen hatte. Dies ist quasi so eine Art Metaerklärung, warum es so viele Spideys gibt und diese sich ähneln.
Also werden Spinnenhelden zuerst aufgespießt. Später hat die Waffe dazu plötzlich lebensaufsaugende Fähigkeiten. Hat man sich hier zwischendurch umentschieden? Danach kommen andere Schurken, die dazu einfach nur physischen Kontakt benötigen. Doch weiter später wird klassisch in den Hals gebissen.
Diese Gegner sind langweilig. Sie sind eine Bedrohung, herbeigeholt wie mit der Brechstange. Kaum etwas vermag ihnen etwas anzuhaben und wenn doch gelangt ihr Gedächnis auf magische Weise zurück in eine bestimmte Paralleldimension, wo ein neuer Klonkörper wartet. Ihr Anführer kann sogar den Spidey besiegen, der so eine Universumsmacht besitzt, die das Original temporär besaß und wieder abgab. Gleichzeitig wird eben jener Anführer später einfach mal so von Kaine in seiner Spinnenmonsterform aufgespießt. Dieser stirbt dann ebenso schnell auf ähnliche Weise. Dafür, dass es so viele Kämpfe und vor allem Tote gibt, erinnere ich mich an keine einzige gute Kampfszene. Viele Spideys sind halt innerhalb von zwei Panels tot. Manchmal wirken diese nur wie kurz berührt und dann weggeworfen. Erst eine Aussage in einer Sprechblase gibt dem Leser Auskunft, ob dies nun wirklich schon für einen bestimmten Charakter gewesen ist. Es ist Krieg, da gehören Opfer dazu, aber die Art der Umsetzung kann man ruhig anzweifeln.
Ebenso versteht es das Event nicht, etwas mit den meisten Charakteren anzufangen. Es gibt kaum Interaktionen zwischen den Spideys, außer bestimmte Reaktionen und Dialoge, die die Handlung vorantreiben. Eine echte Ausnahme sind da schon die originale Spider-Woman, Spider-Gwen und Silk, die später ihr eigenes, kleines Event haben sollten. Es gibt eher mal gewisse Momente, wie zum Beispiel diesen Gnom-Spidey. Vermutlich das Produkt einer What-If-Story. Als Gwen Stacey vom Green Goblin getötet wurde, ist Peter Parker ausgeflippt und hat daraufhin selbst den Goblin getötet. Schließlich ist er selbst zum Goblin geworden. Nun trifft er auf Spider-Gwen, was eine richtig gute Entscheidung ist. Leider ist das schon alles Positive daran. Er ist eigentlich noch durchgedreht, ändert dann aber ebenso schnell seine Gesinnung wie er daraufhin sein Leben verliert. Auch wenn diesem Charakter somit zumindest eine gewisse Läuterung gegönnt wurde, zeigt es ganz gut, dass man sich nicht viel Zeit nimmt.
Es gibt sehr viele Spideys hier, keine Frage. Doch ist weniger nicht manchmal mehr? Bis auf wenige Ausnahmen spielen die meisten nur noch eine unbedeutende Nebenrolle nach ihrem Moment und werden früher oder später zum Abfallprodukt.
Diese Punkten machen das Event in meinen Augen sehr ermüdend als unterhaltend. Hinzu kommt die Situation um Superior Spider-Man. Es wird gesagt, dass er innerhalb eines bestimmten Heftes seiner Serie kurz verschwunden ist. Ein Punkt, den ich nach einer Weile erstmal vergessen habe. So taucht dieser Ock-Spidey erstmal nicht mehr auf und wir haben den klassischen Spidey wieder. Verwirrt war ich dann, als Ock-Spidey wieder hinzukam. Am Ende macht es dann wieder Sinn, als er zurück in die Zeit gebracht wird und praktischer Weise warum auch immer dabei sein Gedächtnis an diese Ereignisse verliert.
Und damit sind wir beim großen Ende des Events. Es gibt einen neuen Verbündeten, der die anderen Spideys in ihre Universen zurückbringen kann. Durch die Sache mit Superior Spidey wissen wir nun, dass der neue Verbündete andere durch Raum und Zeit reisen lassen kann. Hm, viele Helden und andere Menschen sind unnötig gestorben, was machen wir also? Alle Spideys sollen ganz schnell in ihre Dimensionen zurück, weil aus nicht bekannten Gründen sie sich dazu keine Zeit nehmen können und es gibt nichts, was man stattdessen machen könnte. Auf großer Macht folgt großer Schwachsinn!
Das nächste Event Spider-Geddon kommt mir bisher wie ein Abklatsch vom vorherigen vor. Interessant fand ich hier ausschließlich die Entwicklung von Doc Ock zum Superior Octopus, als Quasi-Spidey nur im Oktopusstil. Es ist ansonsten gähnend langweilig und ich überlege echt, die meisten Textboxen zu überspringen und nur noch die Bilder zu überfliegen.
Im Kontrast dazu finde ich den Film No Way Home recht gut. Er rundet drei Filmreihen gut ab. Die noch nicht abgeschlossenen CGI-Filme finde ich bedeutend besser. Doch dieser Comicomnibus ist im Vergleich einfach nur mies. Losgelöst betrachtet könnte man zumindest den Teil der Anthologycomics sehen, wenn man hier und da ein paar Sachen streift. Einzelne Geschichten sind schon gut für ihre Länge. Doch als Gesamtwerk ist eine absolute Nicht-Empfehlung.