Marvel Masterworks: The Amazing Spider-Man (1963) Volume 1
Wie es das Cover schon verrät ist natürlich auch hier wieder die Origin aus Amazing Fantasy #15 enthalten. Diese müsste ich nun mindestens fünfmal besitzen. Inhaltlich finde ich diese in Groben ganz gut, enthält das wichtigste um einen neuen Helden zu kreieren und vor allem die Basis seiner Motivation festzulegen.
Als Comic an sich gefällt er mir jedoch nicht so sehr. Aus heutiger Sicht finde ich ihn zu sehr gehetzt. Hinzu kommt eine Masse an Textboxen, die teilweise keinen Mehrwert bilden und nur redundant unterstreichen, was das dazugehörige Panel aussagt. Manche Übergänge zum nächsten Panel sind mir einfach zu plump, gerade das Ende entfaltet daher in meinen Augen nicht seine volle Wirkung.
Danach kommen die ersten zehn Ausgaben der Comicreihe, die vor stolzen 60 Jahren begann. Sie gefällt mir besser als ich es erwartet hätte. Einen roten Faden gibt es zwar nicht, doch finde ich erstaunlich wie viele der bekannteren Schurken hier bereits etabliert werden. So gibt es hier Chameleon, Vulture, Dr. Octopus, Sandman, Lizard und Electro. Nur grüne Außerirdische wollen hier nicht so ganz reinpassen, die die Menschheit über modifizierte Radiogeräte ausspionieren wollen und sofort für immer verschwinden, wenn nur ein Mensch sie dabei erwischt. Zum Ende gibt es dann noch einen Ganovenboss mit dem kreativlosen Namen Big Man. Von dem habe ich noch nie was gehört, aber seine drei Handlanger hatte ich erst kürzlich in Ultimate Spider-Man als Gefolge des Kingpin gesehen.
Die Gegenspieler finde ich bis auf die genannten Ausnahmen richtig gelungen. Meist sind es zwar nur einfache Kriminelle mit einer besonderen Fähigkeit oder zumindest einem Gimmick, doch man hat auch tragische Charaktere geschaffen. Doc Ocks Gehirn nimmt bei seinem Entstehungsunfall ebenfalls Schaden und man weiß als Leser gar nicht so recht, wie sehr er sich dadurch wohl veränderte. Die Echse setzt noch eine Schippe drauf, denn hier muss der Bösewicht und seine Familie vor sich selbst geschützt werden.
Bis auf das Gesicht der Echse haben auch alle Schurken bereits ihr bekanntes Design, wie man es so auch Jahrzehnte später sah.
Spidey selbst ist ebenfalls fürs Erste fertig gesponnen. So ist Peter Palmer der typische Nerd wie wir ihn kennen... Moment, Palmer? Ja, Stan Lee hatte sich tatsächlich für ein Heft nicht an den genauen Namen des Protagonisten erinnern können (
mehr dazu).
Ansonsten haben wir das ikonische Kostüm. Der Spinnenmann verfügt über eine gesteigerte Stärke und kann an Wänden haften. Für die Spinnfäden ist der selbstkreierte Webshooter zuständig. Nur der Spinnensinn ist hier noch etwas anders als man es heute gewöhnt ist. Er warnt vor drohender Gefahr, aber gleichzeitig ist er fast wie ein Radar in einem Videospiel. So weiß Spidey dadurch wo sich gerade ein Hubschrauber auffällt, der ihn vor einer Minute in der Skyline von New York passierte. Auch kann er dadurch herausfinden in welchem Gebäude auf vielleicht 500m Entfernung sich eine Geisel befindet. Er weiß sogar, dass zwei Personen gerade etwas geklaut haben als diese den Raum betreten.
Vereinzelt ist die Moral unseres Helden auch noch nicht so ganz ausgereift. So leiht sich die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft schon mal ein Boot aus oder betritt gewaltsam einen Militärstützpunkt und hofft, dass ihn jemand per Flugzeug mitnimmt, was dann auch tatsächlich passiert. Beides dient zumindest um Leben zu retten oder einen Spion mit geheimen Material aufzuhalten.
Absolut nicht nachvollziehbar ist ein plötzliches Raufen mit Johnny Storm von den Fantastic Four. Als Anhaltspunkt haben wir nur eine Gedankenblase, die besagt, dass irgendein Mädel lieber mit Human Torch statt Spidey ausgehen würde.
Peters Umfeld ist noch recht überschaubar. Er wohnt bei seiner Tante May, in der Schule stechen nur Raufbold Flash Thomson und die eventuelle Beziehungskandidatin Liz Allan hervor. Geld verdient Peter hauptsächlich durch seine Fotos für den Daily Bugle, wodurch wir den Inhaber J. Jonah Jameson und dessen Sekretärin Betty Brant kennen lernen.
Betty entwickelt sich tatsächlich zur ersten Stütze für Pete, birgt aber selbst ein Geheimnis.
Es gibt noch Bonuskram. Interviews, Skizzen, kommentierte Fassungen vor der Kollerierung, nicht verwendete Coverarts, eine Covergalerie und Fotos der Beteiligten von 1964 (Stan Lee habe ich überhaupt nicht wiedererkannt).
Der Inhalt begeistert mich jetzt nicht so wie die Ultimate-Version, doch ich finde es interessant die Anfänge des Superhelden zu lesen, den ich seit der Kindheit mag. Früher hatte ich mal einige Sammelbände gelesen und fand die alten Marvelcomics öde, doch jetzt war es schon eine kleine Freude.