Ich finde es immer interessant, wenn man Linke, die an der Grenze zur Radikalität stehen wie einen John Oliver anführt, aber dann gleichzeitig Tucker Carlson im Gegenzug verteufelt, der wohl deutlich näher am Puls des normalen Amerikanischen Volkes ist.
Die 2020er US Wahl war ein organisatorisches Desaster mit sovielen seltsamen Vorkommnissen, dass die Legitimität der Wahl an sich für immer fraglich sein wird.
Was jetzt in den USA in vielen Staaten glücklicherweise passiert ist, dass man versucht die Integrität zumindest etwas wiederherzustellen indem man den alten Status Quo bestmöglich reaktiviert mit Voter ID, keiner ungefragten Ausweitung von Briefwahlunterlagen und verpflichtenden Signaturüberprüfungen.
Die massiven Unregelmässigkeiten, die durch das verfassungswidrige kurzfristige Ändern der Wahlgesetze in bestimmten Staaten entstanden (da nicht die Legislative diese Änderungen beschloss, sondern die Exekutive), dürfen nie wieder in diesem Ausmass passieren.
Covid war der Vorwand, den die Demokraten benutzen um an den Parlamenten vorbei diese Änderungen durchzuführen. Republikaner haben dies zu spät erkannt, nämlich erst als es zu spät war nach der Wahl.
Man kann einmal einen Fehler machen, aber nicht zweimal.
Nein, John Oliver ist kein Quasi-Linksradikaler sondern ein Comedian, der, ebenso wie auch die ähnlich gelagerten satirischen Talk Show Hosts, nie einen Hehl daraus machen, dass sie eben "nur" Comedians sind und man sie nicht immer ernst nehmen sollte bzw. ihre Meinungen subjektiv und eben derartige satirische Formate unterschiedlicher Qualität (Bill Maher würde ich eher im qualitätsmäßig unteren Bereich ansiedeln) nur subjektiv sind. Tucker Carlson tut dies ausdrücklich nicht. Er gibt sich als Meinungsmacher, als vermeintliche Autorität, als "echtes" News Format aus (inwieweit man irgendeins der Fox News Formate überhaupt als wirklich genuin oder gar Journalismus bezeichnen könnte), Humor ist bei ihm nicht zu finden, dessen verbreitete Informationen aber zu größten Teil nur Verschwörungstheorien sind.
Und nein die 2020 Wahl war ganz im Gegenteil sogar mustergültig und korrekt abgelaufen (natürlich abzüglich der von mir oben genannten Designfehler im amerikanischen Wahlsystem). Die genannten "Vorkommnisse" und Unregelmäßigkeiten wurden wie eben bei den Trump-Apologeten (inklusive Trump selbst) bzw. einschließlich Hasspredigern wie Tucker Carlson lediglich fabriziert, genau um damit die Legitimität der Wahl unberechtiger Weise in Frage zu stellen. Interessant ist aber schon von wem diese Betrugsvorwürfe nicht nur in den USA immer kommen. Und zwar von einer kleinen radikalisierten Minderheit, die sich herausnimmt für die Mehrheit zu sprechen, sich aber von der echten Mehrheit nur in der Lautstärke und Radikalität ihrer zweifelhaften Meinungsbekundungen unterscheidet.
Und IMO sind die bei John Olivers Beitrag genannten strukturellen Probleme des Missbrauchs durch Ausschluss ganzer Wählergruppen durch Voter ID nur die Spitze des Eisberges, was übrigens auch kein reines republikanisches Problem ist. Auch der zweite, gemäßigtere rechte Flügel der US-Parteienlandschaft (sprich die Demokraten) könnten diese absichtlich im Wahlsystem verankerten Probleme ebenso ausnutzen. Bzw. im Falle der IMO ebenso legalen Wahlbetrugsmöglichkeit des Gerrymanderings, wurde dieses antidemokratische Werkzeug in der Vergangenheit ebenso auch schon von den Demokraten ausgenutzt. Aktuell sind es aber in der Tat eher die Republikaner, die fast maßgeschneidert alle Schwachpunkte im US-Wahlsystem auszunutzen versuchen (zum Glück im letzten Jahr erfolglos). Dieses System bräuchte also eine dringende Reform, um solche Dinge wie Voter ID oder Gerrymandering etc. zu eliminieren. Statt bestimmte Wähler gezielt auszuschließen, sollte doch hier wie drüben das Ziel einer Wahl und damit einer funktionierenden Demokratie sein, auch wirklich alle Bevölkerungsgruppen einzuschließen?
Wie schon ein paar Seiten eher von mir genannt, ist ja auch das deutsche System nicht perfekt. Die Überhangmandate und der personalmäßig aufgeblähte Bundestag sind auch etwas was reformiert gehört. Und dass mit aller Konsequenz. Das müsste dir doch sogar in diesem Jahr ebenso recht gewesen sein. Denn ohne diese Überhangsmandate wäre die selbsternannte "Linkspartei" ebenso rausgeflogen
Und muss ich zur AfD überhaupt noch ein Wort verlieren? Man schämt sich ja richtig aus Sachsen zu kommen. Schlimm genug das es hier seit der Wende noch nie eine Regierung ohne CDU gab, was sich sehr negativ auf das soziale Gefüge ausgewirkt hat, wobei die Sachsen CDU schon immer eher weiter rechts stand, aber nun ist Dunkeldeutschland wirklich tief dunkel - dunkelbraun - geworden. Hier in Sachsen kann man wahrlich nicht mit der alten Mär anfangen, die Leute würden die AfD wählen, weil ihnen die CDU zu wenig konservativ sei. Den Beitrag habe ich noch nicht einmal angesehen, gehe aber mal davon aus, dass man mal wieder die Rolle gerade des ÖR unterschlägt, der dem rechtsextremen Sumpf immer gerne eine Plattform, insbesondere in seinen Talk-Formaten gegeben hat. Man hat den Demokratiefeinen quasi den roten Teppich ausgerollt und wundert sich nun, wo diese Leute auf einmal herkommen. Denn einen Hetzer, egal ob er aus der rechten Ecke der CxU kommt oder direkt aus dem braunen Sumpf der AfD, hat man dort immer gerne eingeladen, weil derartige Kontroversen Quote bringen. Hier hat der ÖR gerne jene Instinkte bedient, die in den 90ern eher ein Ding der Privatsender waren, wie z. B. "Der heiße Stuhl" oder die wirklich ekelerregenden Talkshows die von
Joachim Steinhöfel (nun selbst Teil des Sumpfes und Pionier der konservativen Cancel Cultur über Gerichte)
moderiert wurden.
