Der Autor rechnet das gesamte Bürgergeld für 2 Erwachsene und 2 Kinder gegen den Bruttolohn eines Alleinverdieners. Etwas unfairer Vergleich, findest du nicht?
Vorneweg: Ich bin kein Elternteil und habe es auch nicht vor das irgendwann mal zu sein - aus dem einfachen und absolut egoistischen Grund, dass Kinder mich einfach jahrelang viel zu viel persönliche Freiheit kosten würden. Ich habe nur im Familien- und Freundeskreis diverse Kinder diversen Alters und bilde mir aus meinen persönlichen Erlebnissen meine Meinung.
Daher ist das, was ich schreibe in vielen Teilen eher theoretischer Natur, da ich die praktische Seite nur sehr eingeschränkt kenne.
Ich finde den Vergleich nicht wirklich unfair. Die anderen Punkte, die später noch erwähnt wurden, die dabei nicht berücksichtigt wurden, lasse ich mal außen vor. Mir geht es jetzt erstmal nur um den Vergleich, wenn in einer 4-köpfigen Familie Bürgergeld gezahlt oder einer der beiden Erwachsenen arbeitet und der andere Zuhause bleibt und die Kinder betreut.
Natürlich ist sowas heutzutage gesellschaftlich nicht mehr gern gesehen, dass einer (in der Regel die Frau), zuhause bleibt und nicht arbeitet, sondern sich um Kinder und Haushalt kümmert. Kindererziehung ist auch Arbeit (und zwar nicht wenig) und ich bin ganz stark der Meinung, dass das für die Kindererziehung besser ist, wenn man mehr Zeit mit den Kindern verbringen kann. Wenn beide Eltern normal Vollzeit arbeiten und die Kinder in die Kita/Kindergarten gehen, dann werden die Kinder ja auch nur permanent hin-und-her geschoben. Es erzeugt Stress bei den Eltern, weil es Zeitdruck gibt wegen Arbeitszeiten und der dauer, wie lange die Kinder in der Kita bleiben dürfen. Je nachdem wo die Einrichtungen liegen, kommt haufenweise Fahrzeit extra dazu, ggf. können gar nicht beide Vollzeit arbeiten. Und wenn die Eltern dann mit der Arbeit fertig sind und die Kinder abholen, haben viele Eltern echt noch total viel Bock und Motivation was sinnvolles mit den Kindern zu unternehmen. Mal davon abgesehen, dass die Kindern dann vielleicht überhaupt noch 2-3 Stunden haben, währenddessen essen müssen und sich bettfertig machen. Es ist quasi für alle ein Vollzeitjob mit Terminen und Deadlines und und und.
Wenn ein Elternteil permanent Zuhause ist, heisst es ja auch nicht, dass Kinder gar nicht erst in Kita/Kindergarten gehen (wobei ich da die gesetzlichen Vorgaben jedoch nicht kennt, wie viel Zeit dann jemandem zusteht), aber die Zeit kann viel bewusster gewählt werden. Dadurch kann dann auch mehr Zeit mit entsprechendem Elternteil verbracht werden. Das Elternteil ist tendenziell weniger gestresst (auch wenn Arbeit natürlich auch weniger stressig als Kinder sein kann), sollte also theoretisch motivierter sein, was sinnvolles mit den Kindern zu machen. Im Krankheitsfall ist es auch nochmal deutlich entspannter.
Wenn man jetzt vielleicht sogar noch mehr als nur 2 Kinder hat und diese in Kita, Kindergarten, Grundschule... gehen, also man eigentlich viele Einrichtungen hat, die man jeden einzelnen Tag abklappern MUSS, dann macht es das noch viel schlimmer.
Aber das Modell mit nur einem Verdiener und einer, der für Kindererziehung + Haushalt da ist, ist, wie gesagt, ja ein "Auslaufmodell". Natürlich auch deswegen, weil sich das immer weniger Leute auch finanziell leisten können! Aber auch halt aus der erwähnten gesellschaftlichen Sicht. Auch wenn sich eine Frau frei entscheidet - das ist natürlich immer das, worauf es ankommt: Freiwilligkeit - hauptberuflich Hausfrau und Mutter zu sein, kann es durchaus schonmal vorkommen, dass sie "blöd angeguckt" wird. Kenne ich aber nur vom Hörensagen.
