Wolverine and the X-Men Omnibus (2011)
Wolverine gründet eine neue Schule für Mutanten und benennt diese zu Ehren der verstorbenen Jean Grey. Dabei unterstützen ihn einige X-Men, aber eben nicht alle. Der Comic startet sofort mit dem ersten Schultag, der allerdings auch gleichzeitig der Tag ist, wo das Gelände vom Staat inspiziert wird. Eigentlich dürfte sowas nicht auf den selben Tag fallen, geschweige denn die Schule überhaupt schon offen sein, aber der Anfang lädt allgemein mit vielen komischen Problemen zum Augen rollen ein. Hinzugesellt sich die Einführung der Hauptantagonisten der Serie: Die neue Besetzung vom Hellfire Club, drei Zwölfjährige und eine Elfjährige.
Das Schulpersonal ändert sich in Laufe der Zeit etwas. So ist anfangs noch Kitty Pryde die Vertretung für Wolverine. Es ist mir eine große Freude sie als junge Erwachsene zu sehen, wo ich sie sonst nur als Jugendliche kenne, doch der erste Story Arc nach der Einführung dreht sich um eine Alieninvasion in ihrem Unterleib. Es ist nicht so schlimm wie es sich anhört, aber eine seltsame Wahl für eine Handlung ist es schon.
Danach fängt die eigentliche Katastrophe an, die nächsten Ausgaben fungieren nur als Tie-ins zum Event
Avengers vs. X-Men. Der Fokus wandert mal kurz zu Charakteren, die für die eigentliche Serie nicht relevant sind. Die Erzählung fühlt sich stets unvollständig an. So wechselt ein Charakter schon mal die Seite, ohne das man es nachvollziehen kann oder ein Cliffhanger am Ende eines Heftes wird nicht direkt aufgelöst und ist im nächsten Heft nur noch einen Nebensatz wert. Das eigentliche Event ist dann plötzlich in der eigenen Miniserie vorbei und wir springen zu den Ereignissen danach. Dieser Teil liest sich in diesem Omnibus ohne den Rest dazu einfach nur furchtbar.
Lediglich eine Episode beschäftigt sich mit dem Fernbleiben einiger Lehrer wegen dem Event und wie die Schulleitung darauf reagieren muss, während viele im Fernsehen einfach nur erfahren wollen, was für weltbewegende Konsequenzen draußen passieren. Das ist wirklich gut gemacht und funktioniert eigenständig. Die Bezüge nach dem Event lesen sich besser, das Gefühl etwas verpasst zu haben bleibt jedoch.
Hat man diesen Teil überstanden wird die Reihe besser. Spätestens hier breitet sich ein besonderer Charme aus, den ich wegen der fehlenden Schulatmosphäre beim ersten Omnibus von
Ultimate X-Men vermisste. Kitty geht in ihrer neuen Rolle auf und zwei Romanzen drehen sich um ihr. Zum ersten Mal sehe ich Rachel Summers, die Tochter von Jean Grey und Cyclops aus einer alternativen Zukunft. Den anfangs nervigen Quentin Quire hatte ich bereits schon mal in
New X-Men gesehen und nach etwas Zeit finde ich ihn auch okay. Ansonsten gibt viele neue Schüler, darunter sogar ein Klon von Apocalypse.
Toad ist hier der Hausmeister! Das allein wäre schon ein guter Gag im Hintergrund, doch die Reihe schafft es, dass ich tatsächlich mal Interesse an der Geschichte um ihn entwickelt hatte.
Wolverine bekommt auch ein paar alte Bekannte zu sehen, darunter sogar sein Bruder. Das war für mich eine Überraschung, da ich gar nicht erwartet hatte, das dieser Charakter nochmal aufgegriffen wird. Der neue Hellfire Club lässt allerdings schon zu wünschen übrig, auch wenn es akzeptable Geschichten mit denen gibt. Der Anführer gewinnt für mich nicht viel an Charakter seit dem Ersteindruck dazu. Nur einer der anderen Jungs bekommt eine ungewöhnliche Hintergrundgeschichte, zumindest hätte ich sowas nicht bei X-Men erwartet. Das einzige Mädel steht im Grunde nur im Hintergrund, bekommt ein paar Charakterumschreibungen durch Dialoge anderer und am Ende ist sie doch nicht mehr als ein Charakter, der in einer anderen Serie nochmal auftauchen sollte. Hier ist sie fast schon sinnlos. Das ist jedoch mehr als ich über den dritten Jungen schreiben kann, der nicht mehr als ein Mittel zum Zweck ist.
Dieser Band ist zum Einstieg überhaupt nicht geeignet. Er kann stellenweise nicht mal für sich allein stehen, da für das bessere Verständnis Wissen aus anderen Reihen notwendig ist. Die Storylines sind für mich im Nachhinein kein Kaufargument. Doch die Charaktere mag ich einfach.
Es gibt bloß einige Probleme, die das Gesamtbild vermiesen. So tauchen manche Charaktere, die vor den einzelnen Heften aufgelistet werden, so gut wie gar nicht auf. Gambit beispielsweise soll hier ein Lehrer sein. Man sieht ihn höchstens auf zwei Panels in einer Gruppe. Einer der wichtigen Charaktere vom Anfang ist später plötzlich weg und nur nebenbei wird erwähnt, das eine zweite Schule erbaut wurde und der Charakter nun dort arbeitet. 2012 kamen über die
All New X-Men die ersten fünf X-Men aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Dieser Umstand wird zwar gut in einem Dialog vorbereitet ohne aufgezwungen zu wirken, aber es ist dann doch schon seltsam, wenn einer von denen plötzlich auftaucht. Wobei eine Szene dadurch vernünftig aufgewertet wird.
Fragwürdig finde ich die Blicke in die Zukunft, wo doch nachfolgende Serien irgendwann einen Punkt erreichen, wo vieles kaum noch Sinn macht. Schließlich will man auch in einigen Jahrzehnten noch neue X-Men-Comics verkaufen.
Die Optik finde ich zu Beginn interessant, da recht individuell und ansprechend. Später sehen die Charaktere dann doch eher klassisch aus. Zwischendurch gibt es Designs, die ich fragwürdig finde. So sieht Beast für einige Ausgaben eher wie ein blauer Affe aus. Wenn die Farbe nicht wäre könnte er glatt aus
Planet der Affen stammen.
Eine finale Einschätzung der fast 900 Seiten fällt mir schwer. Sympathien konnten meist geweckt werden, doch die Story an sich überzeugte mich nicht. Zumal ein Crossoverevent hier wie beschrieben zum Anfang sehr störend und schlecht eingebunden wurde. Es fühlt sich einfach nicht rund an. So gibt es am Ende den Schulabschluss für die bekannte Klasse, doch auch wenn das Ende der Reihe absehbar war, war dieses Ereignis für mich dann doch überraschend. Ich hatte nicht den Eindruck, dass hier jetzt wirklich die volle Schulzeit vergangen wäre. Zumindest bin ich gewillt, mir die darauf folgende Reihe auch zu holen.