Wenn beide Bürgergeld bekommen, können sie die Kinder "entspannt ohne Stress" (ohne geht es natürlich nie, aber es sollte klar sein, was gemeint ist) und Druck zuhause erziehen und alle sind viel flexibler und freier.
Niemand MUSS irgendwohin, keine Termine, kein hetzen, und und und... sie können größtenteils einfach alle machen, was sie wollen und wann sie es wollen.
Für mich persönlich wäre es ab 2 Kinder in der Tat das Optimum, dass nur einer arbeitet und der andere Hausmann/Hausfrau ist.
Ich muss aber dazu auch sagen, dass für mich auch andere Dinge das Optimum wären, die eher nicht so ganz oft anzutreffen sind - z.B. ein eigenes Grundstück mit eigenem Haus und Garten. Ich finde Kinder in einer kleinen Mietwohnung im 8. Stock aufzuziehen echt katastrophal. Ich finde Kinder sollten einfach nach draußen gehen können, aber trotzdem noch einen geschützten Bereich haben --> eigener Garten oder zumindest ggf. Gemeinschaftsgarten des Blockes - der aber halt nicht öffentlich zugänglich ist!
Zurück zum Bürgergeld:
Ich hab mal nen Onlinerechner angeworfen:
- 4 köpfige Familie
- 1x Kind bis 5
- 1x Kind 6-13
- 1000€ Warmmiete, also Miete + Nebenkosten + Heizkosten (ist ggf. sogar noch zu günstig angesetzt, kommt aber natürlich immer auf den Ort drauf an)
--> 2568€ Bürgergeld. (inkl. Kindergeld - das wird angerechnet)
Wenn ich mir jetzt überlege, was der Verdiener der Einzelverdienerfamilie verdienen müsste um merklich mehr Geld zu haben als die Bürgergeldempfängerfamilie und dann hat die Einzelverdienerfamilie trotzdem noch weniger Zeit und mehr Stress, dann ist das schon nicht ganz so wenig.
Wenn die Bürgergeldfamilie jetzt beispielsweise die 2568€ bekommt, dann muss die Einzelverdienerfamilie in Summe (inkl. aller Sozialleistungen) schon zumindest 3400€ haben damit die 160 Stunden monatliche Arbeit (und das ist nur die Netto-Arbeitszeit, eigentlich müsste man aber die Brutto-Arbeitszeit betrachten) zumindest mit 5,20€ pro Stunde bezahlt werden. (Das ist auch meiner Meinung nach ein ganz, ganz wichtiger Punkt - wenn mir 160 Stunden mehr Arbeit pro Monat nur 300€ mehr bringen würden, dann wäre das ein arg lächerlicher effektiver Stundenlohn... und wie gesagt, mit Bruttoarbeitszeit gerechnet ist das nochmal deutlich schlechter)
Davon sind dann 500€ Kindergeld, also braucht der Verdiener der Einzelverdienerfamilie 2900€ netto. Das ergibt ein Jahresgehalt von ca. 56000€ brutto.
Durch höhere Kosten für GEZ und Deutschlandticket oder mehr Tanken oder was auch immer runde ich das jetzt mal moderat auf einen runden Wert: 60000€ brutto - das macht 3100€ Netto.
Ich weiß ja nicht, wie es anderen so geht, aber ich persönlich finde 60000€ Brutto brutal viel.
Sprich du bräuchtest jemanden, der annähernd Spitzensteuersatz zahlt um in einer Familie mit 1 Verdiener + 1 Erwachsener bleibt Zuhause für 2 Kinder+Haushalt im Vergleich zu einer Bürgergeldfamilie 2 Erwachsene + 2 Kinder und alle bleiben Zuhause nicht schlecht dazustehen.
Und ich möchte nicht damit anfangen, wenn die Bürgergeldfamilie jetzt noch was mit Schwarzarbeit am Hut hat.
Natürlich sage ich nicht, dass ich vollumfassend alle Fakten berücksichtig habe. Es ist einfach alles wahnsinnig komplex. Ich weiß auch nicht, was es alles für Förderungsmöglichkeiten gibt. Von daher, wenn hier jemand noch was schönes beizutragen hat, dann immer her damit. Vielleicht ändert sich das Bild dadurch ja nochmal deutlich.
Zum eigentlich Thema: BGE^^
Kommt auf die Höhe drauf an, aber ich würde noch arbeiten, aber deutlich Stunden kürzen.
1200€ BGE + 1200€ neuer Nettolohn (so Pi * Daumen^^) wäre dann durchaus eine Alternative.